Teppichhaus Trithemius (offene bloguniversität) : Rubrik:Kopfkino
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2017-11-08T08:05:51Z
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Teppichhaus Trithemius
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Beobachtung auf Höhe der Hasenpfote
http://trithemius.twoday.net/stories/beobachtung-auf-hoehe-der-hasenpfote/
<b>Zuerst sei er nur</b> überrascht gewesen von der Ähnlichkeit der Frau im Publikum der Kabarettsendung mit seiner verflossenen Geliebten. So ein Gesicht gäbe es vermutlich nicht zweimal. Ihr Gesicht sei zierlich, hatte der Optiker vor mehr als vier Jahren im Schwabinger Brillenstudio gesagt, als er ihr von einem zu mächtigen Brillengestell abriet. "Ein zierliches Gesicht", das habe er damals gedacht, sei ein zutreffendes Attribut. Vier Jahre habe er sie nicht mehr gesehen. Jetzt habe da eine im Publikum gesessen, halb verdeckt hinter den auftretenden Kabarettisten mit eben so einem zierlichen Gesicht, aber mit langen blonden Haaren. Er habe sie als Brünette gekannt. Und kurz vor ihrer Trennung habe sie sich einen Bob schneiden lassen, ich wisse schon, die Haarspitzen bis zum Kinn. Ob ich wüsste, wie lang die Haare des Menschen im Jahr wachsen könnten? 15 Zentimeter? Das wären ja 60 Zentimeter in vier Jahren! Die Länge könnte hinkommen, und aus einer Brünetten könne mit Hilfe der Friseurhandwerkskunst leicht eine Blonde werden.<br />
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2017-11-08T08:01:00Z
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Am Bahndamm - oder von einem, der Joseph Beuys ins Gesicht geschlagen hat
http://trithemius.twoday.net/stories/am-bahndamm-oder-von-einem-der-joseph-beuys-ins-gesicht-geschlagen-hat/
Heute morgen fand ich in einem Moleskine-Büchlein diese Notiz: Wenn alle Menschen sich gleichen würden wie Zwillinge, würden wir bald merken, dass sie keine Zwillinge sind. Nämlich, um sie zu unterscheiden, würden wir ein feineres Sensorium entwickeln. Wann immer es notwendig ist, fein zu unterscheiden, schärfen sich unsere Sinne. Aus dieser Notiz hat sich eine Erzählung entwickelt, die an die kleine Rundtour von gestern anknüpft, nämlich just, wo die Straße ein Wäldchen umrundet, am Beginn des kleinen Anstiegs unterhalb des Bahndamms
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2017-06-06T11:07:00Z
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Mensch im Mantel Etwas über drinnen und draußen
http://trithemius.twoday.net/stories/mensch-im-mantel-etwas-ueber-drinnen-und-draussen/
Hyggelig ist das dänische Wort für Gemütlichkeit. Die Entsprechung im Deutschen wäre heimelig, aber anders als heimelig ist hyggelig ein nationales Stereotyp der Dänen. Man möchte die Nordleute fast beneiden, denn hyggelig lebt vom Kontrast zwischen warmen Stuben und einer ungestüm kalten Natur. Man muss sich beeilen, die Tagesgeschäfte zu erledigen, denn derzeit geht die Sonne noch früh unter. Wenn die Dämmerung aufzieht, mache ich es mir hyggelig, hülle mich in eine bequeme Hose, schlüpfe in eine flauschige Hausjacke, entzünde freundliche Lichter, schaue an den Heizkörper gelehnt schaudernd aus dem Fenster und freue mich am Kontrast zwischen drinnen und draußen. Zwischen den beiden Umständen steht grammatisch nur die Konjunktion und und physikalisch eine Fensterscheibe aus Isolierglas. Unsere germanischen Vorfahren nannten das Fenster Windauge, was noch weiterlebt im engl. Window. Das Fenster war also die erste Erweiterung des menschlichen Auges. Doch wenn der Wind kalt wurde, kam Zug auf das Auge und es musste verhängt und durch Läden verschlossen werden. Die Sitte, den eisigen Wind mit transparentem Glas fernzuhalten, kannten schon die Römer, kam aber nördlich der Alpen erst im Mittelalter auf.<br />
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2016-12-22T09:18:00Z
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Retro total Über die bald mögliche Simultanität der Zeiten und wie sie das Ende...
http://trithemius.twoday.net/stories/oktober-26-2016-retro-total-ueber-die-bald-moegliche-simultanitaet-de/
Wie derzeit das Akustische und Visuelle vergangener Zeiten sehr genau reproduziert werden kann, zeigen Schallplatte und Film aus den 1960-er Jahren. Wie heute sogar dreidimensionale Klänge und Bildwelten sich digital speichern lassen und jederzeit reproduzierbar sind, so könnte es eines Tages gelingen, auch den haptischen Erfahrungsbereich sowie Gefühle perfekt zu konservieren und für spätere Zeiten reproduzierbar zu machen. Zusammen mit Bild und Ton ergäbe das die Simultanität der Zeiten ohne Zeitparadoxon, denn insgesamt schritte der Mensch weiter in der Zeit voran.<br />
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2016-10-27T16:24:00Z
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Auf ewig ohne Halt - eine SF-Kurzgeschichte
http://trithemius.twoday.net/stories/auf-ewig-ohne-halt-eine-sf-kurzgeschichte/
Es wäre ja wohl klar, wem das absolute Halteverbot gelte, sagte Botschafter Brockhaus. Nur die Erdbewohner des westlichen Kulturkreises könnten seine Bedeutung überhaupt verstehen. In geringer entwickelten menschlichen Kulturen betreibe man weder Automobile noch Raumfahrt, werde mithin auch nicht mit dem Verkehrsschild konfrontiert.<br />
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Er könne darin keine Diskriminierung irdischer Lebewesen aus der westlichen Hemisphäre erkennen, sagte der für die Beschwerde zuständige Beamte der Unteren Galaktischen Verkehrsbehörde. Sein Name wurde von den gängigen Übersetzungsprogrammen als Hono Kono transkribiert, was sie fälschlich übersetzten mit Sardonisches Grinsen. Wenn keine Notwendigkeit bestünde, das absolute Halteverbot auszuweisen, wäre es nicht am Rande des solaren Planetensystems platziert worden. <br />
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2016-09-18T08:43:00Z
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Apokalyptische Sommerhitze und Temperatursturz
http://trithemius.twoday.net/stories/apokalyptische-sommerhitze-und-temperatursturz/
Und dann ist es von Tag zu Tag immer heißer geworden, und man hat nicht mehr gewusst wohin mit sich. Das dumme Vieh ist ja bei Hitze schon immer freiwillig in den Schatten gegangen. Zum Schluss hat der Mensch es dann auch eingesehen. Obwohl bis zuletzt welche in der prallen Sonne gelegen haben, weil es ihnen offenbar von irgendwoher befohlen wurde. Man hat auch immer mehr Kleidung abgelegt, was namentlich bei den Männern nicht immer schön anzusehen war. Die haben das aber nicht mehr gemerkt, denn zuletzt hat nur noch die Gucklust funktioniert und bei den Männern unschöne Stielaugen hervorgerufen. Die Frauen haben getan, als hätten sie nichts damit zu tun, obwohl sie natürlich hätten wissen müssen, dass spärlich verhüllte Reize viel stärker die Phantasie anstacheln als völlige Nacktheit. Allerdings sind die unsittlichen Ausfälle seltener geworden, weil sich die Erregbarkeit bei den meisten nur noch in den Augen aufgehalten hat.<br />
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2016-08-29T17:47:00Z
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Prustlach, ein Witz und noch einer!
http://trithemius.twoday.net/stories/prustlach-ein-witz-und-noch-einer/
" Eozän, das: Erste der drei großen Perioden, in die Geologen das Alter der Welt unterteilt haben. Aus dem Eozän stammen die meisten bekannten Witze." <br />
Ambrose Bierce (1842 1914), US-amerikanischer Journalist und Satiriker, aus: Bierce, Des Teufels Wörterbuch (The Cynics Word Book), <br />
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Mittwochabend habe ich mal wieder versucht, einen Witz zu erzählen, und zwar beim geselligen Limmern. Das Verb limmern ist gebildet nach der überaus lebendigen Limmerstraße im hannöverschen Szene-Stadtteil Linden-Nord. Dort trifft man sich an warmen Sommerabenden, hockt auf Fensterbänken und auf echten Bänken, guckt Leute, plaudert und trinkt Flaschenbier, immer umkreist von Flaschensammlern, die durch ihr höfliches, aber manchmal voreiliges Flaschenbetteln den Bierkonsum anheizen.<br />
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2016-07-30T18:16:00Z
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Kellerassel verstößt gegen intergalaktisches Recht
http://trithemius.twoday.net/stories/eine-kellerassel-verstoesst-gegen-intergalaktisches-recht/
Es hat geregnet. Ein schwerer Landregen ist niedergegangen. Im Hof zwischen den feuchten Fliesen kriecht mit provozierender Langsamkeit eine Assel. Die Abmessungen einer Asselwelt zugrundegelegt, betrachte ich sie aus großer Höhe, derweil ich meinen Fahrradsattel trocken wische. Weil ich so wenig über Asseln weiß und weil sie sich so seltsam stoisch bewegt auf ihren kaum sichtbaren sieben Beinpaaren, stelle ich mir vor, die Assel wäre das Raumschiff einer außerirdischen Spezies, eher noch das Landungsschiff, mit dem sie unsere Welt erkunden.<br />
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2016-06-26T12:26:00Z
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Einiges über die Heimtücke meiner Handschuh
http://trithemius.twoday.net/stories/einiges-ueber-die-heimtuecke-meiner-handschuh/
Weil hier der Frühling noch immer auf sich warten lässt, muss ich über ein Problem schreiben, nämlich über die Heimtücke meiner Handschuh. Sie sind reichlich klobig. Aber ich trage sie trotzdem, nachdem ich meine schlankeren Handschuh vor gut zwei Jahren im Büro meiner Steuerberaterin vergessen habe. Wann immer ich mit dem Fahrrad fahre, ziehe ich mir diese dicken Handschuhe über, erstmals wenn ich vor der Wohnungstür auf dem Treppenabsatz stehe. Als Rechtshänder stecke ich meinen Hausschlüssel immer in die rechte Jackentasche. Da steckt aber schon die Geldbörse, weil ich sie nicht in der Arschtasche tragen will, damit sie mir die Hose nicht nach unten zieht. Dabei ist sie nicht mal schwer, weil ich nur Silbergeld in ihr dulde, alle anderen Münzen aber in einer Kaffeedose sammle, um sie später bei der Deutschen Bundesbank gegen frisch gedruckte Scheine einzutauschen, weshalb ich immer ganz unwirsch werde, wenn eine Kassiererin mich etwa fragt: Haben Sie zwei Cent? Sehe ich etwa wie ein Kerl aus, der zwei Cent mit sich herumschleppt?<br />
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2016-03-21T09:31:00Z
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Austrocknende Gedanken über Wasser
http://trithemius.twoday.net/stories/austrocknende-gedanken-ueber-wasser/
<b>Der Text hier</b> ist leider unter der Sonne eingetrocknet, versumpft quasi ohne Pointe. Dabei fängt er mit einer Erkenntnis an: Das ausgedehnte System der Teiche und Kanäle im hannoveranischen Georgengarten ist aus einem Altarm der Leine entstanden, vermutlich nicht durch Austrocknung, sondern durch Baumaßnahmen bei der Anlage des Parks im 19. Jahrhundert. Ein Altarm, der zum Teich gemacht wurde, ist von den Gewässern die allertraurigste Erscheinung. Was einst stolz geflossen und manchmal frech über die Ufer getreten ist, kann jetzt nicht mehr weiter, ist abgeschnitten von Erneuerung, steht nur noch da, trübt sich ein und verschlammt.<br />
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2015-08-07T08:47:00Z
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20 Punkt kompress Landpartie
http://trithemius.twoday.net/stories/20-punkt-kompress-landpartie/
Die Schranke geht nieder, hüpfte noch zwei-, dreimal auf und kommt leise klirrend zur Ruhe. Eine Weile bleibt es still. Dann beginnt die Luft zu knistern, das anschwellende Sirren der Gleise.<br />
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2015-05-31T17:02:00Z
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Das Urteil des Schemjaka
http://trithemius.twoday.net/stories/das-urteil-des-schemjaka/
Das Urteil des Schemjaka, ein russisches Volksmärchen in der Fassung von Giovanni Sercambi hat mir so gefallen, dass ich die Inhaltsangabe im April 1993, heute vor 22 Jahren, in mein Tagebuch schrieb. In dieser Geschichte rührte mich die Figur eines armen Mannes namens Landrea, der unschuldig in schier aussichtslose Umstände gerät, dem aber am Schluss durch kluge Richter wirklich Recht zugesprochen wird, zu wundersam um nicht Märchen zu sein. (Ich hoffe, der Text ist lesbar, war zu faul, ihn noch mal abzutippen. Und ganz verzichten auf Handschrift sollten wir sowieso nicht.)<br />
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2015-04-10T12:00:00Z
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Eine Hundemama, ein Radfahrer, fünf Hunde und ein Zeh
http://trithemius.twoday.net/stories/hundemama/
Eine Frau ist mit vier kleinen Hunden und einem Schäferhund auf einem zum Fußweg offenen Spielplatz. Plötzlich beginnt der Schäferhund einen kleinen Hund zu jagen. Es geht rund und rund. Die Kreise der zwei streifen über den Fußweg und nähern sich dem Fahrradweg, auf dem gerade ein Radfahrer heranrolllt. Die Frau schreit den Schäferhund an Sean! Sean! Als der Schäferhund geduckt an ihre Seite kommt, tadelt sie ihn: Hast du nicht alle Latten am Zaun?<br />
Der Radfahrer hat der Hunde wegen anhalten müssen.<br />
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<b>Radfahrer: </b>Ihr Hund kann das nicht verstehen. Kein Wunder, dass er nicht gehorcht. Es erfordert ein hohes Maß an Intelligenz, von Hast du nicht alle Latten am Zaun auf den gemeinten Inhalt zu schließen. Das können Sie ja nicht mal.<br />
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2014-10-08T08:33:00Z
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Einiges über das menschliche und das technische Maß
http://trithemius.twoday.net/stories/einiges-ueber-das-menschliche-und-das-technische-mass/
<b>Neulich ist mir</b> aufgefallen, wie ich mir Entfernungen räumlich vorstellbar mache. Ich greife zurück auf frühe, quasi kindliche Erfahrungen. Zwischen unserem Dorf und dem Bahnhof des Nachbardorfes lagen zwei Kilometer. Die Strecke bin ich gegangen, wann immer ich mit dem Zug fahren wollte, beispielsweise nach Köln. Die Entfernung nach Köln betrug 20 Kilometer. Bei klarer Sicht konnte man über die Felder hinweg ganz schemenhaft den Kölner Dom sehen. Die Kreisstadt Grevenbroich war zwölf Kilometer entfernt. Da war das Freibad, und ich bin mehrmals mit dem Fahrrad hingefahren. Zum Kloster Knechtsteden mit seiner Klosterschule radelte man sechs Kilometer. <br />
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2014-09-12T09:42:00Z
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wellen, wellen, wellen
http://trithemius.twoday.net/stories/wellen-wellen-wellen/
<b>In frischer Morgenluft</b> fuhr ich mit dem Rad ein Stück die Ihme hinauf, vorbei am Wehr, wo aus dem schnellen Graben das Wasser der Leine in die Ihme stürzt. Auf der Wiese wurden zu mietende Kanus von Anhängern abgeladen. Kleine Gruppen standen beieinander und wurden für Kanufahrten instruiert. Jeder hatte schon die leuchtend orangefarbene Schwimmweste umgetan. Ich überquerte die Leinebrücke zum Maschsee hin. Ah, wie sanft die Leine dahin zieht mit dem wenigen Wasser, das man ihr gelassen hat. <br />
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<b>Vorher war die </b>Ihme vom Uferweg nicht zu sehen gewesen. Ein Meer von hohen Stauden verwehrt die Sicht. Das Kraut blüht dunkelrot mit einem Stich zum Violetten, und die Blüten duften durchdringend bis hart an den Rand des Unangenehmen. Vermutlich ist das Zeug von irgendwo eingewandert, sein Same mit Meteoriten von fernen Planten zu uns gekommen, und breitet sich langsam von der Ihme aus, um irgendwann den ganzen Planeten zu erobern. Man soll nicht sagen, ich hätte nicht gewarnt.<br />
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<b>Aber egal jetzt. </b>Es rollt so schön am Maschsee entlang. Da sind schon die ersten Zelte vom Machseefest. Zum Glück haben alle Vergnügungstempel, Sauf- und Fressbuden noch geschlossen. Ich kann ungehindert durch die stille Budengasse am Nordufer entlang der Promenade rollen und mich an die Umrundung des Maschsees machen. Doch da lockt in der Sonne eine leere Bank. Warum nicht hier eine Weile sitzen? Es ist ja noch so früh! <br />
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<b>Ein leiser Wind </b>streicht von Süden über den See und kräuselt die Wasserfläche. Kleine Wellen streben dem Nordufer zu. Nach einer Weile frage ich mich, was geschieht, wenn sie an die Ufermauer treffen. Wohl gar nichts; sie werden sich nicht auftürmen dort. Dazu sind sie zu schwach. Sie werden einfach aufhören, Wellen zu sein. <br />
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<b>Ach, wie dumm</b> die deutsche Sprache doch ist, indem sie jederzeit liebedienerisch Substantive anbietet für Vorgänge. Indem wir eine Bewegung Welle nennen, denken wir wie Starrköpfe. Wir haben zwar das Verb wellen, nutzen es aber selten. Denn wollte ich schreiben Das Wasser wellt sich, denkt man sogleich an eine Riesenwelle, die sich aufbaut und, einen Tunnel bildend, nach vorne rollt, um an ihrem Kamm zu brechen. Ein todesmutiger Surfer schneidet die Welle im Tunnel an und lässt sich in ihr vorwärts treiben, bis die Gischt über ihm zusammenbricht, ihn mit sich reißt bis auf den Grund. Ob er noch mal auftauchen wird? Das sind bange Minuten.<br />
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<b>Hallo?! Wir sitzen</b> am Maschsee. Das ist kein Gewässer für Wellensurfer. Wie die Wasserfläche vor dem Wind sich kräuselt und wie es scheint, vorbeiströmt, wirkt der See wie ein Strom, breiter als der Rhein. Von links nach rechts wellt es sich unablässig wie wäre ich sehr betrunken, besoffen, richtig hackevoll, wenn das Bild meiner Umgebung gegen alle physikalische Logik unablässig vor meinen Augen von links nach rechts schiebt, ohne je nach links wieder zurückzukehren. Es heißt in solchen Fällen, dass die Welt sich drehe, aber es ist gar kein Drehen. Es ist immer das gleiche Bild, das sich vorbeischiebt. Wie das Bild dieser Wellen hier, die ja keine Individualität haben, auch gar nicht bestehen, sondern sich nur gleichförmig immer wieder neu bilden, so dass es besser wäre nur von wellen zu sprechen, weil sie gar keine Wellen sind.
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