Laute Buhrufe im Zirkus des schlechten Geschmacks

Der Kelch ist an uns vorüber gegangen. Der unsägliche Guttenberg ist zurückgetreten. Dass er dem Druck wich, aber keinerlei Einsicht zeigt, da entlarvt sich die Debilität des Adels. Man muss dem Herrn der vielen Namen dankbar sein, denn er hat so schräg, schrill und verkommen agiert, dass doch eines klar geworden ist: von der Adelsbagage ist nichts Gutes zu erwarten, egal wie die verschmockte, so genannte seriöse Presse zirkus schlechten Geschmacksihn gefeiert hat, der Spiegel mit dem liebedienerischen Titel: „Die fabelhaften Guttenbergs“ und die ZEIT, deren Chef Giovanni di Lorenzo „die Sehnsüchte der Deutschen nach einer Königsfamilie“ auf uns zu projizieren versucht hat. Was in Deutschland an übler Gesinnung wie ein Sumpf sich ausgebreitet hat, das kulminiert in Figuren wie Guttenberg, das miese Sozialschmarotzertum einer sozialen Oberschicht und ihrer Speichellecker. Diese Clique hat sich zu einem machtvollen globalen Netzwerk verbunden, und ihre Gemeinsamkeit besteht in der unstillbaren Raffgier nach Geld, Macht und Ansehen.

Einem Mann wie Guttenberg, der den Wahnwitz der ungehemmten Selbstsucht repräsentiert wie kein Zweiter, trauert gut die Hälfte der Deutschen nach. Aber es ist ungemein entspannend, dass es auch noch eine andere Hälfte gibt. Menschen mit Ehrgefühl, die sich nicht nur empört haben, sondern in Wort, Bild und Tat sich endlich zusammengefunden haben, zuerst hier im Internet. Es hat lange gedauert, bis die Mitglieder des Wissenschaftsbetriebs begriffen haben, was ihnen da an dreister Frechheit zugemutet wurde, wie unbekümmert die Bundeskanzlerin Merkel ihre wissenschaftliche Reputation in den Wind geschossen hat. Redet von dem Bildungsland Deutschland und tritt die intellektuelle Redlichkeit der Wissenschaft aus purem Machtinteresse in den Dreck. Ob sich Merkel überhaupt der Dimension ihres Handels bewusst war, als sie sich schützend vor Guttenberg stellte und sagte, sie habe Guttenberg nicht als wissenschaftlichen Mitarbeiter in die Regierung geholt, sondern als Politiker? Als ob sich intellektuelle Redlichkeit von allgemeiner Ehrlichkeit trennen ließe. Wer geistige Leistung klaut, dem ist grundsätzlich nicht zu trauen.

Arroganz ist der schlimmste Feind der Intelligenz. Merkels und Guttenbergs CDU/CSU sind von der Arroganz der Macht derart verblendet, das sie sich wirklich verhoben haben. Sie haben tatsächlich geglaubt, sie kommen damit durch, haben geglaubt, die geballte Indoktrination der letzten Jahre durch willfähriges Fernsehen und liebedienerische Presse hätte schon genug gefruchtet. Das mag sogar für einen großen Teil der Bevölkerung zutreffen. Die da sagen, Guttenberg hätte als Verteidigungsminister einen guten Job gemacht und hatten doch nur seinen Fernsehauftritt mit Stephanie und Kerner in Afghanistan vor Augen, diesen schamlosen flotten Dreier im Kriegsgebiet. Würden die Reporter der Umfragen einmal nachfragen, ja, was hat er denn gut gemacht? Das könnten diese Guttenberganhänger mehrheitlich nicht sagen.

Egal, wenden wir uns noch einmal denen zu, die zu diesem anhaltenden Sturmwind sich vernetzt haben, der Guttenberg hinwegfegte. Es war viel Widerstand im Internet, doch entscheidend war, dass unsere verwöhnte Professorenschaft sich in den Widerstand eingeklinkt hat. Dadurch bekam das Netzwerk der Einsichtigen sein Gewicht. Denn wenn Professoren zu Hunderten, Tausenden protestieren, dann zuckt auch die CDU zusammen. Gemeinhin hält der Wissenschaftsbetrieb still, hat all die Zumutungen geschluckt, die Aushöhlung der Bildung mit so genannten Reformen wie Bologna und dergleichen. Nur weil die akademische Zunft sich satt und bequem in den Elfenbeinturm gesetzt hat, konnte es zu dem desolaten Zustand der Bildung an den Schulen und Hochschulen kommen. Hoffentlich sind die Herrschaften jetzt endlich wach geworden und erkennen, dass sie auch eine sozialpolitische Verantwortung haben, nicht nur, wenn es um ihre eigenen Anliegen geht - im Zirkus des schlechten Geschmacks.
1768 mal gelesen
stoppl - 2. Mär, 11:19

andere verfehlungen bleiben unberücksichtigt?

k*ohl, sch*äuble, gy*si, str*auß ---> ach ja, da ging es ja NUR um geld!
;-((

Trithemius - 2. Mär, 11:25

Von mir nicht, in diesem Kommentar schon.
Jan Francisco (Gast) - 2. Mär, 13:56

Hervorragende Verdienste

"Würden die Reporter der Umfragen einmal nachfragen, ja, was hat er denn gut gemacht? Das könnten diese Guttenberganhänger mehrheitlich nicht sagen."

Genau, es wird in allen Medien und Ansprachen niemals konkretisiert, was er denn wohl bisher für "hervorragende Verdienste für unser Land" erbracht hätte. Eigentlich hat nur mit Hilfe einiger Medien ein Image der Aufrichtigkeit des Verantwortungsbewusstseins aufgebaut, was sich aber niemals in Taten niederschlug. Beleuchtet man diese einmal genauer, erweisen sich die meisten davon als mit heißester Nadel gestrickter PR-Aktionismus.

Es ist deshalb reiner Zynismus, ihn als "genialen Politiker" oder "größtes politisches Talent" zu bezeichnen, denn sein hervorstechendstes Talent lag bei bigotter Eigen-PR (nicht mal selbsterzeugt) und Hochstapelei.

Und das ist dann auch der Unterschied zu anderen überführten Betrügern auf der politschen Bühne der Vergangenheit: Die meisten konnten sich wenigstens den Anschein geben, den Betrug für ihre Partei oder irgendwelche übergeordneten Zwecke begangen zu haben. Aber noch nie hatten wir einen offensichtlichen Hochstapler als Minister, der überführtermaßen erst betrogen, und dann später selbst bis nach dem Rücktritt noch dummdreist gelogen hat, allein um seine eigene Karriere damit zu befördern. Und Frau Merkel weiß das alles und verhält sich keinen Deut besser. Es ist so lächerlich!

Trithemius - 2. Mär, 16:56

Es war kaum mit anzusehen, was uns die etablierten Medien über Monate hin zugemutet haben. Der Fall Guttenberg ist auch ihr Fall. Man muss ihnen den Rest der Glaubwürdigkeit absprechen, vor allem nachdem sie uns gebetsmühlenartig die günstigen Guttenbergumfragen um die Ohren gehauen haben. Da fragt man sich, wie diese Ergebnis manipuliert wurden, denn ich kenne keinen, der Guttenbergs betrügerisches Verhalten gutgeheißen hätte.

Jetzt hat sich der "PR-Aktionismus" im Medienzirkus als das erwiesen, was er war, "heiße Luft", oder wie Grimm sagt: "Nichts, und darüber Glasur".
Jan Francisco (Gast) - 2. Mär, 17:56

Kritiklose Verehrung

Ein einleuchtender Artikel aus der Schweiz zu den unzähligen entsetzen Verehrern Guttenbergs:

http://www.schweizmagazin.ch/panorama/6090-Die-Hitler-Guttenberg-Parallelen.html

Der Vergleich klingt zwar erst einmal drastisch, aber hier wird eben nicht der Fälscherdoktor mit dem Jahrtausendverbrecher verglichen, sondern bloß die blindfolgenden Fans von damals mit denen von heute. Wenn man sich dann die Beiträge und Kommentare in den Facebook-Gruppen anschaut: Volltreffer!
Trithemius - 2. Mär, 18:23

Schönen Dank für den Link. In der Tat muss man sich fragen, was in den Köpfen der Guttebergfans los ist. Soviel Wirrnis und Unverstand, dass man ganz ratlos ist und nicht weiß, wie diesen Leuten noch zu helfen ist.
walhalladada - 2. Mär, 16:15

Ich fühle mich als Teil jener Macht, die Guttenberg hinweggekehrt hat, und das ist gut so!

Trithemius - 2. Mär, 16:49

Erfreulich,

werter Herr Doktor Schein.
Eugene Faust - 2. Mär, 17:56

"Wir sind ein Teil von jener Kraft, die stets nur Bloggen will und dann den Gutti schafft." – frei nach JWvG
Trithemius - 2. Mär, 18:00

Herrlich. Die Ehre aber gebührt den fleißigen Plagiatsforschern, die unsere Kritik mit Fakten unterfüttert haben.
Eugene Faust - 2. Mär, 18:09

Selbstverständlich! (Dr. Schein hat mich inspiriert und da bot es sich eben an.)
Trithemius - 2. Mär, 18:27

Der Hinweis auf die Kärrnerarbeit, die von vielen auf Guttenplag geleistet wurde, war mir trotzdem ein Anliegen. Sie werden zu leicht vergessen, aber ihre Beharrlichkeit hat ja erst die wahre Dimension dieses Betrugs ans Licht gebracht.
nömix - 3. Mär, 08:56

    »Soviel Scheinheiligkeit und Verlogenheit war selten in Deutschland.« (Angela Merkel)*
Raten Sie, wen sie damit gemeint hat.

Trithemius - 3. Mär, 13:25

Sie nennt ja keine Namen, daher vermute ich, sie hat sich, Guttenberg, die CDU/CSU und die Jubelpresse gemeint, die den Guttenberg zuerst hochgeschrieben und dann geschmäht hat. Abschreckendes Beispiel: Der Spiegel.

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