Offener Tadel und geheimes Frauenlob
von Trithemius - 18. Apr, 19:24
Wido sagte: "Hat Gott kein Mitleid mit den Toma? Andere Völker kennen die Schrift. Nur die Toma bleiben unwissend." Gott sprach: "Ich fürchte, daß ihr keine Achtung mehr vor dem Glauben und den Überlieferungen haben werdet, wenn ihr fähig seid, euch schriftlich auszudrücken." "Gar nicht", erwiderte Wido, "wir werden weiterleben wie vorher. Ich verspreche es." "Wenn es so ist", sagte Gott, "will ich euch die Kenntnis der Schrift gewähren, aber nehmt euch in acht, dass ihr sie nicht einer Frau verratet." (aus: Gelb,I.J.; A Study of Writing, Chicago 1952)Es muss einmal gesagt werden, dass auch der Abt Johannes Trithemius nicht besonders gut über die Frauen dachte, und so warnt er in der Praefatio zur „Steganographia“, seine Geheimschrift, die Steganographie, bringe die eheliche Treue in Gefahr, denn mit Hilfe der Verschlüsselung könnte ein Liebhaber der untreuen Ehefrau geheime Botschaften zukommen lassen, „wobei der Ehemann noch den Überbringer machen und den Inhalt loben würde. Auf eben dieselbe Weise könnte die Frau ganz unbesorgt ihre Wünsche in beredeten Worten zurücksenden.“
Weil die Einstellung des Abtes zu den Frauen durchaus tadelnswert ist, zeige ich heute nicht seine Steganographie, sondern eine andere Geheimschrift: die "Freimaurerische Winkelschrift". Wer die Botschaft entschlüsselt, wird eine Ehrenrettung der Frau durch den Kaffeeröster Albert Darboven lesen können.
Das Konstruktionsprinzip der Freimaurerischen Winkelschrift ist recht einfach, weshalb der Universalgelehrte Giambattista della Porta sie hochmütig als Schreibweise verspottete „derer sich Landleute, Dämchen und sogar Kinder bedienen könnten.“
18 Buchstaben des Alphabets stehen paarweise in einer Matrix. Es fehlen „j“, „k“, „u“ und „w“, denn sie sind historisch gesehen erst später dem lateinischen Alphabet zugefügt worden. Das kleine „i“ ist ein Halbvokal und kann „i“ oder „j“ bedeuten, „c“ hat zwei Lautwerte, "c" oder „k“. Das „u“ ist ebenfalls ein Halbvokal und kann „u“, oder „v“ bedeuten. Mit dem doppelten „u“ kann man das „w“ schreiben. U-x-y-z haben eine eigene Matrix. Zum Verschlüsseln zeichnet man jeweils das zugehörige Winkelelement. Der 2. Buchstabe im jeweiligen Feld der ersten Matrix wird mit einem Punkt angezeigt. Zum Entschlüsseln liest man die Buchstaben aus den Matrixen aus. Das ist kinderleicht, kann jeder Landmann und erst recht jedes „Dämchen“. (Schriftwelt im Abendrot)
ein fehler in der verschlüsselung?
Und ob das noch als frauenlob durchgeht? eher eine grobe gemeinheit.
du hast recht, ...
Zitat: Der Hamburger Kaffeehändler Albert Darboven in einer Sendung zur Hamburg-Wahl auf Phoenix. Ganz falsch liegt er nicht, denn etymologisch ist "Mensch" von "Mann" abgeleitet.
Vermutlich wars aber nur ein Freudscher Versprecher.