Karl-Hermann live - Schule des Stehens

Das letzte Cartoon dieser Serie. Nach der Schule des Gehens gibt es heute die Schule des Stehens, was durchaus metaphorisch zu verstehen ist, im Verharren auf anerkannten Denkweisen, dem geistigen Stillstand. Der Schule kommt hier die Aufgabe zu, angepasste Denker hervorzubringen. Sie ist darin effektiver als man glaubt. In 25 Jahren als Lehrer habe ich oft erlebt, dass gerade die Querdenker, die Unangepassten in ihren Schulkarrieren scheiterten. Andererseits habe ich mündliche Abiturprüfungen erlebt, bei denen Abiturienten mit einer Eins den Raum verlassen haben, die mich denken ließen: „Ich habe keinen einzigen eigenen Gedanken gehört. Alles wunderbar angelesen und nachgebetet.

Lise mehr ...
919 mal gelesen

Wörter wie gefaltete Leinwand – Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm

„Oh! Das haben wir?“, fragte die schöne Bibliothekarin, die neuerdings in der Lexikonabteilung saß, und rollte verzückt die Augen. Ich war froh gewesen, einen Grund zu haben, sie anzusprechen, denn ich hatte sie eine Woche zuvor auf einer Vernissage im Ludwig-Museum gesehen. Sie war mir aufgefallen wegen ihrer raspelkurzen schwarzen Haare und weil sie ganz in Schwarz gekleidet gewesen. Wir hatten ein bisschen geäugelt.
„Ja, es hat drüben im Regal am Fenster gestanden“, sagte ich. Sie befragte ihren Computer und beschied, das Deutsche Wörterbuch stehe jetzt in der Abteilung „Germanistik“ auf der 2. Etage. Ich hatte das monumentale Werk, 32 schwergewichtige Bände in Leder, erst vor kurzem in der Aachener Stadtbibliothek entdeckt und war froh gewesen, dass es zumindest zur Einsicht zugänglich war.

Lies mehr ...
802 mal gelesen

Des lieben Gottes blinder Fleck – über Alltagsmythen

Von Freitag auf Samstag besuchten mich meine Tochter mit Mann und meinen beiden Enkelkindern. Derweil meine 5-jährige Enkelin eine Banane aß und dazu Wasser trank, fragte ich, ob es nicht gefährlich fürs Kind wäre, zur Banane Wasser zu trinken. Weder meine Tochter noch ihr Mann teilten die Bedenken. Ich sagte, mich als Kind hätten die Erwachsenen immer davor gewarnt, Wasser auf Obst zu trinken, weil man davon Bauchschmerzen bekäme. Wir kamen überein, dass es sich um einen Alltagsmythos handeln muss. Meine Tochter erinnerte an das Ballspiel „Kirschen gegessen.“

Kinder stehen im Kreis und werfen sich einen Ball zu. Wer den Ball nicht fängt oder fallen lässt, verliert eine Lebensstufe und scheidet am Ende aus. Die Stufen heißen „Kirschen gegessen – Wasser getrunken – Bauchweh gekriegt – Fieber bekommen – ins Krankenhaus gekommen – scheintot – tot.“

Was hat es auf sich mit dem Mythos, der sich sogar zum Kinderspiel umgeformt hat und so nachhaltig ins kollektive Gedächtnis eindringen konnte?

Lies mehr ...
918 mal gelesen

Prustlach, ein Witz und noch einer!

" Eozän, das: Erste der drei großen Perioden, in die Geologen das Alter der Welt unterteilt haben. Aus dem Eozän stammen die meisten bekannten Witze."
Ambrose Bierce (1842 – 1914), US-amerikanischer Journalist und Satiriker, aus: Bierce, Des Teufels Wörterbuch (The Cynic’s Word Book),

Mittwochabend habe ich mal wieder versucht, einen Witz zu erzählen, und zwar beim geselligen Limmern. Das Verb limmern ist gebildet nach der überaus lebendigen Limmerstraße im hannöverschen Szene-Stadtteil Linden-Nord. Dort trifft man sich an warmen Sommerabenden, hockt auf Fensterbänken und auf echten Bänken, guckt Leute, plaudert und trinkt Flaschenbier, immer umkreist von Flaschensammlern, die durch ihr höfliches, aber manchmal voreiliges Flaschenbetteln den Bierkonsum anheizen.

Lies mehr...
761 mal gelesen

Sonntagstour – Unterwegs in sozialen Brachen

An manchen Tagen, am liebsten sonntags, fahre ich mit dem Rad durch Gegenden inmitten der Stadt, die nur lose mit der Zivilisation verbunden sind. Da fahre ich beispielsweise durch eine Straße beim Lindener Hafen, die mal und mal abknickt, und nach jedem Knick ist man weiter eingedrungen in eine durch Verlassenheit und Videoüberwachung gezeichnete Welt, wo zwischen leeren Bürogebäuden, Lagerhallen, Schuppen und Drahtzaun bewehrten Brachgeländen, entlang von Reklametafeln, für die es kaum Betrachter gibt, am Straßenrand die Sattelzüge parken, manchmal nur die Zugmaschinen, deren Fenster mit reflektierenden Folien verhängt sind, um Sonne und Welt fernzuhalten von der Schlafkabine hinter den Sitzen.

Lies mehr ...
919 mal gelesen

Kellerassel verstößt gegen intergalaktisches Recht

Es hat geregnet. Ein schwerer Landregen ist niedergegangen. Im Hof zwischen den feuchten Fliesen kriecht mit provozierender Langsamkeit eine Assel. Die Abmessungen einer Asselwelt zugrundegelegt, betrachte ich sie aus großer Höhe, derweil ich meinen Fahrradsattel trocken wische. Weil ich so wenig über Asseln weiß und weil sie sich so seltsam stoisch bewegt auf ihren kaum sichtbaren sieben Beinpaaren, stelle ich mir vor, die Assel wäre das Raumschiff einer außerirdischen Spezies, eher noch das Landungsschiff, mit dem sie unsere Welt erkunden.

Lies mehr ...
825 mal gelesen

Ein Sommer auf der Insel Texel und ein seltsames Zusammentreffen von Ereignissen

Die Geschichte beginnt auf den Tag genau heute vor zehn Jahren. Der 25. Juni 2006 war ein Sonntag. An diesem Tag besuchte der „europaweit gefürchtete Kunst-Attentäter Hans-Joachim Bohlmann“ (der Spiegel) das Amsterdamer Rijksmuseum. Er spritzte Feuerzeugbenzin auf das 2,3 x 5,5 Meter große Gemälde „Schützenmahlzeit zur Feier des Friedens von Münster“ (1648) von Bartholomeus van der Helst und zündete das an. Der Anschlag wurde rasch entdeckt, der Brand gelöscht, so dass er nur geringe Schäden anrichtete. Dieses Attentat sollte mir ein besonderes Erlebnis bescheren.

Lies mehr ...
869 mal gelesen

Man kann ja nie wissen“

Ich habe ein Plakat gerahmt und an die Wand gehängt. Dazu musste ich nur sechs Nägel in die Wand schlagen, das heißt zwei davon habe ich je zweimal eingeschlagen und wieder gezogen, weil sie sich als zu lang erwiesen haben. Ich hämmerte also zwei kurze Stahlnägel in die Wand, und zwar von den ersten Löchern um drei Zentimeter nach links versetzt, damit der linke Rand des rahmenlosen Halters mit dem darüber hängenden Bild bündig abschließt. Das Plakat im Format 420 mm x 594 mm (DIN-A2) zeigt das heitere Aquarell „Anna Blume und ich“ aus dem Jahr 1919 von Kurt Schwitters und wirbt für eine Veranstaltung am 24. Juni 2016 im Kultur-Café „Anna Blume.“ Dort bin ich gestern mit meiner Obernachbarin gewesen. Wir sind mit den Rädern hingefahren. Der kleine Stapel Plakate hat da auf einem Flügel gelegen. Meine Nachbarin hat auch eines mitgenommen und die beiden gerollt in ihrer geräumigen roten Handtasche transportiert.

Lies mehr ...
824 mal gelesen

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Teppichhaus Trithemius / Teestübchen Trithemius

Aktuelle Beiträge

Die Papiere des PentAgrion...
<img alt="Papiere des PentAgrion bd 2" style="margin:5px;"...
Trithemius - 23. Apr, 13:18
Die Papiere des PentAgrion...
Folge 2.1 Die Macht der Jacke - Folge 2.2 Von den Socken...
Trithemius - 3. Feb, 09:49
Papiere des PentAgrion...
Folge 2.1 Die Macht der Jacke - Folge 2.2 Von den...
Trithemius - 3. Feb, 00:20
Die volle Wahrheit über...
Dienstagmorgen kurz vor der Teestübchen-Redaktionskonf ernenz....
Trithemius - 25. Apr, 19:16
Besser aufrecht sterben,...
Besser aufrecht sterben, als mit kalten Knien leben! Nach...
Lo - 25. Feb, 17:03
An einem Sonntagmorgen...
Allmorgendlich klappe ich den Tagesschau-Feadreader...
Trithemius - 25. Feb, 10:45
Teestübchen Humorkritik...
Morgens werde ich wach, ist mein Humor weg, die heitere...
Trithemius - 13. Feb, 17:30
Hallo Melanie,
welch eine Überraschung. Du bist mir offenbar nicht...
Trithemius - 3. Jan, 17:02

RSS Box

Links

Suche

 

Kalender

April 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Web Counter-Modul

Status

Online seit 6258 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits


Abendbummel online
Bild & Text
Ethnologie des Alltags
Frau Nettesheim
freitagsgespräch
Gastautoren
Hannover
Internetregistratur
Kopfkino
Pataphysisches Seminar
Pentagrion
Schriftwelt im Abendrot
surrealer Alltag
Teppichhaus Intern
Teppichhaus Textberatung
Textregistratur
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren