Kopfsteinpflastermusik

Kopfsteinpflaster-auf-dem-AJa, gibt’s, denn heute keinen Abendbummel?

Die Frage ist ein fünfhebiger Jambus, erste Silbe unbetont, zweite Silbe betont, und das fünfmal im Vers. Der Jambus ist beschwingter als sein Bruder Trochäus, der sogleich mit einer betonten Silbe beginnt, als würde einer bei dir zu Hause die Tür eintreten und: „Komm jetzt mit!“ rufen.
Nein, Trochäus woll’n wir nicht,
Wir bummeln jetzt in Jamben.

Den ganzen Bummel in Jamben zu schreiben, das wäre mir aber zu mühselig. Denn immer wenn ich einen Jambus zu schreiben versuche, fällt mir ein Satz ein, der partout ein Trochäus sein will. Und umgekehrt. Übrigens, wir gehen inzwischen über den belebten Münsterplatz. Hier liegt Kopfsteinplaster, da empfiehlt es sich nicht, über Schrittfolgen nachzudenken. Guck, da klackert wieder eine Frau in Pumps heran. Wie Frauen auf hohen Absätzen über Kopfsteinpflaster gehen, das nötigt mir stets Bewunderung ab. Es ist eine Akrobatenleistung, die allein der Schönheit oder der Eitelkeit gewidmet ist, also im hohen Maße kulturell.

Übrigens, ist dir
das eigentlich schon einmal aufgefallen? Das Wort „Trochäus“ ist selbst ein Jambus, während das Wort „Jambus“ ein Trochäus ist. Ich gebe zu, das ist eher nutzloses Wissen. Doch wer sich mit nutzlosem Wissen beschäftigt, verhält sich ebenso kulturell wie die Frauen mit hochhackigen Schuhen auf Kopfsteinpflaster. „Kultur ist Reichtum an Problemen“, sagt Egon Friedell.

Komm, wir lassen mal den Mann mit dem Rollwagen vorbei. In letzter Zeit denke ich oft darüber nach, wie denn wohl in 10 bis 15 Jahren die Bürgersteige und Plätze gestaltet sein werden. Im Jahre 2020 steht nicht nur ein Mann mit Rollwagen, - wie heißen die Dinger noch mal, doch nicht Petstroller? Na, egal, wir waren im Jahr 2020, dann heißen die vielleicht ganz anders. Also, dann steht nicht nur einer mit seinem Schiebekärrchen hinter dir und kann nicht weiter, dann stehen in der Stadt Hunderte herum. In jedem Fall brauchen wir dann breitere Bürgersteige und Rampen an allen Eingängen. Selbstverständlich werden die Kopfsteinpflasterpassagen dann mit Rollbahnen durchzogen sein oder gar ganz weichen müssen. Weißt du, und darum sitze ich zur Zeit noch so gerne am Münsterplatz. Solange noch die akrobatischen Hochhackigen über das Kopfsteinpflaster klackern.

Guten Abend
(Das ist ein Trochäus)
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Plausch mit Frau Nettesheim - Beinah vergessen

trithemius & Frau NettesheimTrithemius
Fast hätte ich vergessen, dass heute Weltalzheimertag ist, Frau Wermelskirchen.

Frau Nettesheim
Nettesheim.

Trithemius
Ach so, und wer bin dann ich?

Frau Nettesheim
Damit macht man keine Witze, Trithemius, zumal Sie im Glashaus sitzen.

Trithemius
Und ich dachte, das hier ist das Teppichhaus.

Frau Nettesheim
Wenn ich mir angucke, was gestern im Schaufenster lag, dann könnte es auch ein Schuhladen sein.

Trithemius
Hätte ich beinah vergessen.

Frau Nettesheim
Was?

Trithemius
Na, Lurchi zu bloggen. Ich hatte es vorgestern angekündigt und dann wieder vergessen, bummelte durch die Stadt und überlegte, ob ich einen Abendbummel schreiben sollte und worüber. Und hätte mich nicht eine gute Blogfreundin daran erinnert, wäre ich wegen Lurchi wortbrüchig geworden.

Frau Nettesheim
Wortbrüchig wegen Lurchi? Hihi. Einer wie Sie sollte sich mit Ankündigungen eben zurückhalten.

Trithemius
Ja, zumal es deutlich weniger Spaß macht, eine Ankündigung in die Tat umzusetzen. Die Ankündigung eines Vorhabens verändert die Motivationslage. Dann ist man denen gegenüber in der Pflicht, die von der Ankündigung wissen.

Frau Nettesheim
Und da Sie sich nicht gerne in die Pflicht nehmen lassen, verlieren Sie die Lust. Folglich hatten Sie Lurchi nicht vergessen, sondern verdrängt.

Trithemius
Möglich, doch ich bin der Ansicht, dass sich der Mensch in erster Linie selbst in die Pflicht nehmen sollte. So vermeidet er die ständig drohende Fremdbestimmung. Eine Arbeit, die ich mir selbst auferlege, macht viel mehr Freude. Wirklich, Frau Nettesheim, als ich leichtfertig mein Vorhaben ankündigte, war ich noch voller Tatendrang, und vor allem wusste ich, warum ich eine Lurchi-Bildgeschichte vertonen wollte. Das war fast weg, als ich die Bildgeschichte fürs Blog layoutet und dann vertont habe.

Frau Nettesheim
An einigen Stellen Ihres Vortrags klingt eine gewisse Gleichgültigkeit an.

Trithemius
Das interpretieren Sie jetzt hinein, Frau, äh, Nettesheim, weil ich Ihnen innere Vorgänge offenbart habe. Denn mit dem Tun kam auch die Lust am Tun zurück, wenn auch nicht mit der Frische, die ich sonst verspüre.

Frau Nettesheim
Sie haben den Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation erlebt.

Trithemius
Intrinsische Motivation ist das Geheimnis guter Arbeit. Auch das Blog sollte man in erster Linie zum eigenen Vergnügen betreiben. Man muss die Sachen so machen, wie man sie gerne lesen würde. Wenn man zusätzlich positive Rückmeldung von anderen bekommt, dann ist das erfreulich. Bleibt sie jedoch aus, ist’s auch nicht schlimm, denn man hat sich schon selbst eine Freude gemacht. Mit anderen Worten: Jedermann sein eignes Publikum.

Frau Nettesheim
Eine Erkenntnis dank Lurchi.

Trithemius
Lange schallt’s im Laden noch,
Salamander lebe ... schade, jetzt habe ich den Reim vergessen.
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