Zwiebeln, Butter, Netzers Frauen und Obst

Ein-Zettel-von-Netzers-Frau„Netzers Frauen sprechen in BILD“ Ja, ist denn der vielleicht Mormone? Nein, guckt man nach, dann sprechen Günter Netzers Frau Elvira (56) und seine Tochter Alana (20). Und worüber? Natürlich über Günter Netzer. Deshalb war er auch dabei, als Bild „seine Frauen“ interviewte, „im Luxus-Hotel ‚Baur au Lac’ am Züricher See nahe ihrer Wohnung“, und hat aufgepasst, dass „seine Frauen“ nichts Falsches über ihn sagen. Falls sich das Interview so zugetragen hat, dann hätte Günter Netzer besser mit Bild abgesprochen, wie sie den Beitrag titeln wollen, denn wer möchte schon gern von sich lesen, die 20-jährige Tochter sei eine seiner Frauen.

Es war aber alles ganz harmlos. Eigentlich geht es im Interview um gelbe Merkzettel. Die ältere seiner beiden Frauen klebt sie ihm auf die Kleidungsstücke, bevor Günter Netzer auf Reisen geht, damit er immer weiß, was er zu welcher Gelegenheit anziehen soll. Denn sich selbst anzuziehen, dazu habe er kein Talent, sagt Netzer. Wer fürs Ausziehen von Günter Netzer zuständig ist und ihm dann die Sachen zurechtlegt, wurde im Interview leider nicht gesagt.

Im Einkaufswagen des
Supermarktes lag auch ein Merkzettel. Sein Inhalt ist ebenfalls dürftig, womit ich nichts gegen Zwiebeln, Butter und Obst sagen will. Sich drei Dinge nicht merken zu können, ist eine unangenehme Sache. Geringe Merkfähigkeit gilt als eine Begleiterscheinung der Schrift, vor der bekanntlich schon Platon gewarnt hat. Wo viel aufgeschrieben wird, ist das Gedächtnis kurz. Hinzu kommt natürlich die Belastung durch bildhafte Zerstreuungsmedien. Wem sie ständig den Kopf zumüllen mit banalen Dingen, dessen Gedächtnis kann man nicht trauen. Und wer kein historisches Gedächtnis hat, dem mangelt es auch an Verständnis. Doch zeigt man ihm seine Vergangenheit in einer Retro-Show, sitzt er hüpfend auf dem Sofa und freut sich.

Die Informationsüberflutung ist das Gegenstück zum Klimawandel. Der Globus erhitzt sich, schwappt über und droht unter seinem eigenen Gequassel zu ersaufen. Wo soviel los ist, als wäre die ganze Welt ein allzeit überfüllter Markt, kann man sich nur noch schwer konzentrieren. Deshalb ist es manchmal ganz praktisch, sich einfachen und stillen Dingen zu widmen, wie zum Beispiel einem simplen Einkaufszettel.

Guten Abend
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