Lockruf der Elche
von Trithemius - 2. Nov, 19:01
Wer im Mittelalter Waren auf dem Rhein beförderte, musste sie in Köln ausladen und drei Tage zum Verkauf anbieten, denn Köln besaß wie viele Städte am Rhein ein Stapelrecht. Man kann sich vorstellen, dass die Kölner Bürger den Markt am Stapelplatz zu schätzen wussten, vor allem wegen der Überraschungen durch das im Voraus unbekannte Warenangebot.
Das Warenangebot unserer Tage ist nicht mehr von Zufällen bestimmt, sondern folgt dem Kalkül und den strengen Regeln der Verkaufsstrategen. Heute wurden in den Kaufhäusern die Halloween-Kürbissköpfe abgeräumt und schon steht überall die Weihnachts- dekoration im Weg.
In diesem Jahr sind gläserne Elche als Jahresendzeitfiguren anbefohlen, eine logische Konsequenz des anhaltenden Runs auf die blinkenden Elchgeweihe der Weihnachtsmärkte. Was der Elch mit Weihnachten zu tun hat? Ich glaube, er zieht in Walt-Disney-Filmen den Schlitten des von Coca-Cola erfundenen Weihnachtsmanns.
In Deutschland (jetzt habe ich mich doch dreimal bei dem Wort „Deutschland“ vertippt) – also in Deutschland ist ja eigentlich nicht der Elch geläufig, sondern der Elchtest: Man fährt mit einem A-Klasse-Mercedes vollrohr auf einen Elch zu und guckt, wer umfällt. Der Eingang zum Kaufhof wäre breit genug und der Weihnachtsschmuckdekorationstisch steht direkt in der Haupteinflugsschneise. Falls hier Kinder mitlesen: Sowas tut man nicht. Außerdem dürft ihr sowieso noch nicht Autofahren.
Ich glaube, heute ist der 2. November. Und in der Stadt gibt es ein „Rennen, Retten und Flüchten“ (Dr. Erika Fuchs), als wäre just ein Schiff mit Waren aus fremden Ländern vor Anker gegangen. Kaum zu fassen: Der Einzelhandel stellt die Weihnachtsdekoration auf, und unter diesem Diktat beginnt sogleich der Zug der Einkaufslemmige. Wieso sind eigentlich die Weihnachtsmarktbuden noch nicht vom Konsumhimmel gefallen? Da stimmt was nicht mit der Terminsynchronisation. Die Lemminge brauchen doch blinkende Elchgeweihe.
Guten Abend
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Das Warenangebot unserer Tage ist nicht mehr von Zufällen bestimmt, sondern folgt dem Kalkül und den strengen Regeln der Verkaufsstrategen. Heute wurden in den Kaufhäusern die Halloween-Kürbissköpfe abgeräumt und schon steht überall die Weihnachts- dekoration im Weg.
In diesem Jahr sind gläserne Elche als Jahresendzeitfiguren anbefohlen, eine logische Konsequenz des anhaltenden Runs auf die blinkenden Elchgeweihe der Weihnachtsmärkte. Was der Elch mit Weihnachten zu tun hat? Ich glaube, er zieht in Walt-Disney-Filmen den Schlitten des von Coca-Cola erfundenen Weihnachtsmanns.
In Deutschland (jetzt habe ich mich doch dreimal bei dem Wort „Deutschland“ vertippt) – also in Deutschland ist ja eigentlich nicht der Elch geläufig, sondern der Elchtest: Man fährt mit einem A-Klasse-Mercedes vollrohr auf einen Elch zu und guckt, wer umfällt. Der Eingang zum Kaufhof wäre breit genug und der Weihnachtsschmuckdekorationstisch steht direkt in der Haupteinflugsschneise. Falls hier Kinder mitlesen: Sowas tut man nicht. Außerdem dürft ihr sowieso noch nicht Autofahren.
Ich glaube, heute ist der 2. November. Und in der Stadt gibt es ein „Rennen, Retten und Flüchten“ (Dr. Erika Fuchs), als wäre just ein Schiff mit Waren aus fremden Ländern vor Anker gegangen. Kaum zu fassen: Der Einzelhandel stellt die Weihnachtsdekoration auf, und unter diesem Diktat beginnt sogleich der Zug der Einkaufslemmige. Wieso sind eigentlich die Weihnachtsmarktbuden noch nicht vom Konsumhimmel gefallen? Da stimmt was nicht mit der Terminsynchronisation. Die Lemminge brauchen doch blinkende Elchgeweihe.
Guten Abend
Foto: Trithemius, 2. November 2007