Mariechen sprach zu Mariechen, Mariechen lass mich ma riechen - Feindlicher Duft im Einmachglas

• Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Entnahme von Geruchsproben bei G8-Gegnern gegen Kritik verteidigt. "In bestimmten Fällen ist das ein Mittel, um mögliche Tatverdächtige zu identifizieren", sagte Schäuble am Mittwoch. (heute.de 23.05.2007)
• Die umstrittene Abnahme von Körpergeruchsproben bei G-8-Gegnern ist nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) durch die Strafprozessordnung gedeckt und daher nicht als Stasi-Methode zu bezeichnen. (…) Ein GdP-Sprecher ergänzte, die Methode sei schon lange bekannt und es gebe „kein Copyright der Stasi“ darauf. (ap 23.05.2007)
StasiMag sein, dass man bei der Polizei und den Geheimdiensten für "bestimmte Fälle" "schon lange“ Ermittlungsmethoden kennt, die bei uns als menschenunwürdig gelten. Man will ja neuerdings auch „Erkenntnisse“ verwenden, die in Unrechtsstaaten mittels Folter erzwungen wurden, und da ist Kontakt zu dubiosen ausländischen Polizeidiensten irgendwie notwendig.

Doch der deutsche Bürger ist da vielleicht ein wenig naiver. Von der Stasi-Praktik, Geruchsproben von Andersdenkenden zu nehmen, erfuhr die bundesdeutsche Öffentlichkeit jedenfalls erst durch die Bürgerbewegung der ehemaligen DDR, beispielsweise in der Ausstellung, von der die Süddeutsche Zeitung am 1. März 1993 berichtete.

Damals haben sich Politiker wie Presse über die menschenverachtenden Praktiken echauffiert. Schnee von gestern. Für den G8-Gipfel in Heiligendamm will man wie einst die Stasi den eigenen Bürgern heimlich hinterher schnüffeln.


Was stellen die
Regierenden und die Dienste eigentlich mit unserer schönen Republik an? Sie scheinen zu vergessen, dass ihnen die Regierungsverantwortung nur geliehen ist. Es ist würdelos, den Geruch von Menschen zu stehlen, derartige Praktiken sind eine Schande für den Rechtsstaat.

Inzwischen haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Innenminister Wolfgang Schäuble vor der Presse ihre Sympathie für die Globalisierungsgegner bekundet. Eventuell haben sie sich dadurch selbst zum Sicherheitsrisiko gemacht. Falls übereifrige Verfassungsschützer sie jetzt behandeln wie jeden anderen Sympathisanten und heimlich Körpergeruchsproben von ihnen nehmen, sei noch einmal betont: Es sind "lang bekannte Methoden."
Die neusten Geruchsproben
Fotomontage: Trithemius 05/07
Zirkus des schlechten Geschmacks
1914 mal gelesen
Careca - 27. Mai, 21:39

Warum fällt mir in diesem Zusammenhang gerade das Buch "Das Perfum" ein? Will da wer eine neue Manufaktur aufmachen?!?

Trithemius - 27. Mai, 22:04

Gut, gegen ein Duftmuseum ist nichts zu sagen. Doch wenn man den Geruch von Menschen sammeln will, dann sollte man sie fragen.
Juleika (Gast) - 27. Mai, 22:07

Wir sind offensichtlich schon weit über „1984“ hinaus!

Trithemius - 27. Mai, 22:22

Methoden wie in "1984" ... und das in einer Demokratie

darüber wundere ich mich schon lange. Vieles geschieht ja aus eigenem Antrieb. Als die neuen maschinenlesbaren Nummernschilder eingeführt wurden, sind viele zum Straßenverkehrsamt gerannt und haben sich für ihr bereits zugelassenes Auto ein neues besorgt, - weil's schöner aussah?
Juleika (Gast) - 27. Mai, 22:55

Ja Jules,

auch ist ein Mosaiksteinchen im Gesamtbild eines Orwell'schen Überwachungsstaates.

Der Gläserne Bürger.
Careca - 27. Mai, 22:36

Im Buch "Das Parfum" wurde den Menschen die Haut über die Ohren gezogen. Heute geht es bei lebendigen leib inzwischen schon schmerzloser ... :(

Trithemius - 28. Mai, 07:01

War mir entfallen ...

es ist einfach zu lange her, dass ich das Buch gelesen habe.
webgeselle - 27. Mai, 23:46

Über diesen ganz neuen Gesichtspunkt...

...daß Frau Merkel und Herr Schäuble sich jetzt selbst zum Sicherheitsrisiko gemacht haben, werde ich jetzt lange nachdenken...

Und es geht übrigens noch weiter: "Da ließ Mariechen Mariechen ma riechen"!

Hä-ähm! - Gute Nacht!

Trithemius - 28. Mai, 07:04

Und guten Morgen!

Ein Risiko für den Rechtsstaat sind die beiden bereits jetzt. Die vergessen allmählich, dass ihnen die Regierungsverantwortung nur geliehen ist.

Danke für die Ergänzung. Der gesamte Spruch war für die Überschrift zu lang.
webgeselle - 29. Mai, 02:13

Und (wieder) guten Morgen...

...man sagt nicht "Überschrift", man sagt "Headline"...

Boah, ejh! - Ich kenn' mich aus, ha!

Vielleicht ist das eine typische Eigenschaft von Machtausübungsbeauftragten, daß sie irgendwann irgendwie aus den Augen verlieren, daß das eben ein Auftrag war...
Trithemius - 29. Mai, 09:10

Headline?

Ich habe 12 Jahre Tagebuch geschrieben und drei Regeln dabei befolgt:
- Sag alles so einfach wie möglich.
- Benutze nur dort Fremdwörter, wo es kein deutsches Wort gibt.
- Lass alles so stehen, wie du es erstmalig hingeschrieben hast und ändere nichts nachträglich.
Nur die letzte Regel wende ich beim Weblog nicht an, weil das Tippen kein Schreiben ist, sondern Huschen.

Machtausübung: Ja, man sieht an Stoiber, wie schwer es offenbar fällt, von der Macht zu lassen. Doch das ist sein Problem, nicht unseres.
Wir sind das Volk.

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