Mein surrealer Alltag (8) - Traumgesicht
von Trithemius - 7. Jan, 19:58
Der Schnee verdeckt derweil so manches, wovon man lieber nichts wissen möchte. Auf dem geräumten Bürgersteig liegt erneut eine dünne Schneedecke, darauf Schuhabdrücke, durch die der schmutziggraue Bürgersteig zu sehen ist. Plötzlich starrt mich aus einem Absatzabdruck ein alter Indianer an, und dann bin ich auch schon drüber weg. Typischer Fall von Hineinsehen, denke ich, denn es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass im Bürgersteig unter der dünnen Schneedecke wirklich ein Indianer liegt und sich etwa mit der Hand ein Fensterchen in den Schnee gewischt hätte. Zudem: Indianer, deren Gesicht gerade mal so groß ist wie ein Schuhabsatz, so kleine Indianer gibt’s vermutlich nicht. Trotzdem lässt mir das Indianergesicht keine Ruhe.
Was will mir das Bild wohl sagen? Mein Vorgänger, über dessen Spur ich gegangen bin, hat er etwa die Rechte der Indianer mit Füßen getreten? In Hannover sind Indianer meines Wissens niemals heimisch gewesen. Hier lebten einst die Altsachsen, davor vielleicht Kelten und noch früher mysteriöse Bandkeramiker. Wenn diese Menschen aus dem Osten zugewandert sind, dann könnten sie durchaus slawische Gesichtszüge gehabt haben, und ich habe nur gedacht, da glotzt mich ein Indianer an.
Es wäre nicht erfreulich, wenn unter dem Schnee noch mehr von den Leuten herumliegen. Wer weiß, was beim nächsten Tauwetter alles hoch kommt? Stehen dann überall in der Stadt steinalte Bandkeramiker auf, setzen sich auf den Bordstein und töpfern was?
Zum Glück soll es weiterhin schneien.
Mein surrealer Alltag 1-7
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Was will mir das Bild wohl sagen? Mein Vorgänger, über dessen Spur ich gegangen bin, hat er etwa die Rechte der Indianer mit Füßen getreten? In Hannover sind Indianer meines Wissens niemals heimisch gewesen. Hier lebten einst die Altsachsen, davor vielleicht Kelten und noch früher mysteriöse Bandkeramiker. Wenn diese Menschen aus dem Osten zugewandert sind, dann könnten sie durchaus slawische Gesichtszüge gehabt haben, und ich habe nur gedacht, da glotzt mich ein Indianer an.
Es wäre nicht erfreulich, wenn unter dem Schnee noch mehr von den Leuten herumliegen. Wer weiß, was beim nächsten Tauwetter alles hoch kommt? Stehen dann überall in der Stadt steinalte Bandkeramiker auf, setzen sich auf den Bordstein und töpfern was?
Zum Glück soll es weiterhin schneien.
Mein surrealer Alltag 1-7
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