Schweine im Schnee - wir weinen
von Trithemius - 15. Jan, 19:04
Auf Höhe der Tierärztlichen Hochschule Hannover riecht es nach Schweinestall. Da habe ich mich schon gefragt, was man dort mit den armen Schweinen alles anstellt. Graben sie etwa betäubte Schweine bis zum Hals im Schneematsch ein, um herauszufinden, wie sich das garstige Gemisch aus tauendem Schnee und Streusalz auf Lederschuhe auswirkt? Oder schießen sie für die Bundeswehr mit Maschinengewehren auf betäubte Sauhaufen, damit Militärärzte die Versorgung großer Fleischwunden üben können?
Etwa im Jahr 1978 mokierte sich die Hochschulzeitschrift Aachener Prisma über den Titel einer Doktorarbeit: „Der Einfluss eines Dauerlaufs auf die Atemfrequenz des galoppierenden Schweins“ – Die Frage hatte sich bislang kaum jemand gestellt, weshalb der Titel der Doktorarbeit als Kuriosum galt. Doch bei der späteren Automatisierung der Schlachthäuser wird man auf die visionäre Studie dankbar zurückgegriffen haben. Wie schnell kann man Schweine aus einem Pferch zum Betäuben jagen, ohne dass eines davon einen Herzinfarkt erleidet und den Zustrom von galoppierendem Frischfleisch behindert?
Im Jahr 2009 galoppierten in Deutschland etwa 20 Millionen Mastschweine zur Schlachtbank, weil der Deutsche Wurst, Kotelett oder Gekröse auf dem Teller haben will, manchmal sogar in XXL-Portionen. Natürlich werden die Schweine in modernen Schlachthöfen „human“ getötet, zuerst begast und im bewusstlosen Zustand geschlachtet und zerhauen. Wenn sie erst einmal in ihre Eintelteile zerlegt und hübsch abgepackt im Supermarkt liegen, muss man gar nicht mehr an die Voraussetzungen der modernen Fleischproduktion denken, ans aufgeregte Galoppieren, ans ängstliche Quieken, an die Zuckungen nackter Flanken, wenn eine stoische Abstechmaschine die Halsschlagader öffnet und das Blut sprudeln lässt.
Heute ereifert sich die Münchner Abendzeitung:
„Schweine als Lawinenopfer – Perverses Experiment gestoppt“
Mal angenommen, über einem Alpendorf geht eine Lawine runter. Man wird dort gewiss auch Schweine vermuten können, zumindest in Ställen. Wären diese Schweine etwa keine Lawinenopfer? Dann ist es doch gut zu wissen, wie der Bauer an seinen geretteten Schweinen die Mund-zu-Mund-Beatmung machen muss, damit sie noch was taugen für den Schlachthof. Weiterhin angenommen, die Redakteure der Abendzeitung wären selbst Schweine und sie dürften wählen zwischen zwei Todesarten, würden sie lieber betäubt im Schnee erfrieren, sanft und süß in den Schweinehimmel aufsteigen oder etwa den Tod im Schlachthaus wählen, mit der Aussicht, von fettigen Mäulern gefressen zu werden?
Abgelegt unter: Zirkus des schlechten Geschmacks
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Etwa im Jahr 1978 mokierte sich die Hochschulzeitschrift Aachener Prisma über den Titel einer Doktorarbeit: „Der Einfluss eines Dauerlaufs auf die Atemfrequenz des galoppierenden Schweins“ – Die Frage hatte sich bislang kaum jemand gestellt, weshalb der Titel der Doktorarbeit als Kuriosum galt. Doch bei der späteren Automatisierung der Schlachthäuser wird man auf die visionäre Studie dankbar zurückgegriffen haben. Wie schnell kann man Schweine aus einem Pferch zum Betäuben jagen, ohne dass eines davon einen Herzinfarkt erleidet und den Zustrom von galoppierendem Frischfleisch behindert?
Im Jahr 2009 galoppierten in Deutschland etwa 20 Millionen Mastschweine zur Schlachtbank, weil der Deutsche Wurst, Kotelett oder Gekröse auf dem Teller haben will, manchmal sogar in XXL-Portionen. Natürlich werden die Schweine in modernen Schlachthöfen „human“ getötet, zuerst begast und im bewusstlosen Zustand geschlachtet und zerhauen. Wenn sie erst einmal in ihre Eintelteile zerlegt und hübsch abgepackt im Supermarkt liegen, muss man gar nicht mehr an die Voraussetzungen der modernen Fleischproduktion denken, ans aufgeregte Galoppieren, ans ängstliche Quieken, an die Zuckungen nackter Flanken, wenn eine stoische Abstechmaschine die Halsschlagader öffnet und das Blut sprudeln lässt.
Heute ereifert sich die Münchner Abendzeitung:
„Schweine als Lawinenopfer – Perverses Experiment gestoppt“
Mal angenommen, über einem Alpendorf geht eine Lawine runter. Man wird dort gewiss auch Schweine vermuten können, zumindest in Ställen. Wären diese Schweine etwa keine Lawinenopfer? Dann ist es doch gut zu wissen, wie der Bauer an seinen geretteten Schweinen die Mund-zu-Mund-Beatmung machen muss, damit sie noch was taugen für den Schlachthof. Weiterhin angenommen, die Redakteure der Abendzeitung wären selbst Schweine und sie dürften wählen zwischen zwei Todesarten, würden sie lieber betäubt im Schnee erfrieren, sanft und süß in den Schweinehimmel aufsteigen oder etwa den Tod im Schlachthaus wählen, mit der Aussicht, von fettigen Mäulern gefressen zu werden?
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Ja, waren die österreichischen Lawinenopfer-Schweine gar auf Skiern unterwegs? Oder was will uns das Bild zum Text konkret sagen?