Jetzt aber. Die Teppichhaus-Eröffnung!



trithemius bibliothek1

Die technische Panne ist behoben, das Teppichhaus geputzt – die Eröffnungsparty kann am heutigen Freitag Abend um 20:20 Uhr steigen. Aus Wien sandte der Musiker Martin Kratochwil mir gestern die eigens komponierte Eröffnungsmusik. Ich hatte ihn wieder einmal viel zu kurzfristig gefragt und nicht mit der Musik gerechnet. Daher ein besonderes Dankeschön an Martin, dass er auch diesmal für einen fabelhaften musikalischen Klangteppich gesorgt hat. Sein „Soundsplit“ ist nicht gerade ein Walzer, sondern ziemlich fetzig. Und trotzdem finden sich stilistische Anklänge an die wunderbaren „Soundsplits“ zu den beiden Online-Lesenächten „Wanderung ins Jahr 21346“ im Teppichhaus-Blog abcypsilon777.blog.de
(Die in diesem Beitrag abrufbare Musik ist der Soundsplit der 2. Lesenacht.)

Wie bereits angekündigt, gibt es Schnittchen. Frau Nettesheim hat sich bereit erklärt, sie zu machen, wobei „machen“ eigentlich das falsche Verb ist, denn es bedeutet ursprünglich neben „streichen“ auch „kneten“ und „pressen“. Muss nicht zumindest das Gehackte für die Mettbrötchen geknetet werden, nach denen Careca hier verlangt hat? Na, egal, davon weiß ich nichts, ich bin Vegetarier und muss mich am Salatbüfett aufhalten. „Büfett“ ist übrigens laut Duden die österreichisch/schweizerische Schreibweise. Ich gelobe, sie ab jetzt immer zu verwenden, als kleines Dankeschön nach Wien.

Am 09.11.2006 kommentierte Blogfreund sha-mash in der offenen bloguniversität: „Das Teppichhaus Trithemius ist (nach dem ANO-Teppichladen) das zweitbeste Teppichhaus der Welt.“

Dazu muss man wissen, dass im ANO-Teppichladen aus Eckhard Henscheids Roman "Geht in Ordnung - sowieso - - genau" ausdauernd und gegen jede Vernunft gesoffen wird. Obwohl das Teppichhaus Trithemius nichts mit dem ANO-Teppichladen zu tun hat, werde ich morgen etwas aus „Geht in Ordnung – sowieso – genau“ vorlesen. Für Getränke ist gesorgt, und ihrer digitalen Natur gemäß sind sie die postmodernen Nachfolger der „Kanne ohne Boden“. Auch sie gehen niemals aus. Für Nachahmung der Sitten im ANO-Teppichladen am heimischen PC lehne ich vorsorglich jede Verantwortung ab.

Noch einmal laden wir recht herzlich zur Eröffnungsfeier ein!
Helene von Nettesheim
Trithemius
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Vöglein schlägt Papiertiger

Man könne der Evolution ja dankbar sein, dass Saurier nicht mehr in der Welt herumtrampeln, sondern hübsch verkleinert als Vöglein von Ast zu Ast hüpfen, sagte Coster. Doch das Zwitschern, Zirpen und Tirili oben auf dem Lousberg habe ihn oftmals ins grünende Gezweig aufschauen lassen, so dass er noch schlechter vorangekommen sei als am Vormittag.

Den Vormittag habe er auf der Dachterrasse verbracht, wo er über einem Manuskriptstapel gesessen und lektoriert habe. Unter dem luftigen Himmel sei er anfangs gut vorangekommen, habe sich leichtfüßig durch die Beiträge der verschiedenen Autoren bewegt und nur ab und zu etwas angestrichen - gleich dem übermütigen Wanderer, der Brennnesseln mit einem Stecken köpft.

Dann sei die Medizinstudentin von Parterre heraufgekommen und habe sich zu ihm gesetzt, um in einem medizinischen Fachbuch zu lesen. Zuerst habe er sich gestört gefühlt, doch dann habe er gemerkt, dass es sich durchaus beflügelnd auf seine Arbeit auswirkte, mit dieser Frau übereck am hölzernen Gartentisch zu sitzen und zu schweigen. Schon sei er milder mit den Sätzen der Autoren gewesen und habe ihnen so manches durchgehen lassen, wo unter anderen Umständen sein Bleistift grob hinein gefahren wäre.

Später sei die Tür zum Treppenhaus aufgegangen und ihr Freund, ein junger Arzt, habe sich zu ihnen gesellt. Der habe sogleich begonnen, seine Freundin abzuhören, allerdings nicht mit dem Stethoskop, sondern indem er sich das Medizinbuch griff. Er las ihr streng den fiktiven Zustand eines Patienten vor, zählte medizinische Messwerte auf und verlangte die Diagnose sowie eine Entscheidung über die zu treffenden Maßnahmen. Wenn sie die richtige Antwort gab, lobte er sie freundlich, um sofort den nächsten Patienten vorzuführen. Zwei-, dreimal lachten sie, weil der Patient ihr versehentlich gestorben war.

Er, Coster, habe gedacht, wie unterschiedlich die Welten doch seien. Die beiden Mediziner redeten von Lebensrettungsmaßnahmen für den akut am Herzen erkrankten Menschen. Er hingegen habe sich derweil mit der zu Buchstaben erstarrten Sprache eines Autors beschäftigen müssen, den er liebend gern erschlagen hätte. Da sei ihm sein Tun recht müßig erschienen, zumal ihm ständig Wörter wie „Herzinsuffizienz“, „Magnesiumgaben“ und „Defibrillation“ um die Ohren geflogen seien, was es ihm unmöglich gemacht habe, konzentriert zu lesen.

Seine verminderte Aufmerksamkeit habe erst recht die Schwäche des Textes offenbart. Ständig habe er an den Befund Mark Twains denken müssen, ein deutscher Durchschnittssatz handele "(...) von vierzehn oder fünfzehn verschiedenen Gegenständen, jeder in einer eigenen Parenthese eingeschlossen, mit zusätzlichen Parenthesen hier und da, die wiederum drei oder vier Unterparenthesen einschließen, so dass Hürden innerhalb der Hürden entstehen; schließlich werden alle Parenthesen und Unterparenthesen zwischen zwei Überparenthesen zusammengeballt, deren eine in der ersten Zeile des majestätischen Satzes liegt und die andere in der Mitte der letzten Zeile und danach kommt das Verb, und man bekommt zum ersten Mal heraus, wovon der Mann gesprochen hat. (...)"

Twains tröstenden Rat, deutsche Texte seien ziemlich leicht zu lesen, wenn man sich auf den Kopf stellt, um den Aufbau umzukehren, habe er leider nicht ausprobieren können, sagte Coster, denn die beiden Mediziner hätten dann vermutlich Notfallmaßnahmen an ihm vollzogen. Daher habe er sich verabschiedet und sei mit Duden und Manuskript im Rucksack auf den Lousberg hinaufgeradelt. Das ferne Dröhnen der Stadt zu seinen Füßen habe kaum gestört, wenn da die Sauriernachfahren nicht gewesen wären. Denn mit dem lustvollen Tschilpen der Vöglein habe keiner der Autoren des Manuskriptes sich messen können.
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