Ein dreihufiges Urpferd betritt die Bühne

Internet_Registratur03
Letzte Nacht lag ich wach und fragte mich, ob es ein dreihufiges Urpferd gibt. Ich hatte ein Manuskript für eine Zeitung redigiert und das „dreihufige Urpferd“ einfach so hingenommen. Wie sollte ein solches Pferd denn ausgesehen haben? Hatte es nur drei Beine? Es müsste vielleicht „dreizehig“ heißen. So war es denn auch, ein Blick ins Internet bringt kein Ergebnis auf "dreihufig". Wieder etwas dazugelernt. Falls mich demnächst einmal ein Passant anhält und fragt, ob ich zwei dreizehige Urpferde weiß, dann kann ich jetzt sagen: „Aber sicher, Hippotherium und Pliohippus!"

Hoffentlich stimmt das auch, denn nicht immer ist dem Internet zu trauen. Wer sich zum Beispiel vergewissern will, ob die Schreibweise eines Namen oder Fachwortes korrekt ist, könnte im Internet auch Einträge zu seiner eigentlich falschen Schreibweise finden und sich in trügerischer Sicherheit wiegen. Das wäre peinlich, denn die jeweiligen Fachleute bleiben beim Lesen dran hängen wie an einem Augennagel und schimpfen dich einen Narren.

Umgekehrt ist bestimmten Manuskripten nicht immer zu trauen. Viele Schüler und Studenten schreiben ihre Facharbeiten, Referate oder Seminararbeiten nicht mehr selbst, sondern suchen sich die passenden Textbausteine aus dem Internet zusammen. Der "Copy-and-paste"-Befehl erfordert ja auch eine gewisse Intelligenzleistung, - sie reicht mindestens, wenn man gerne Ein-Euro-Jobber werden will. Lesen möchte man derart zusammengeklaute Texte nicht, es ist Wortmüll, der auf Dauer die Glaubwürdigkeit der Schriftsprache bedroht.

Ein Plagiat zu enttarnen, ist dank Internet nicht schwer, denn es gibt Plagiat-Suchmaschinen und –Software, mit deren Hilfe man übereinstimmende Phrasen entdecken kann. Einfache Suchmaschinen sind manchmal schneller. Zum Test habe ich hier die erste Zeile des gestrigen Abendbummels eingegeben, und bin sofort fündig geworden. Eine Darstellung der Plagiatsproblematik an Universitäten gibt es hier.

Das dreihufige Urpferd war jedenfalls kein Plagiat, sondern vermutlich ein Hörfehler. Nicht richtig hingehört und schon falsch notiert. Schließlich gibt es Paarhufer, warum also keine Dreihufer? Man könnte dieses Wort leicht in die Sprache einführen, indem man es oft im Internet verwendet. Falls dann einer zu faul ist, im Lexikon nachzuschauen, ist das dreihufige Urpferd in der Welt. Es hat übrigens an jedem Bein drei Hufe und geleitet fast so schön dahin wie Sleipnir, das achtbeinige Ross des nordischen Göttervaters Odin.

Teppichhaus-Internetregistratur
3192 mal gelesen
immekeppel - 16. Mai, 19:23

nun, wenn es dreiräder gibt, gibt es vielleicht ja auch dreihufer, wer weiß, das sind vielleicht zweihufer, also satyre mit einem gehstock

Trithemius - 16. Mai, 19:56

Die Angreifer vom Mars in "Krieg der Welten", hatten die nicht auch drei Beine?
Lo - 16. Mai, 20:01

Das Dreibein ist bekannt.
Schuster sollen so etwas besitzen.
Nicht anatomisch, sondern zum Besohlen......

Trithemius - 16. Mai, 20:06

Du hast Recht, danke für den Hinweis ...

Schusterdreibein, an jedem Bein ein Fuß.
Prinz Rupi - 16. Mai, 22:11

Ein Fachbuch zu redigieren, das letztlich objektive Wahrheit verkünden soll und dem Stand der Forschung entspricht, stelle ich mir höchst mühsam und zeitaufwändig vor.

Hochachtung vor Deiner Leistung, Don Trithemius!

Trithemius - 16. Mai, 23:14

uff, ich werd glatt eingebildet...

Verehrter Prinz,

von diesem Handwerk versteht Ihr mehr als ich. Am besten gefällt mir, wenn es gelingt, einen Text sprachlich zu glätten und trotzdem die eigentümliche Diktion des jeweiligen Autors zu bewahren. Das ist besonders schwierig bei Texten von Jugendlichen, die ich zur Zeit redigiere, damit sie in der Zeitung erscheinen können.

He, mir geht dein Text von heute gar nicht aus dem Kopf!

Tschuldigung, mein Prinz, ich hatte mich im Jargon vergriffen.

Beste Grüße
Trithemius
immekeppel - 17. Mai, 11:47

nachtrag

vielleicht handelte es sich ja hier auch um die affaire dreyfuss ;)

Careca - 18. Mai, 23:39

Aha. Ich hab dich in der Sidebar und werde als Plagiator geführt ... hmpf ...

Trithemius - 19. Mai, 12:24

Das tut mir leid,

bester Sir. Als ich den Test gemacht habe, tauchtest du noch nicht auf. Ein Versehen, Pech, nicht so gemeint ...

Trackback URL:
https://trithemius.twoday.net/stories/3736773/modTrackback

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Teppichhaus Trithemius / Teestübchen Trithemius

Aktuelle Beiträge

Die Papiere des PentAgrion...
<img alt="Papiere des PentAgrion bd 2" style="margin:5px;"...
Trithemius - 23. Apr, 13:18
Die Papiere des PentAgrion...
Folge 2.1 Die Macht der Jacke - Folge 2.2 Von den Socken...
Trithemius - 3. Feb, 09:49
Papiere des PentAgrion...
Folge 2.1 Die Macht der Jacke - Folge 2.2 Von den...
Trithemius - 3. Feb, 00:20
Die volle Wahrheit über...
Dienstagmorgen kurz vor der Teestübchen-Redaktionskonf ernenz....
Trithemius - 25. Apr, 19:16
Besser aufrecht sterben,...
Besser aufrecht sterben, als mit kalten Knien leben! Nach...
Lo - 25. Feb, 17:03
An einem Sonntagmorgen...
Allmorgendlich klappe ich den Tagesschau-Feadreader...
Trithemius - 25. Feb, 10:45
Teestübchen Humorkritik...
Morgens werde ich wach, ist mein Humor weg, die heitere...
Trithemius - 13. Feb, 17:30
Hallo Melanie,
welch eine Überraschung. Du bist mir offenbar nicht...
Trithemius - 3. Jan, 17:02

RSS Box

Links

Suche

 

Kalender

Mai 2007
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 3 
 4 
11
17
20
26
 
 
 
 

Web Counter-Modul

Status

Online seit 6257 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits


Abendbummel online
Bild & Text
Ethnologie des Alltags
Frau Nettesheim
freitagsgespräch
Gastautoren
Hannover
Internetregistratur
Kopfkino
Pataphysisches Seminar
Pentagrion
Schriftwelt im Abendrot
surrealer Alltag
Teppichhaus Intern
Teppichhaus Textberatung
Textregistratur
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren