Kopfsteinpflastermusik
von Trithemius - 21. Sep, 21:42
Ja, gibt’s, denn heute keinen Abendbummel?
Die Frage ist ein fünfhebiger Jambus, erste Silbe unbetont, zweite Silbe betont, und das fünfmal im Vers. Der Jambus ist beschwingter als sein Bruder Trochäus, der sogleich mit einer betonten Silbe beginnt, als würde einer bei dir zu Hause die Tür eintreten und: „Komm jetzt mit!“ rufen.
Nein, Trochäus woll’n wir nicht,
Wir bummeln jetzt in Jamben.
Den ganzen Bummel in Jamben zu schreiben, das wäre mir aber zu mühselig. Denn immer wenn ich einen Jambus zu schreiben versuche, fällt mir ein Satz ein, der partout ein Trochäus sein will. Und umgekehrt. Übrigens, wir gehen inzwischen über den belebten Münsterplatz. Hier liegt Kopfsteinplaster, da empfiehlt es sich nicht, über Schrittfolgen nachzudenken. Guck, da klackert wieder eine Frau in Pumps heran. Wie Frauen auf hohen Absätzen über Kopfsteinpflaster gehen, das nötigt mir stets Bewunderung ab. Es ist eine Akrobatenleistung, die allein der Schönheit oder der Eitelkeit gewidmet ist, also im hohen Maße kulturell.
Übrigens, ist dir das eigentlich schon einmal aufgefallen? Das Wort „Trochäus“ ist selbst ein Jambus, während das Wort „Jambus“ ein Trochäus ist. Ich gebe zu, das ist eher nutzloses Wissen. Doch wer sich mit nutzlosem Wissen beschäftigt, verhält sich ebenso kulturell wie die Frauen mit hochhackigen Schuhen auf Kopfsteinpflaster. „Kultur ist Reichtum an Problemen“, sagt Egon Friedell.
Komm, wir lassen mal den Mann mit dem Rollwagen vorbei. In letzter Zeit denke ich oft darüber nach, wie denn wohl in 10 bis 15 Jahren die Bürgersteige und Plätze gestaltet sein werden. Im Jahre 2020 steht nicht nur ein Mann mit Rollwagen, - wie heißen die Dinger noch mal, doch nicht Petstroller? Na, egal, wir waren im Jahr 2020, dann heißen die vielleicht ganz anders. Also, dann steht nicht nur einer mit seinem Schiebekärrchen hinter dir und kann nicht weiter, dann stehen in der Stadt Hunderte herum. In jedem Fall brauchen wir dann breitere Bürgersteige und Rampen an allen Eingängen. Selbstverständlich werden die Kopfsteinpflasterpassagen dann mit Rollbahnen durchzogen sein oder gar ganz weichen müssen. Weißt du, und darum sitze ich zur Zeit noch so gerne am Münsterplatz. Solange noch die akrobatischen Hochhackigen über das Kopfsteinpflaster klackern.
Guten Abend
(Das ist ein Trochäus)
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Die Frage ist ein fünfhebiger Jambus, erste Silbe unbetont, zweite Silbe betont, und das fünfmal im Vers. Der Jambus ist beschwingter als sein Bruder Trochäus, der sogleich mit einer betonten Silbe beginnt, als würde einer bei dir zu Hause die Tür eintreten und: „Komm jetzt mit!“ rufen.
Nein, Trochäus woll’n wir nicht,
Wir bummeln jetzt in Jamben.
Den ganzen Bummel in Jamben zu schreiben, das wäre mir aber zu mühselig. Denn immer wenn ich einen Jambus zu schreiben versuche, fällt mir ein Satz ein, der partout ein Trochäus sein will. Und umgekehrt. Übrigens, wir gehen inzwischen über den belebten Münsterplatz. Hier liegt Kopfsteinplaster, da empfiehlt es sich nicht, über Schrittfolgen nachzudenken. Guck, da klackert wieder eine Frau in Pumps heran. Wie Frauen auf hohen Absätzen über Kopfsteinpflaster gehen, das nötigt mir stets Bewunderung ab. Es ist eine Akrobatenleistung, die allein der Schönheit oder der Eitelkeit gewidmet ist, also im hohen Maße kulturell.
Übrigens, ist dir das eigentlich schon einmal aufgefallen? Das Wort „Trochäus“ ist selbst ein Jambus, während das Wort „Jambus“ ein Trochäus ist. Ich gebe zu, das ist eher nutzloses Wissen. Doch wer sich mit nutzlosem Wissen beschäftigt, verhält sich ebenso kulturell wie die Frauen mit hochhackigen Schuhen auf Kopfsteinpflaster. „Kultur ist Reichtum an Problemen“, sagt Egon Friedell.
Komm, wir lassen mal den Mann mit dem Rollwagen vorbei. In letzter Zeit denke ich oft darüber nach, wie denn wohl in 10 bis 15 Jahren die Bürgersteige und Plätze gestaltet sein werden. Im Jahre 2020 steht nicht nur ein Mann mit Rollwagen, - wie heißen die Dinger noch mal, doch nicht Petstroller? Na, egal, wir waren im Jahr 2020, dann heißen die vielleicht ganz anders. Also, dann steht nicht nur einer mit seinem Schiebekärrchen hinter dir und kann nicht weiter, dann stehen in der Stadt Hunderte herum. In jedem Fall brauchen wir dann breitere Bürgersteige und Rampen an allen Eingängen. Selbstverständlich werden die Kopfsteinpflasterpassagen dann mit Rollbahnen durchzogen sein oder gar ganz weichen müssen. Weißt du, und darum sitze ich zur Zeit noch so gerne am Münsterplatz. Solange noch die akrobatischen Hochhackigen über das Kopfsteinpflaster klackern.
Guten Abend
(Das ist ein Trochäus)
(jetzt ist's ein Trochäus)