Mit dem so gebrauchten "Du" habe ich Schwierigkeiten, ich fühle mich nicht einbezogen, sondern im Gegenteil, befremdet, da in einem öffentlichen Text ja immer mehrere Leser angesprochen werden. Wenn dann "Du" statt "Ihr" da steht, entwickelt sich in mir sofort das Gefühl, daß da jemand Bestimmtes gemeint ist, aber nicht ich, dafür fehlt der Anlaß. Es entsteht eher ein ganz leichtes Unbehagen, als würde ich einem Gespräch lauschen, das nicht für mich bestimmt ist.
Aber das soll gar keine Beschwerde sein, ich weiß ja, was Du meinst, mein "Einspruch" ist kaum der Rede wert, ich wollte nur zeigen, wie unterschiedlich man das empfinden kann.
Auf der Realschule hatte ich eine Lehrerin, die immer "Du" sagte, obwohl sie zur ganzen Klasse sprach, sie hielt das für pädagogisch wertvoll, glaube ich. Ich fand es immer aufgesetzt, denn wenn man Quatsch machte und den Unterricht störte, keifte sie wütend: "Gleich setzt es was, wenn ihr nicht sofort aufhört!" Da war das "Ihr", wie ich es für angemessen hielt. Sieh an, dachte ich, keifend ist sie ganz sie selbst.
Die unterschiedliche Rezeption der direkten Anrede des Lesers hängt auch mit der Verfassung des Autors zusammen. Mir kam der Satz beim Schreiben schon aufgesetzt vor. Er sollte als Beispiel dienen, aber ich spürte die Nähe zum Leser nicht. Als ich die Leser beinah ständig so angesprochen habe, war ich noch ein anderer und hatte auch andere Stammkunden. Im Moment kann ich gar nicht ordentlich schreiben. Es ist wieder mal wie einen steinigen Acker zu pflügen, und vorneweg zwei Ochsen im Joch, die sowieso nicht wollen wie ich will. Aber weißt du, lieber Videbitis, es geht vermutlich vielen derzeit so angesichts der Ereignis in der Welt. Es fällt schwer, sie zu verdängen. Wenn ich mich derzeit kleinen Dingen widmen will, ist da immer das schlechte Gewissen, es müsse auch was zu den Entwicklungen unserer Welt gesagt werden.
So ist es, es vergeht einem die Lust. Da geht eine Welt unter, und ich blogge schöne Bildchen und launige Zwischentexte? Erscheint irgendwie unangemessen ...
Aber das soll gar keine Beschwerde sein, ich weiß ja, was Du meinst, mein "Einspruch" ist kaum der Rede wert, ich wollte nur zeigen, wie unterschiedlich man das empfinden kann.
Auf der Realschule hatte ich eine Lehrerin, die immer "Du" sagte, obwohl sie zur ganzen Klasse sprach, sie hielt das für pädagogisch wertvoll, glaube ich. Ich fand es immer aufgesetzt, denn wenn man Quatsch machte und den Unterricht störte, keifte sie wütend: "Gleich setzt es was, wenn ihr nicht sofort aufhört!" Da war das "Ihr", wie ich es für angemessen hielt. Sieh an, dachte ich, keifend ist sie ganz sie selbst.