Einiges über die Grenze des Sagbaren
von Trithemius - 10. Mai, 19:39
„Die Stadt wird Zeitung“, schreibt die niederländische Punkdichterin Diana Ozon in einem Gedicht über Graffiti. Ihr Sprayer-Gedicht „Klick klick klick“ entstand in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, als Graffiti noch Botschaften transportierten. Heute überwiegen die unleserlichen Tags, die in etwa die Funktion von Revier- oder „Ich-war-hier-Marken“ haben. Eine Zeitung mit redaktionellen Inhalten ist das Straßenbild einer Stadt heute nicht mehr, sondern ein einziges großes Anzeigenblatt. Die Plakatanschläge dieses Anzeigenblattes werben und informieren nicht nur, sie geben überdies Zeugnis von einer Qualität der materiell verbreiteten Grafik und Schrift, die bei digital verbreiteten Texten fehlt. Die Texte der Wandzeitung altern, wie auf dem Foto zu sehen.
Zuerst war da nur der neutrale Anstrich des Hauses. Dann wurde das unleserliche rote Tag aufgesprüht. Darüber klebt das Plakat eines Aachener Event-Veranstalters. Das jüngste Plakat wirbt für ein Rockpalast-Konzert. Auf dem Kasten darunter sind die Zeitstufen noch dichter gestaffelt. Was nicht mehr gilt, ist überklebt und trotzdem weiterhin präsent, bis alles von Sturm und Regen oder vom Kasteneigner heruntergeholt wird. Dann sind die Plakate weg, und mit ihnen sind ihre Botschaften verschwunden.
Schriftwelt im Abendrot
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Zuerst war da nur der neutrale Anstrich des Hauses. Dann wurde das unleserliche rote Tag aufgesprüht. Darüber klebt das Plakat eines Aachener Event-Veranstalters. Das jüngste Plakat wirbt für ein Rockpalast-Konzert. Auf dem Kasten darunter sind die Zeitstufen noch dichter gestaffelt. Was nicht mehr gilt, ist überklebt und trotzdem weiterhin präsent, bis alles von Sturm und Regen oder vom Kasteneigner heruntergeholt wird. Dann sind die Plakate weg, und mit ihnen sind ihre Botschaften verschwunden.
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Schriftwelt im Abendrot