Haumassakatagatanamamor
von Trithemius - 12. Feb, 21:18
Heute gibt es keinen Abendbummel, no Sir, allenfalls einen ganz kurzen, der schon zu Ende ist, bevor er überhaupt richtig angefangen hat.
„Haumassakatagatanamamor?!“, rief ein aufgebrachter Mann mit sich überschlagender Stimme in sein Handy, und ich dachte noch, da möchte ich nicht am anderen Ende sein und verstehen, was das heißt. Da er seine heftige Frage mehrfach wiederholte, bevor er zu anderen Tiraden wechselte, konnte ich mir den Wortlaut notieren. Gewiss ist alles nur annähernd aufgeschrieben, denn es ist schwierig, die Äußerung einer unbekannten Sprache aufzuzeichnen. Einen ähnlichen Effekt kann man erleben, wenn man einen fremden Dialekt aufschreiben wollte. Selbst beim eigenen Dialekt kann man nicht mit Sicherheit sagen, wie ein Wort nun wirklich geschrieben werden müsste, wenn keine Vereinbarung besteht, mit welchen Buchstaben die Laute abgebildet werden. Die Lautschrift bietet ja immer nur eine Annäherung an den Laut. Wollte man alle Laute des Deutschen korrekt in der Schrift abbilden, reichten die 26 Buchstaben des Alphabets nicht. Man bräuchte mehr als doppelt so viele, weshalb wir verschiedene Laute mit den gleichen Buchstaben wiedergeben, wie etwa mit dem ch bei „ach“ und „ich“.
Wo sind bei „Haumassakatagatanamamor“ die Wortgrenzen? Wenn man gar nichts über eine Sprache weiß, lässt sich selbst das nicht bestimmen. Man müsste dazu die Grammatik der Sprache kennen. Hier lässt sich ermessen, was ein Sprachwissenschaftler leisten muss, wenn er eine seltene Sprache beschreiben will, für die es keine Schrift gibt. Ist eine Sprache dann aber verzeichnet, hat man eine Wortliste und ein Grammatikmodell erstellt, erst dann kann man in dieser Sprache einen Fehler machen. Sprachliche Fehler sind eigentlich eine natürliche Erscheinung. Sie treiben den Sprachwandel an, halten eine Sprache lebendig. Durch die Schriftlichkeit einer Sprache wird der Sprachwandel gebremst, kommt bei rigider Auffassung von Orthographie und Schulgrammatik sogar fast zum Stillstand.
Das Mündliche hat seine eigene Qualität und hängt nicht von Kategorien des Schriftlichen ab. Denn eigentlich sollte die Schrift der Sprache dienen, wenn auch manch törichter Sprachpfleger das Gegenteil fordert. Ob der wütende Mann nun „Haumassakatagatanamamor?!“ gerufen hat oder „Hau massa kata gatana Mamor“ ist hinsichtlich der Wirkung auf seinen Zuhörer völlig egal. Ja, selbst wenn in der Erregung manche Silben nur schludrig ausgesprochen wurden, wird der andere wissen, was gemeint ist.
Ein kurzer Bummel, wir sind so gut wie zu Hause. Was genau ist mit dem Plakat im Schaufenster einer Fotohandlung gemeint? Es ist eindeutig ein deutschsprachiger Text, doch was der Verfasser dabei für ein Durcheinander der Begriffe im Kopf hatte, möchte ich jedenfalls nicht im Kopf haben.
Guten Abend
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„Haumassakatagatanamamor?!“, rief ein aufgebrachter Mann mit sich überschlagender Stimme in sein Handy, und ich dachte noch, da möchte ich nicht am anderen Ende sein und verstehen, was das heißt. Da er seine heftige Frage mehrfach wiederholte, bevor er zu anderen Tiraden wechselte, konnte ich mir den Wortlaut notieren. Gewiss ist alles nur annähernd aufgeschrieben, denn es ist schwierig, die Äußerung einer unbekannten Sprache aufzuzeichnen. Einen ähnlichen Effekt kann man erleben, wenn man einen fremden Dialekt aufschreiben wollte. Selbst beim eigenen Dialekt kann man nicht mit Sicherheit sagen, wie ein Wort nun wirklich geschrieben werden müsste, wenn keine Vereinbarung besteht, mit welchen Buchstaben die Laute abgebildet werden. Die Lautschrift bietet ja immer nur eine Annäherung an den Laut. Wollte man alle Laute des Deutschen korrekt in der Schrift abbilden, reichten die 26 Buchstaben des Alphabets nicht. Man bräuchte mehr als doppelt so viele, weshalb wir verschiedene Laute mit den gleichen Buchstaben wiedergeben, wie etwa mit dem ch bei „ach“ und „ich“.
Wo sind bei „Haumassakatagatanamamor“ die Wortgrenzen? Wenn man gar nichts über eine Sprache weiß, lässt sich selbst das nicht bestimmen. Man müsste dazu die Grammatik der Sprache kennen. Hier lässt sich ermessen, was ein Sprachwissenschaftler leisten muss, wenn er eine seltene Sprache beschreiben will, für die es keine Schrift gibt. Ist eine Sprache dann aber verzeichnet, hat man eine Wortliste und ein Grammatikmodell erstellt, erst dann kann man in dieser Sprache einen Fehler machen. Sprachliche Fehler sind eigentlich eine natürliche Erscheinung. Sie treiben den Sprachwandel an, halten eine Sprache lebendig. Durch die Schriftlichkeit einer Sprache wird der Sprachwandel gebremst, kommt bei rigider Auffassung von Orthographie und Schulgrammatik sogar fast zum Stillstand.
Das Mündliche hat seine eigene Qualität und hängt nicht von Kategorien des Schriftlichen ab. Denn eigentlich sollte die Schrift der Sprache dienen, wenn auch manch törichter Sprachpfleger das Gegenteil fordert. Ob der wütende Mann nun „Haumassakatagatanamamor?!“ gerufen hat oder „Hau massa kata gatana Mamor“ ist hinsichtlich der Wirkung auf seinen Zuhörer völlig egal. Ja, selbst wenn in der Erregung manche Silben nur schludrig ausgesprochen wurden, wird der andere wissen, was gemeint ist.
Ein kurzer Bummel, wir sind so gut wie zu Hause. Was genau ist mit dem Plakat im Schaufenster einer Fotohandlung gemeint? Es ist eindeutig ein deutschsprachiger Text, doch was der Verfasser dabei für ein Durcheinander der Begriffe im Kopf hatte, möchte ich jedenfalls nicht im Kopf haben.
Guten Abend