Vollrohr ins Sommerloch
von Trithemius - 15. Aug, 21:14
Eigentlich hätte ich in der Stadt gern eine Pizza gegessen. Doch ich bin mir nicht sicher, welchen Clans die jeweiligen Pizzabäcker angehören. Wer möchte schon versehentlich über einer Pizza Funghi erschossen werden, über einer mit Salami erst recht nicht. Da sieht das Blut ja aus, als gehöre es zum Belag. Übrigens gibt es in der Nähe der Duisburger Bluttat eine Überwachungskamera. Vermutlich wird bald ein Mitschnitt der Aufzeichnung bei You Tube zu sehen sein. Die flächendeckende Ausstattung der Innenstädte mit Überwachungskameras ist dringend erforderlich. Man will schließlich alle wichtigen Verbrechen sehen. Die vielen Krimiserie im Fernsehen bringen es längst nicht mehr. Wenn auch manche Morde detailliert gezeigt werden – das ist ja alles Kunstblut.
Ich kannte mal einen autodidaktischen Waffenexperten. L. schoss für WDR-Produktionen mit scharfer Munition. Einmal musste er einen Spiegel erschießen. Es war ein teurer, gerahmter Bar-Spiegel, erzählte er, und weil dem Regisseur das Zersplittern nicht gefiel, durfte der Waffenexperte noch einen zweiten Spiegel zerschießen. Einige Jahre später sah ich im Fernsehen eine Reportage über Dreharbeiten für einen Tatort. Die Szene spielte am Rand einer Kiesgrube. Man warf eine Menschengestalt hinab, und im Off sagte der Regisseur: „So, Herr L., jetzt schreien!“
Wäre ich ein autodidaktischer Waffenexperte, würde mich ein solcher Einsatz beleidigen. Ich wollte doch schießen, zerschießen oder erschießen und nicht selber am Rand einer Kiesgrube von einer Kugel getroffen werden. Als autodidaktischer Waffenexperte will ich bei meiner Arbeit zerfetzte Einschusslöcher sehen, einen Eimer Blut und dergleichen. Ich will sehen, dass meine Schusswaffen richtig aufräumen mit dem Pack. Ach nein, auf Menschen schießen wir ja bei den Produktionen nur mit Übungsmunition. Tut mir leid, ich habe mich ein wenig verrannt. Bitte, ich bin eben ein Waffennarr. Jeder hat sein Hobby!
Also kaufte ich mir keine Pizza, sondern ging hungrig durch den tröpfelnden Regen nach Hause. Jetzt schreibe ich den Text und habe noch nichts gegessen. Und die Tagesschau darf ich auch nicht verpassen. Vielleicht zeigt man schon einen Mitschnitt der Überwachungskamera: "Hinrichtung in Duisburg".
Guten Abend
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Ich kannte mal einen autodidaktischen Waffenexperten. L. schoss für WDR-Produktionen mit scharfer Munition. Einmal musste er einen Spiegel erschießen. Es war ein teurer, gerahmter Bar-Spiegel, erzählte er, und weil dem Regisseur das Zersplittern nicht gefiel, durfte der Waffenexperte noch einen zweiten Spiegel zerschießen. Einige Jahre später sah ich im Fernsehen eine Reportage über Dreharbeiten für einen Tatort. Die Szene spielte am Rand einer Kiesgrube. Man warf eine Menschengestalt hinab, und im Off sagte der Regisseur: „So, Herr L., jetzt schreien!“
Wäre ich ein autodidaktischer Waffenexperte, würde mich ein solcher Einsatz beleidigen. Ich wollte doch schießen, zerschießen oder erschießen und nicht selber am Rand einer Kiesgrube von einer Kugel getroffen werden. Als autodidaktischer Waffenexperte will ich bei meiner Arbeit zerfetzte Einschusslöcher sehen, einen Eimer Blut und dergleichen. Ich will sehen, dass meine Schusswaffen richtig aufräumen mit dem Pack. Ach nein, auf Menschen schießen wir ja bei den Produktionen nur mit Übungsmunition. Tut mir leid, ich habe mich ein wenig verrannt. Bitte, ich bin eben ein Waffennarr. Jeder hat sein Hobby!
Also kaufte ich mir keine Pizza, sondern ging hungrig durch den tröpfelnden Regen nach Hause. Jetzt schreibe ich den Text und habe noch nichts gegessen. Und die Tagesschau darf ich auch nicht verpassen. Vielleicht zeigt man schon einen Mitschnitt der Überwachungskamera: "Hinrichtung in Duisburg".
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