Der Autor hat aber auch doch begraben

Vor einiger Zeit hatte ich beim Schreiben die Auch-Plage, wie man hier nachlesen kann. Früher ist mir ständig “doch” in die Texte geraten. Schuld war mein Bruder, der immer gegen das Wörtchen “aber” gewettert hat, so dass ich mich “aber” nicht mehr zu schreiben traute, wenn ich inhaltlich etwas einräumen wollte, sondern das Ersatzwort “doch” genommen habe. Die Dinge sind eben nicht so klar auf der Welt. Daher muss man gelegentlich relativieren oder eine Aussage einschränken. Ich könnte Sie jetzt langweilen mit feinsinnigen grammatischen Erörterungen, wann doch und wann nicht. Auf Rat meines aufmerksam lesenden Sohnes habe ich einfach mal nach “doch” in meinen Texten gesucht und geschaut, wo doch stehen bleiben durfte, durch aber ersetzt werden oder im Text begraben werden konnte. Falls Ihnen in den Leseproben ein fehlendes doch auffällt, können Sie es mir gerne aufs Brot schmieren, doch, doch doch. Eigentlich braucht meine Leseprobe kein Foto. Ich habe nur dieses passende, obwohl die Leseprobe auf einer belgischen Autobahn beginnt. Von da führt aber eine direkte Abfahrt auf den Friedhof von Verviers.


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Zeitreise in den Sommer

Ein Fenster zum Sommer 2005 zum Anklicken

Bitte treten SIe näher
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Vom Verschwinden der Autographe

Natürlich gibt es noch Autographe, die handschriftlichen Manuskripte berühmter Autoren. Sie werden gesammelt, hoch gehandelt, in Bibliotheken bewahrt und sind für wichtig für die Literaturwissenschaft. Die Streichungen und Korrekturen im Manuskipt erlauben einen Einblick in die Arbeitsweise des Autors. Weil immer mehr Buchmanuskripte am Rechner entstehen, gibt es auch kaum neue Autographe. Vor allem sind Computerfassungen von Manuskripten immer spurlos korrigiert. Sie sind reizlos, weil sie keine authentischen Spuren aufweisen, nicht die Handschrift, keine Streichungen und Hinzufügungen und keine äußere Alterung. Man kann keine Ehrfurcht vor ihnen empfinden, anders als vor einem brüchigen Stück Papier, über das vor 200 Jahren die Feder eines Dichters gekratzt ist und sogar Tintenflecken gemacht hat. Diese Welt ist schon antiquarisch und dabei zu versinken, ich könnte glatt weinen. Vor allem, weil ich an der Banalisierung des Schreibens mitwirke. Über meine Arbeitsweise kann ich aber zeitnah berichten. Mein Tagesbericht handelt vom lustvollen Streichen.

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Hingehudelter Tagesbericht

Den eigenen Kardinalfehler solle man kennen, rät Balthasar Gracian in „Die Kunst der Weltklugheit“. Sei der Kardinalfehler erkannt und erfolgreich bekämpft, würden die anderen Fehler wie Dominosteine fallen. Dann ist man endlich der Mensch, der man schon immer mal sein wollte. Mein Kardinalfehler, die Prokratination (Aufschieberitis), zeigte sich erstmals in früher Jugend, als ich das Schriftsetzer-Handwerk erlernte. Da musste ich ein Berichtsheft führen, täglich einen Arbeitsbericht schreiben und wöchentlich ein Fachthema ausarbeiten. Das tat ich einige Wochen, und samstags legte ich das Berichtsheft meinem Meister getreulich zur Unterschrift vor. Bald jedoch ließ ich eine Woche verstreichen, noch eine und noch eine, und da mein Meister mich nicht nach dem Berichtsheft fragte, ließ ich die Sache ganz, zumal ich täglich 12 Stunden unterwegs war, denn ich kam ja vom Land und arbeitete in der Stadt. Dahin fuhr ein Bus, der wie ein Lumpensammler in großen Schleifen über alle Dörfer zockelte, auch an jeder Milchkanne hielt und deshalb für 20 Kilometer Fahrt über eine Stunde benötigte. Da hatte ich abends wirklich keine Lust mehr, einen Tagesbericht zu schreiben.

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Rezeptionsforschung übern Biertisch

Ziemlich aufgekratzt berichtete Herr Leisetöne gestern Abend im Vogelfrei von einem Geschichtsseminar. Was den Mann sympathisch macht, ist seine Begeisterungsfähigkeit. Genauso begeistert und begeisternd schilderte er, dass er sich künftig der Rezeptionsforschung zuwenden wolle.

Rezeptionsforschung ist ein Zweig der Literaturwissenschaft, der erst in den 60ern und 70ern des letzten Jahrhunderts populär wurde. Bis dahin hatte sich die Literaturwissenschaft vornehmlich mit dem Werk und seinem Autor befasst. Die Rezeptionsforschung rückte den Rezipienten, also Leser in den Mittelpunkt. Diese radikale Wendung weg vom Autor hin zum Leser entspringt der Erkenntnis, dass ein Autor nur die halbe Arbeit leisten kann. Für sein Werk ist auch ein sinnstiftender Leser erforderlich. Anders: Ein Buch, das keiner liest, ist kein Buch, sondern ein Dekorationsstück im Regal. Diese Zeilen hier sind nur Krakel auf dem Bildschirm, bis ein verständiges Auge sie sichtet. Die Voraussetzungen und Begleitumstände des Lesens, die Dispositionen des Lesers sind grob gesagt die Gegenstände der Rezeptionsforschung. Sie bedient sich häufig empirischer Verfahren.

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Die Neunerregel des Horaz

Heute Vormittag kam ich 20 Minuten zu spät zur Sprachtherapie. Ich hatte zeitig an der Bushaltestelle gestanden. Aber der Bus kam nicht. Nach 15 Minuten sah ich einen Zettel über dem Fahrplan, die Haltestelle sei ersatzlos aufgehoben. Sie werde wegen einer Unterspülung der Straße nicht angefahren. Blöd, so einen Zettel neben den Fahrplan zu hängen, auf den ich nie gucke, weil ich weiß, wann der Bus fährt, wenn er fährt. Außerdem fehlte der Hinweis auf die nächstgelegene Haltestelle. Die Unterspülung war nirgends zu sehen, aber zwei Klohäuschen standen schon am Straßenrand, untrügerische Hinweise auf eine bald eröffnete Baustelle. Ich trabte also zur Haltestelle am Lindener Markt, aber da stand, die Linie 100 werde an der Egestorfstraße abfahren. Als ich an der Fußgängerampel warten musste, fuhr dort gerade mein Bus ab. Im nächsten Bus lächelte mich aber immerhin eine hübsche Frau an, die zusammen mit mir an der aufgehobenen Haltestelle gewartet hatte.

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Schreiben nach der Methode Dr. Geraets

Wie schon gestern habe ich darüber nachgedacht, das Krankenhauskapitel umzuschreiben. Bin zu Fuß zur Mensa auf dem Conti-Campus gegangen und habe die Änderung in allen Konsequenzen bedacht. Jetzt könnte ich das Kapitel vermutlich einfach so runterschreiben. Lediglich im Lärm und dem Gewusel in der Mensa hatte ich Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Danach bummelte ich weiter in die Stadt zu einem Elektronikmarkt und kaufte einen Touchpen, weil ich den alten in Bad Godesberg verloren habe. Ein Touchpen ist ein Stift, mit dem man nicht wirklich schreiben kann. Man tippt damit auf der Tastatur des Smartphones herum und bringt Buchstaben hervor. Manche tun das mit dem Zeigefinger. Es ist keine weniger stumpfsinnige Schreibmethode. Ich habe mich schon mal darüber ausgelassen. Die Gedanken im Kopf zu ordnen, bevor man schreibt, das ist die Methode des Lütticher Staatsanwalts Dr. Rodrigo Geraets, wobei er freilich aus Misstrauen gar nichts aufschreibt. Er hat allen Grund. Weil er zu erfolgreich in der Verbrechensbekämpfung war, wurde er zu den Verkehrsstrafsachen versetzt.

Leseprobe STRABERG
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Captcha, Bots und Turing – Von der Spambekämpfung

“Aufmerksamkeit – Die neue Währung” titelte telepolis vor einiger Zeit. Blogautoren wissen das schon lange, denn der einzige Lohn für ihre Mühen sind die aufmerksamen Kommentare. Einen Kommentar zu verfassen, ist um einiges lästiger als sich freizukaufen durch Bezahlung einer Zeitung oder Zeitschrift, wo man nur stummer Empfänger ist. Zugegeben, hier im Teppichhaus zu kommentieren, ist mit Aufwand verbunden. Dem auszufüllenden Formular musste ich leider ein Captcha hinzufügen, das zu rechnen verlangt, freilich auch von mir. Ich bin jedesmal stolz, wenn ich richtig gerechnet habe.

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Captcha, Bots & Turing – Von der Spambekämpfung

“Aufmerksamkeit – Die neue Währung” titelte telepolis vor einiger Zeit. Blogautoren wissen das schon lange, denn der einzige Lohn für ihre Mühen sind die aufmerksamen Kommentare. Einen Kommentar zu verfassen, ist um einiges lästiger als sich freizukaufen durch Bezahlung einer Zeitung oder Zeitschrift, wo man nur stummer Empfänger ist. Zugegeben, hier im Teppichhaus zu kommentieren, ist mit Aufwand verbunden. Dem auszufüllenden Formular musste ich leider ein Captcha hinzufügen, das zu rechnen verlangt, freilich auch von mir. Ich bin jedesmal stolz, wenn ich richtig gerechnet habe.

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