Schriftwelt im Abendrot

Lassen Sie uns Fraktur reden


Es ist ein
Nachteil der Demokratisierung der technischen Schrift, dass typografische Laien, von keinerlei Kenntnis angefächelt, den öffentlichen Raum beliebig verunstalten können. Eine Weile bin ich mit dem Fahrrad öfters an einer Fassade im hannöverschen Stadtteil List vorbeigekommen, die von einer typographischen Katastrophe gezeichnet ist. Der Anblick hat mich jedes Mal geschüttelt. Man kann nur hoffen, dass der Inhaber dieses Ladens von „Schönen Sachen aus alter Zeit“ mehr versteht als von alten Schriften. Über deren jahrhunderte lange Geschichte will ich hier schreiben.

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808 mal gelesen

25 Herren regieren die Welt

Sie essen kein Brot, sie brauchen kein Geld.
Sie trinken weder Bier noch Wein,
Was mögen das für Herren sein?

Auflösung
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Des Meisters Gesellenstück – Ein Essay über das Schreiben

Links von meinem Schreibtisch hängt an der Wand ein Essay über das Schreiben mit dem Computer und die damit einhergehende Demokratisierung der technischen Schrift, den ich im Jahr 1992 verfasst und kalligraphisch geschrieben habe. Es gibt von den Blättern im Format 50 x 70 cm mehrere Varianten. Anlass war der damals marktschreierisch beworbene Colani-Computer der Firma Vobis.
Der deutsche Designer Luigi Colani ist, wie Wikipedia treffend charakterisiert „vor allem durch seine aerodynamischen und biomorphen Formen für Autos, Flugzeuge und Konsumgüter bekannt geworden.“

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Die Faszination der Zwänge: Tunk nie ein Knie, Knut!

Das war der Stand der Dinge am Abend: Ein Text wollte nicht rund werden. Ich hörte Musik, trank eine halbe Flasche Wein und ging früh zu Bett. Manchmal hilft das gegen unrunde Texte. Nicht selten und unrunde Texte sind morgens nach ein paar Handgriffen rund wie Apfelringe. Am nächsten Morgen erwachte ich, als es gerade erst dämmerte und was war? Reimzwang! Ungezählte Reime gingen mir durch den Kopf, aber ich war noch nicht wach genug, sie mir zu merken, sondern musste immer wieder von vorne anfangen, kam dabei auf neue Ideen, und so ging alles hübsch durcheinander. Immerhin diese zwei Verse konnte ich nach dem Aufstehen rekonstruieren.


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Der böse Student – Über die Bebilderung der Schrift

Den Tag der Erde am 22. April hat Google im Jahr 2015 mit diesem Doodel gefeiert. Die Idee, das annähernd kreisförmige o in Google durch einen kreisrunden Globus zu ersetzen, ist naheliegend. Angesichts der weltweiten Vormachtstellung der Suchmaschine Google schwingt eine Nebenbedeutung mit, der arrogante Anspruch, sich den Globus einzuverleiben, quasi die Weltherrschaft zu übernehmen. Bescheidener blicken wir in die kleine Welt eines Klassenarbeitsheftes. Wir sehen den misslungenen Versuch eines bildhaften Textes im Aufsatz eines Schülers der 6. Klasse (April 1997) und meine nicht ganz freundliche Randbemerkung in Rot :

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Klarsicht auf die Handschrift braucht keine Krokodilstränen

Niemand wird für sich persönlich den Wert einer flüssigen und schönen Handschrift bestreiten. Und vermutlich weiß jeder, der schreiben kann, anzugeben, welche Bedeutung die Handschrift noch für ihn hat. Gerne wird das Besondere des handschriftlichen Briefes betont. Mancher hat kalligraphische Meisterleistungen vor Augen, den schönen Brief, die Notiz in einem Moleskinebüchlein oder den kunstvollen Eintrag im Poesiealbum. Doch das Hochwertige, das wir gefühlsmäßig mit der Handschrift verbinden, zeigt sich wesentlich beim Blick zurück in die Vergangenheit, in die Zeit vor Computer und Internet. Und vor allem, es ist privat.

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Büchsenbier & Dosenpfand – Synonyme und Sprachvarietäten

Dass Deutsch nicht gleich Deutsch ist, mussten die DDR-Bürger nach der Wende zuerst lernen. Das Germanistische Institut der Universität Halle unterhielt noch in den 1990er Jahren einen Deutsch-Deutschen Übersetzerdienst für die in Westdeutschland gebräuchlichen Synonyme (sinnverwandten Wörter) für gängige ostdeutsche Wörter. Da konnte der irritierte Ostdeutsche anrufen und erfuhr, dass die Kaufhalle jetzt Supermarkt heißt und Bier nicht aus der Büchse getrunken wird, sondern aus der Dose. Der Übersetzerdienst übersetzte den Ostdeutschen laut Bericht in der SZ vom April 1994 die Kleidung mit Outfit und Arbeitstelle mit Job.

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Goethe und ich und Goethe

Generationen von Germanisten und Literaturwissenschaftlern rätselten am sinnverwirrenden Hexen-Einmaleins aus Faust I herum. Es gilt aber Goethes eigene Deutung; es bedeutet nämlich nichts mehr oder anderes als da steht und spiegelt die Tatsache, dass sich auf die Sechs, so gut wie nichts reimt, außer Hex. Aus meinem Tagebuch, absichtlich hässlich geschrieben, veröffentlicht als heidnisches Gegengewicht zu den österlichen Jesusgedichten hier im Blog.

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Entlang der Leine gedacht

Breit und satt strömt die Leine dahin. Ihr Wasser ist lehmig trüb. Wo sie herkommt, muss es mächtig geregnet haben. Die Frühlingssonne verlockt mich, ein Stück am Fluss stromauf zu fahren und gleichzeitig entlang zu denken. So ein Fluss ist ja keine Sache, kein greifbares Ding, sondern eine Vorstellung, eine geistige Konstruktion, auch wenn er sich plätschernd und gurgelnd durch die Landschaft wälzt. Myriaden von Regentropfen sind chaotisch auf die Erde geprasselt, haben sich in Pfützen und Tümpeln versammelt, versickern, treten wieder zu Tage, und wo die Landschaft ein Gefälle aufweist, rinnen sie versammelt talwärts.

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Entschuldigen Sie bitte, dass meine Schrift so zittert – Über Wörterbücher und Lemmata (2)

Wörterbücher bilden nicht nur den Wortschatz ab, sie vermitteln auch kulturelle Normen. Zunächst ist das erkennbar an der Lemmalücke, wenn also ein Wort aus dem Alltagsgebrauch lexikalisch nicht erfasst ist, weil es einem Tabubereich angehört. Dass sich die Tabubereiche verändern, zeigt der ‘Schülerduden – Die richtige Wortwahl’, bearb. von Wolfgang Müller, bereits in seiner Auflage von 1977. Unter dem Stichwort ‘onanieren’ lernt der Schüler die Synonyme der verschiedenen Stilebenen, nämlich neben dem bildungssprachlichen ‘masturbieren’ auch fünf saloppe Bezeichnungen, offenbar für den Fall, dass der arme Junge mal in Bezeichnungsnot gerät:

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