Ich wundere mich immer, dass Guttenberg (ich schreibe seinen Namen mal ohne Adelstitel, ich weiß nicht genau, ob er den zur Zeit offiziell "führt") in irgendeiner Angelegenheit überdurchschnittlich viel Charakter und Kompetenz zugeschrieben wurden. Denn darüber gab es ja "bei den Menschen in unserem Lande, meine sehr verehrten Damen und Herren" einen Konsens.
Die einzige irgendwie auf Charakterstärke hinweisende Äußerung war doch, dass er das Geschehen in Afghanistan als Krieg benannt hat. Das ist aber nur im Kontext des ganzen verschwurbelten Thinktank-Gequatsches vom "robusten Mandat" bemerkenswert. Denn daran, dass "man endlich mal ganz klar sagt, dass deutsche Soldaten in Afghanistan in einem Krieg kämpfen", war ja nichts besonders ehrenhaftes. Es war vielmehr ein selten dämlicher Täuschungsversuch, das durch wehrbürokratische Verklausulierungen vertuschen zu wollen. Gab es sonst irgendetwas, was auf eine eigenständige Denkart oder eine außerordentliche Charakterstärke beim adeligen Ex-Doktor hingewiesen hätte?
nachlesen. Ich muss aber vor der Lektüre warnen, weil man glatt den Glauben an die Menschheit verlieren kann. Mich hat's gestern wirklich schwermütig gemacht.
Jan Francisco (Gast) - 22. Feb, 15:00
Mhhm, vielen Dank - also daher rühren also die hervorragenden transatlantischen Beziehungen, wegen derer er für "die Menschen in unserem Land" so unersetzlich ist. Au weia!
Jan Francisco (Gast) - 22. Feb, 20:31
"Die Popularität dieses Mannes gründet sich offenbar nicht auf die von Ihnen genannten Attribute..."
Augenscheinlich gründet die Popularität beim Wahlvolk aber schon auf der geschickten Vorspiegelung der o. g. Attribute. Das wird hier in der Süddeutschen sehr schön beschrieben: http://tinyurl.com/6xfwjws
Der Mann hat also nicht nur seine politische Karriere auf dubiose Weise "gut organisiert", sondern hat darüber hinaus augenscheinlich auch ein bravouröses Talent auf der populistischen Klaviatur. Die Hybris, solche "absurden Situationen" grinsend auszusitzen, bekommt man wahrscheinlich in erfolgsabonnierten Elternhäusern wie dem des Lügenbarons automatisch anerzogen. Um so wichtiger wäre es nun, dass der deutsche Wissenschaftsbetrieb ihm und seinesgleichen jetzt einmal beweisen würde, dass eine aufgeklärte Gesellschaft wie unsere auch für elitäre Personen bei offensichtlichem Fehlverhalten die für jeden Normalsterblichen üblichen Konsequenzen folgen lässt!
Dankeschön für den Link. Es ist erfreulich, so etwas in der SZ zu lesen. Dass Guttenberg mit dieser "Vorspiegelung" von Qualitäten durchkommt, ist das eigentlich Tragische. Dazu fällt mir "Vox populi, vox Rindvieh" ein, eine Verbalhornung, die F.J. Strauß zugeschrieben wird. Er wird seine Wähler gut gekannt haben. Man fragt sich ja auch, was die fast 200.000 Verirrte im Kopf haben, die sich auf Facebook zur Verteidigung Guttenbergs gefunden haben. Ich möchte so einen Kopf jedenfalls nicht haben. Ihr letzter Satz scheint mir besonders wichtig zu sein. Bislang musste man sich fragen, was eigentlich mit den Vertretern des von Ihnen genannten Wissenschaftsbetriebs los ist, ob sie zu gut gemästet sind und einfach alles hinnehmen, was unsere schwachbrüstigen Denker in der Politik so alles anstellen. Jetzt haben sie sich geregt, weil es an ihre Grundfesten ging. Das lässt doch hoffen.
Jan Francisco (Gast) - 23. Feb, 11:39
200000 Facebookfreunde gekauft?
@ Trithemius: "Man fragt sich ja auch, was die fast 200.000 Verirrte im Kopf haben, die sich auf Facebook zur Verteidigung Guttenbergs gefunden haben."
Kompetenz und Charakter
Die einzige irgendwie auf Charakterstärke hinweisende Äußerung war doch, dass er das Geschehen in Afghanistan als Krieg benannt hat. Das ist aber nur im Kontext des ganzen verschwurbelten Thinktank-Gequatsches vom "robusten Mandat" bemerkenswert. Denn daran, dass "man endlich mal ganz klar sagt, dass deutsche Soldaten in Afghanistan in einem Krieg kämpfen", war ja nichts besonders ehrenhaftes. Es war vielmehr ein selten dämlicher Täuschungsversuch, das durch wehrbürokratische Verklausulierungen vertuschen zu wollen. Gab es sonst irgendetwas, was auf eine eigenständige Denkart oder eine außerordentliche Charakterstärke beim adeligen Ex-Doktor hingewiesen hätte?
Hinsichtlich Ihrer Fragen: Die Popularität dieses Mannes gründet sich offenbar nicht auf die von Ihnen genannten Attribute, sondern hat etwas mit seiner Herkunft und seinem medienwirksamen Auftreten zu tun. Wie, warum und von wem er aufgebaut wurde, das lässt sich hier
http://www.zeitgeist-online.de/exklusivonline/dossiers-und-analysen/230-das-guttenberg-dossier-teil-1.html
und hier
http://www.zeitgeist-online.de/exklusivonline/dossiers-und-analysen/632-das-guttenberg-dossier-teil-2.html
nachlesen. Ich muss aber vor der Lektüre warnen, weil man glatt den Glauben an die Menschheit verlieren kann. Mich hat's gestern wirklich schwermütig gemacht.
Augenscheinlich gründet die Popularität beim Wahlvolk aber schon auf der geschickten Vorspiegelung der o. g. Attribute. Das wird hier in der Süddeutschen sehr schön beschrieben: http://tinyurl.com/6xfwjws
Der Mann hat also nicht nur seine politische Karriere auf dubiose Weise "gut organisiert", sondern hat darüber hinaus augenscheinlich auch ein bravouröses Talent auf der populistischen Klaviatur. Die Hybris, solche "absurden Situationen" grinsend auszusitzen, bekommt man wahrscheinlich in erfolgsabonnierten Elternhäusern wie dem des Lügenbarons automatisch anerzogen. Um so wichtiger wäre es nun, dass der deutsche Wissenschaftsbetrieb ihm und seinesgleichen jetzt einmal beweisen würde, dass eine aufgeklärte Gesellschaft wie unsere auch für elitäre Personen bei offensichtlichem Fehlverhalten die für jeden Normalsterblichen üblichen Konsequenzen folgen lässt!
200000 Facebookfreunde gekauft?
Auch darauf gibt es eine Antwort, die leider perfekt zum Rest der ganzen Farce passt: https://hamlethamster.wordpress.com/2011/02/22/zu-guttenberg-facebook-fans-uber-das-wochenende-hektisch-zusammengekauft/
Du lieber Himmel!