RolfW - 3. Jan, 21:04

Rund um das Begräbnis

wird heutzutage ein Riesengeschäft gemacht, und mich würde es wundern, wenn es früher anders gewesen wäre. Weil der Sarg bei der Trauerfeier in der Friedhofskapelle zu sehen ist, darf es kein Einfach-Modell sein, die besseren Stücke sind ab 1.200 Euro aufwärts zu haben - selbst wenn man verfügt hat, sich einäschern zu lassen und in einer Urne beigesetzt zu werden. Angeblich wird der Sarg, ein Paradestück deutscher Schreinerkunst, mit verbrannt, woran ich meine leisen Zweifel hege. Dass es auch anders geht, hat mir ein guter Freund gezeigt, der seine Frau beerdigen musste. Die Urne bestand aus Holz, wir standen im Dezember im tief verschneiten Wald, an den Händen gefasst, im Kreis, wo die Urne aus Holz im Boden versenkt wurde. Schon heute kann man nicht mehr sehen, wo das war. "Das Schwierigste war, den Pfaffen und den Beerdigungsunternehmer von ihrer Routine abzuhalten", gestand mir dieser Freund. In meinem Testament wird deshalb stehen: Die billigste Bretterkiste reicht völlig aus.

Alles Gute für das neue Jahr wünscht Dir, lieber Trithemius,

Rolf Wenkel

Trithemius - 4. Jan, 09:39

Vielen Dank, lieber Rolf, für die Neujahrswünsche. Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute für 2011. Aus Deinen Bemerkungen zum Riesengeschäft mit dem Tod lässt sich schließen, dass sogar der tote Mensch ein lästiger Kostenverursacher ist. Man kann es sich glatt nicht leisten, den Löffel abzugeben, schon aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen. Die alternative Bestattung, die du schilderst, ist vermutlich illegal, weil zu preiswert.
RolfW - 4. Jan, 19:09

Nicht illegal, sondern ergreifend

war diese Trauerfeier und Beerdigung im Dezember. Inzwischen gibt es Stadtverwaltungen oder Friedhofsämter, die eine anonyme Bestattung in einem Waldstück zulassen, so zum Beispiel in Wachtberg bei Bonn. Die Grabstätte ist bald nicht mehr zu finden, nur eine Gravur an einer Steele am Wegesrand verrät, wer dort seine letzte Ruhe gefunden hat. A., die Frau meines Freundes, wusste, dass sie Weihnachten nicht mehr erleben wird. Deshalb hat sie praktisch die Regie geführt, und ihr Mann hat die persönlichste und ergreifenste Trauerrede gehalten, die man sich vorstellen kann. Wenn das um sich greift, werden Pfaffen, vor allem katholische, und professionelle Grabredner arbeitslos.

Aber lassen wir dieses Thema, das gegen unseren Willen immer öfter auf uns zu kommt, je älter wir werden: Immekeppel hat einen Beitrag in meinem Blog "Blick in die Glaskugel" mit dem Hinweis kommentiert, dass gutes Wetter eigentlich schädlich für das Bruttosozialprodukt sein müsste. Gibt es dazu eine Meinung im Teppichhaus?
Trithemius - 4. Jan, 20:44

Schon deine Schilderung der alternativen Beerdigung ist ergreifend.

Zu deiner Frage: Was ist "gutes Wetter"? Für die Deutsche Bahn zum Beispiel gibt es überhaupt kein gutes Wetter mehr. Sie ist nämlich marodegespart worden, damit Mehdorn mit schönen Bilanzen für den Börsengang prunken konnte. Steigt das BIP auch, wenn die Züge nicht fahren, sondern in der Werkstatt stehen? Dem Wetterpropheten von der Allianz ist's egal. Er bejubelt Deutschlands Exportüberschüsse. Aber wie es im Land aussieht, spielt keine Rolle. Hab gesehen, Immekeppel spricht vom warmen Wetter.
Hier http://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article11756743/Der-Winter-kostet-drei-Milliarden-Euro.html steht, der Winter koste drei Milliarden Euro. Bin gespannt, wie die Tarife für Frühjahr, Sommer und Herbst ausfallen. Hier wird alles zum Kostenverursacher, der Mensch, die Jahreszeiten, das Leben, der Tod. Das ist derart schräg, kommt mir vor wie "boshafter Dadaismus". Man muss wohl Chefvolkswirt der Allianz sein, um da noch optimistische Prognosen abzuliefern.
RolfW - 5. Jan, 20:18

Die Bahn hat vier Feinde,

genauso wie seinerzeit die DDR-Landwirtschaft: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. (Ich habe gerade versucht, für meine Frau ein Online-Ticket von Bonn nach Düsseldorf zu buchen: es ist mir erst im dritten Anlauf gelungen. Kundenfreundlich und selbsterklärend ist das in meinen Augen nicht.)

Sei's drum: Auch wenn einige Volkswirte behaupten, das harte Winterwetter würde uns einige Prozentpunkte bei der Wirtschaftsleistung kosten, kann man umgekehrt argumentieren, gutes Wetter sei schädlich für das Wirtschaftswachstum. Die Argumentationskette könnte so laufen: Gutes Wetter=weniger Unfälle=weniger Versicherungszahlungen=weniger Beschäftigung im Kfz-Reparaturgewerbe=weniger Steuereinnahmen=weniger BIP-Wachstum. Versicherungen freuen sich geradezu über Katastrophenjahre, in denen sie mehr Schadnsfälle abwickeln müssen, weil sie genau wissen, dass ihnen jede Katastrophenmeldung neue Versicherungsverträge in die Arme treibt.

Das alles zeigt m.E., dass die Ermttlung des Bruttoinlandsprodukts durch das Buddhistische Standesamt in Wiesbaden alles andere ist als ein Wohlstandsmaß. Denn ein Großteil unseres BIP wird dadurch erwirtschaftet, dass wir Schäden an unseren Nachbarn, an unseren Blechkarossen, an unseren Ressourcen und unserer Umwelt beseitigen müssen. Was hat das mit Wohlstand zu tun?

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