Rezeptionsforschung übern Biertisch
von Trithemius - 16. Okt, 18:54
Ziemlich aufgekratzt berichtete Herr Leisetöne gestern Abend im Vogelfrei von einem Geschichtsseminar. Was den Mann sympathisch macht, ist seine Begeisterungsfähigkeit. Genauso begeistert und begeisternd schilderte er, dass er sich künftig der Rezeptionsforschung zuwenden wolle.
Rezeptionsforschung ist ein Zweig der Literaturwissenschaft, der erst in den 60ern und 70ern des letzten Jahrhunderts populär wurde. Bis dahin hatte sich die Literaturwissenschaft vornehmlich mit dem Werk und seinem Autor befasst. Die Rezeptionsforschung rückte den Rezipienten, also Leser in den Mittelpunkt. Diese radikale Wendung weg vom Autor hin zum Leser entspringt der Erkenntnis, dass ein Autor nur die halbe Arbeit leisten kann. Für sein Werk ist auch ein sinnstiftender Leser erforderlich. Anders: Ein Buch, das keiner liest, ist kein Buch, sondern ein Dekorationsstück im Regal. Diese Zeilen hier sind nur Krakel auf dem Bildschirm, bis ein verständiges Auge sie sichtet. Die Voraussetzungen und Begleitumstände des Lesens, die Dispositionen des Lesers sind grob gesagt die Gegenstände der Rezeptionsforschung. Sie bedient sich häufig empirischer Verfahren.
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Rezeptionsforschung ist ein Zweig der Literaturwissenschaft, der erst in den 60ern und 70ern des letzten Jahrhunderts populär wurde. Bis dahin hatte sich die Literaturwissenschaft vornehmlich mit dem Werk und seinem Autor befasst. Die Rezeptionsforschung rückte den Rezipienten, also Leser in den Mittelpunkt. Diese radikale Wendung weg vom Autor hin zum Leser entspringt der Erkenntnis, dass ein Autor nur die halbe Arbeit leisten kann. Für sein Werk ist auch ein sinnstiftender Leser erforderlich. Anders: Ein Buch, das keiner liest, ist kein Buch, sondern ein Dekorationsstück im Regal. Diese Zeilen hier sind nur Krakel auf dem Bildschirm, bis ein verständiges Auge sie sichtet. Die Voraussetzungen und Begleitumstände des Lesens, die Dispositionen des Lesers sind grob gesagt die Gegenstände der Rezeptionsforschung. Sie bedient sich häufig empirischer Verfahren.
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