Ethnologie des Alltags

Die Tour hat gewartet – Tour de France – 3. Etappe

Da ich mir die Etappen der Tour de France sowieso anschaue und mich manchmal dabei langweile, habe ich mich entschlossen, gelegentlich einen Tourbericht zu schreiben und gleichzeitig ein wenig Radsportwissen zu vermitteln. Los gehts: Gestern wurde bei der Tour de France ein eisernes Gesetz gebrochen. Es lautet: Die Tour wartet auf niemanden. Die Etappe startete in Antwerpen und führte quer durch Belgien zum Städtchen Huy an der Maas. Die Zielankunft war auf der berüchtigten Mur de Huy, einem schweren Anstieg von rund 1300 Metern Länge mit einem Steigungsgrad von maximal 27 Prozent.

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Zu Fuß im literarischen Untergrund – die Lindener Zettelbox

Am Lichtenbergplatz, wo ich mein Kölsch kaufe, beginnt die Wittekindstraße. Eine martialische Skulptur bewacht den Platz. Sie stellt den Grafen Wittekind dar, nach dem die Straße benannt ist. Unklar ist freilich, ob er wirklich taubenblau gewesen ist, als er im Jahr 1115 Gerichtsherr des Flecken Linden wurde, wie einer Urkunde zu entnehmen ist. Die erste urkundliche Erwähnung gilt als Geburtsurkunde einer Siedlung. Vermutlich ist Linden aber älter, denn es muss schon etwas da sein, damit sich ein adliger Parasit draufsetzen und Gerichtsherr spielen kann. Auch eine Gerichtslinde muss wachsen, bevor man ein paar renitente Bauern dran aufhängen kann.

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Radiohören mit Klopapier

Wie nennst du eigentlich einen Raum, indem sich Dusche, Waschbecken, Waschmaschine und Toilette befinden, nennst du den Bad oder Toilette? Angesichts der Tatsache, dass die Tür zu diesem Raum in der Wohnung von Herrn Putzig eine goldene Türklinke hat sowie ein ebensolches Türblech und Herr Putzig möglicherweise ein bisschen gschamig ist, wollen wir von seinem Bad sprechen. Jedenfalls sah ich letztens in seinem Bad eine 10-er-Packung Toilettenpapier, auf deren Plastikhülle ein Ghettoblaster aufgedruckt war. Ein Lautsprecher war aber schon ganz schlaff, weil bereits die äußeren Rollen fehlten.

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Automat, komm sprich mit mir!

Manchmal sind Wörter besonders faszinierend, bei denen man sich verlesen hat. Lang ist’s her, da hatte ich einen Kollegen mit Sprachfehler. Einmal glaubte er, in der Pardon das Wort „Karwenmänner“ gelesen zu haben, kam in die Setzerei, mit dem Finger auf der aufgeschlagenen Zeitschrift, um sich mit mir über die „Ka-ka-kar-wenmänner“ zu amüsieren. Da stand aber nicht das seltsame „Karwenmänner“, sondern „Kaventsmänner“, was übertragen etwas Großes und Dickes meinte. Eigentlich ist Kaventsmann der seemännische Ausdruck für eine Riesenwelle, so hoch und schwer, dass sie ein Schiff überrollen und zum Kentern bringen kann.

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Trocken oder nass – Wo beten nicht hilft

Wenn der junge Frühling und Sonnenschein mich locken, fahre ich mit dem Rad durch den Georgengarten zur Mensa auf dem Conticampus. Ich muss freilich vor 12 Uhr da sein, denn zwischen 12 und 13 Uhr wird es schlagartig derart hömmelevoll in der Contine, das es schwer ist, einen Platz zu finden. Letztens saß ich dicht an dicht mit Studenten, die ihrem geschniegelten, angepassten Auftreten nach zu urteilen von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät hereingeschneit waren. Aus dem allgemeinen Lärm wehten gelegentlich einige Gesprächsfetzen an mein Ohr. Man sprach tatsächlich über Tischgebete.


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Über Zentrifugalbrummball und Kirmesadel

Welcher Teufel hat mich da geritten? Ich ließ mich verlocken, das hannöversche Frühlingsfest zu besuchen. „Frühlingsfest“ klingt nach erblühender und sprießender Natur, nach aufspringenden Knospen, nach einer mild wärmenden Sonne, nach dem betörenden Geruch von Regen, wenn er die bereitwillige Erde begießt. Schon wieder April, April! Es ist Etikettenschwindel. Das hannöversche „Frühlingsfest“ hat nicht davon, sondern nur den Trug von Kirmesbuden und wunderlichen Fahrgeschäften, aus deren Lautsprecherboxen schlechte Musik wummert, die sich mit der jämmerlichen Musik benachbarter Fahrgeschäfte, dem Rattern von Achterbahnkarren und den Hupen, die den Start einer weiteren Irrsinnsfahrt verkünden, zu einer infernalischen Kakophonie vermantscht. Schreiende Farben, blitzende Lichter, bizarre Gestalten, die dein ästhetisches Empfinden beleidigen, und das sind nur die Abbilder auf den schlecht gepinselten Werbetafeln. Durch die Gassen dieses Wahnwitzes schieben sich noch groteskere Figuren.

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Aprilenbot, Aprilenbot! – Lebenslänglich Aprilsjeck

Statt eines launigen Aprilscherzes etwas über altes und modernes Brauchtum und die Vergeblichkeit menschlichen Bemühens: Der Schweizer Ethnologe Hanns Bächtold-Stäubli beschreibt im “Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens” einen Brauch aus Württemberg: “Am ersten April schickt man die Kinder in die Häuser mit einem Zettel, auf dem steht:

Aprilenbot, Aprilenbot!
Schick den Narren weiter
Gib ihm auch ein Stücklein Brot,
Dass er net vergebens goht.”

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#SoFi und die apokalyptischen Reiter

Nein, ich habe das mysteriöse Leuchten nicht gesehen, als ein Meteorit über Süddeutschland, der Schweiz und Österreich eine Lichtspur in den Nachthimmel gemalt hat. Das Polarlicht über Hannover in der Nacht zum Mittwoch habe ich auch nicht gesehen. Und sehr wahrscheinlich werde ich auch die Sonnenfinsternis, Hashtag #SoFi, vom kommenden Freitag nicht sehen, nachdem die HAZ meldet: Schutzbrillen in Hannover bereits ausverkauft. Um die totale Sonnenfinsternis zu sehen, hätte man sowieso eine Kreuzfahrt in den Nordatlantik buchen müssen. Wer nicht vorgesorgt hat, möge sich an der Gif-Animation im Teppichhaus erfreuen.

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Volontär Schmocks Trendkompass März – Haßlöcher

Nonverbaal is ook en taal. (Jules van der Ley)

Zwischen Aachen und Jülich gibt es einen Ort namens Langweiler. Immer, wenn ich bei meinen Trainingsfahrten durch den Ort rollte, ich war dann meistens auf dem Rückweg und redlich müde, habe ich mir zu meiner Erquickung eine Gemeinderatssitzung vorgestellt, die vom Bürgermeister eröffnet wird mit den Worten: „Guten Abend, liebe Langweiler!“

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Über blutende Nasen, Gegenwart und plötzlichen Frühling

Im Jahr 2115 steht hier kein Baum mehr. Im Jahr 2115 gibt es nicht mal ein Jahr 2115, jedenfalls niemanden mehr, der die Jahre auf diese Weise zählt. Heute steht vor meiner Nase ein Baum. Er ist freilich gewachsen, bevor ich meine Nase hinbewegt habe, hat quasi ältere Rechte als meine Nase. Was nicht heißen will, dass meine Nase rechtlos ist. Sie ist sogar über mich krankenversichert. Als sie einmal hemmungslos geblutet hat und einfach nicht aufhören wollte, so dass das Waschbecken in meinem Bad aussah, als hätte ich ein Huhn drin geschlachtet; dabei wollte ich ein Huhn nicht mal anfassen wegen der Milben in seinem Gefieder.


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