surrealer Alltag

Dieser verfluchte Jetlag

Nachts um 3 Uhr bin ich hellwach und habe nichts Besseres zu tun, mich an den Rechner zu setzen und meine späteren Erinnerungen aufzuschreiben. Wegen dieser „zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus- und einer daraus resultierenden unspezifischen Persönlichkeitsstörung werde ich heute Mittag einen Arzt aufsuchen. Seine aparte Sprechstundenhilfe bittet mich in den Wartebereich. Eine Sitzgruppe aus bequem aussehenden schwarzen Sesseln ist mit drei Patienten besetzt. Ich setze mich auf eine schwarze Ledercouch. An der Wand vor mir hängt ein großer Bildschirm, auf dem in einer Endlosspule der Arzt so genannte Igel-Leistungen anbietet, schmerzhafte Behandlungen mit Laserstrahlen, heißen Steinen, tausend Jahre alten Nadeln und dergleichen. Keiner blättert in einer Zeitschrift. Alle schauen Wartezimmerfernsehen.

Lies mehr ...
942 mal gelesen

An apple a day …

Der Sonntag ist dann auch wirklich sonnig gewesen, ungewohnt warm für die Jahreszeit. Ich gehe durch die Sonne die Davenstedter Straße entlang Richtung Lindener Hafen und esse einen Apfel. An einer Säule der Schnellwegunterführung hängt ein Plakat, das ich fotografieren möchte. Ich bleibe vor der Säule stehen und esse schneller, denn ich brauche ja eine freie Hand. Ungeduldig wie ich bin werfe ich den Apfel nur halb gegessen in die Botanik. „An apple a day keeps the doctor away“ übersetzt Wikipedia mit „ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern“. Hält ein halbgegessener Apfel dann einen halben Arzt fern? Gibt es überhaupt halbe Ärzte?

Lies mehr ...
864 mal gelesen

Gefährliche Gedanken

Meistens habe ich keine Gedanken oder belanglose Alltagsgedanken, aber manchmal habe ich Gedanken, die sich später als gefährlich, zumindest aber als höchst lästig erweisen, weil sie etwas Blödes heraufbeschwören. Gestern klingelte es an meiner Wohnungstür. Da stand eine Frau im Treppenhaus und sagte: „Sie wissen sicher, dass Strom immer teurer wird. Ich kann Ihnen eine Alternative anbieten. …“ Ich unterbrach: „Von welchem Anbieter kommen Sie?“, und sie nannte mir ihren Verein. Indem sie anhob, weiter auf mich einzureden, sagte ich: „Ich schließe grundsätzlich nichts an der Wohnungstür ab. Schicken Sie mir ein schriftliches Angebot!“

„Aber dazu bin ich ja hier. Ich will Ihnen doch helfen“, sagte sie.
Ich bedankte mich höflich, und sie antwortete schnippisch: „Da nich für!“

Lies mehr ...
896 mal gelesen

Der Chinese in mir lacht noch nicht

Obwohl ich schon eine Weile auf diesem Planeten herumlaufe, tue und erlebe ich immer noch Dinge, die ich nie zuvor getan oder erlebt habe. Gestern ließ ich mich beispielsweise akupunktieren. Als ich noch in Aachen lebte, da liebte ich eine Frau, die das wegen chronischer Beschwerden alle vier Wochen mit sich tun ließ. Ich habe sie oft begleitet, denn ihr Akupunkteur hatte seine Praxis in der schönen niederländischen Stadt Maastricht. Ich brachte sie bis zur Tür, sah sie reingehen und holte sie wieder ab. Über die Behandlung mochte sie nicht gern reden. Deshalb hatte ich auch bislang keine Vorstellung von Akupunktur.

Lies mehr ...
3873 mal gelesen

Müßiges aus dem Stadtpark Hannover

Hannovers Stadthalle liegt passender Weise in Hannovers Stadtpark. Der wiederum liegt im noblen Zooviertel mit herrschaftlichen Häusern, deren Bewohner den Stadtpark verschmähen, weil sie vor ihren Terrassen eigenes Grün und eigene Gärtner haben. Öffentliche Parks sind doch eigentlich dazu gut, dass auch der Hinterhofbewohner mit seinen Kellerkindern einen Schritt in die Natur machen kann, zwischen Blumenrabatten spazieren, Springbrunnen bestaunen, auf weißlackierten Bänken ausruhen, und so dem grauen Alltag für eine Weile enthoben wird. Insofern liegt der Stadtpark Hannover völlig falsch.

Lies mehr ...
949 mal gelesen

Leuchtender Karl, Trick 17 und galaktisches Rauschen

Rauschen ist ein Begriff aus der Kommunikations- und Informationstheorie. Der Begriff meint stochastische Störungen, die auf dem Übertragungskanal zwischen Sender und Empfänger einer Nachricht auftreten können. Was Trick 17 ist, lässt sich leider nicht so genau klären. Die sogenannte Pro7-Wissensshow „Galileo“ hat verbreitet, ein Magier namens Carlos Luminoso (zu deutsch “leuchtender Karl”) habe ein Buch mit seinen Zaubertricks hinterlassen. Die letzten Seiten, auf denen sein Trick Nummer siebzehn beschrieben war, seien bei einem Brand vernichtet worden. Schöne Geschichte, doch leider nicht wahr.

Lies mehr ...
899 mal gelesen

Fräulein Petrol

Ist Fräulein Petrol etwas zugestoßen, ist sie etwa krank? Oder ist sie einfach nur umgezogen? Das wäre freilich nicht unbedingt zu ihrem Schaden, denn das düstere Nachbarhaus, in dem Fräulein Petrol wohnt, hat keine guten Schwingungen. Wochen schon hatte ich mich nach ihrem Verbleib gefragt, ja, mich ehrlich gesorgt. Doch vor einigen Tagen, es regnete in Strömen, da kam Fräulein Petrol rauchend den Fußweg hoch, eine helle Tasche mit offenbar geringem Einkauf geschultert, die glühende Zigarette zum Schutz vor dem Regen in der hohlen Hand verbergend. Dann stellte sie sich kurz bei den Bäumen unter und rauchte hastig.

Lies mehr ...
854 mal gelesen

Starke Verben und kristalline Regenbögen im Vogelfrei

Gestern Abend war es voll im Vogelfrei. Herr Leisetöne hatte zum Glück unseren Tisch reserviert. Als ich eintraf, saß er schon am Kopfende, das Fenster im Rücken, und las angestrengt. Was er las, habe ich nicht wahrgenommen, denn am Nebentisch biss eine Blondine gerade von einem Stück Regenbogen ab. Ich habe schon allerhand gesehen, aber noch nie sah ich eine Blondine derlei tun, nicht mal eine Rothaarige und erst recht keine Brünette. Da aber die anderen ringsum den Vorgang ignorierten, Leisetöne noch nicht einmal aufsah, schob ich mich auf die Bank an der Breitseite des Tisches, wo ich immer sitze, mit dem Rücken zur Wand.

Lies mehr ...
887 mal gelesen

Weckerchen Holger und der Zauber des Schreibens

Als ich heute Morgen sah, was für ein trübes, nasses Grau mir als Tageslicht angeboten wurde, erfasste mich bodenloser Grimm. Ich schimpfte und tobte. Sogar das rote Kontrolllämpchen am Kaffeeautomaten begann zu zittern, obwohl es doch als einziges einen tröstenden Schein spendete. Alles ringsum bedrohte ich, fuchtelte mit dem gestreckten Zeigefinger herum, als wärs mein schwerer Trommelrevolver. Die Bilder an der Wand, der Fernseher, die Lampen, sie müssten dran glauben, stieß ich hervor. Sogar in den Vorhang drohte ich zu schießen, was er freilich mit höhnischem Wehen quittierte.

Als erstes verlor Weckerchen Holger die Nerven und hub gleich an zu jammern.
Lies mehr ...
871 mal gelesen

Aquarell

Man kann ja tausend Sachen haben und Schubladen, die sich vor Zeug kaum noch bewegen lassen. Das schützt nicht davor, dass man just das nicht hat, was man gerade braucht. Ich will eine Straßenszene aquarellieren und habe kein kürschnerrot mehr. Glücklicher Weise bin ich vor fünf Jahren, als ich mal einen Radiergummi gebraucht habe, da bin ich Mitglied in einem Fachgeschäft für Künstlerbedarf geworden. In diesem exklusiven Geschäft residiert eine aparte Dame von ätherischer Schönheit an einem beinah quadratischen Infostand hinter der Theke und lächelt mich erwartungsvoll an.
„Wo finde ich denn kürschnerrot?“

Lies mehr ...
946 mal gelesen

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Teppichhaus Trithemius / Teestübchen Trithemius

Aktuelle Beiträge

Die Papiere des PentAgrion...
<img alt="Papiere des PentAgrion bd 2" style="margin:5px;"...
Trithemius - 23. Apr, 13:18
Die Papiere des PentAgrion...
Folge 2.1 Die Macht der Jacke - Folge 2.2 Von den Socken...
Trithemius - 3. Feb, 09:49
Papiere des PentAgrion...
Folge 2.1 Die Macht der Jacke - Folge 2.2 Von den...
Trithemius - 3. Feb, 00:20
Die volle Wahrheit über...
Dienstagmorgen kurz vor der Teestübchen-Redaktionskonf ernenz....
Trithemius - 25. Apr, 19:16
Besser aufrecht sterben,...
Besser aufrecht sterben, als mit kalten Knien leben! Nach...
Lo - 25. Feb, 17:03
An einem Sonntagmorgen...
Allmorgendlich klappe ich den Tagesschau-Feadreader...
Trithemius - 25. Feb, 10:45
Teestübchen Humorkritik...
Morgens werde ich wach, ist mein Humor weg, die heitere...
Trithemius - 13. Feb, 17:30
Hallo Melanie,
welch eine Überraschung. Du bist mir offenbar nicht...
Trithemius - 3. Jan, 17:02

RSS Box

Links

Suche

 

Kalender

April 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Web Counter-Modul

Status

Online seit 6258 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits


Abendbummel online
Bild & Text
Ethnologie des Alltags
Frau Nettesheim
freitagsgespräch
Gastautoren
Hannover
Internetregistratur
Kopfkino
Pataphysisches Seminar
Pentagrion
Schriftwelt im Abendrot
surrealer Alltag
Teppichhaus Intern
Teppichhaus Textberatung
Textregistratur
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren