webgeselle - 14. Jul, 00:31

Ach, lieber Herr Trittenheim...

... das ist wirklich wieder ein wunderschöner Text (und ich erlaube mir, darauf hinzuweisen, daß ich als Angehöriger einer höheren Sarkaste soeben das Wort "wunderschön" benutzt habe: der Vorgang ist mir selbst schier unheimlich), und die abgegriffene Formel "Guten Abend" ist neuerlich mit neuem Sinn angereichert...

Das haste nun davon: ich habe mir 'n extra Ordner angelegt, in dem ich von Zeit zu Zeit so nach meinem Empfinden speichernswerte Texte aus dem Hause Trithemius speichern werde; Du kannst aber sicher sein: keineswegs zu irgendwelchen anderen Zwecken als dem, mich daran zu erbauen und zu erhöhen und zu erheitern!

Äh - und ich bitte meinen momentan etwas betulichen Stil zu entschuldigen: ich habe gerade längere Zeit über die Amish und die Mennoniten gelesen (und mein Sternbild ist Chamäleon!); der Name "amish (people)", den ich schon seit Tagen gesucht habe, war mir entfallen, und ich bin durch ein anderes Blogposting wieder drauf gekommen.

Noch etwas zu Deinem Text (der ist wirklich schon bissl poetisch, mit Verlaub: viel zu schade für eher publizistische Medien): diese Metaphern der "Lebenslandschaft" und der darin zu bahnenden, zu findenden, weiter zu verfolgenden usw. Wege und Pfade und Straßen usf. lassen sich natürlich beliebig ausbauen, aber mir scheint noch notwendig oder jedenfalls angebracht anzufügen, daß auch immer wieder Wege und ganze Landschaften verschüttet, verbrannt, überflutet werden, und das erschwert die Orientierung erheblich; auch gibt es immer wieder deutlich abgegrenzte Landschaftsstücke, in denen es sich aushalten läßt, ohne weiter Wandertrieb oder Entdeckungslust folgen zu müssen, manche mit alten Zaunlatten, andere mit postmodern plastiküberzogenem Maschendrahtzaun drumrum, und etliche mit einem Gatter drüber, das Flug- und Fluchtversuche verhindert (zum Beispiel DaDaEr, nicht wahr)...

So, damit habe ich nun wieder genug gedichtet: ich wünsche Dir ... äh - 'n guten Morgen, nicht wahr, hihi!

Freundliche Grüße vom Graphodino!

PS: deutlicher Vorteil von twoday.net: man kann seine Kommentare korrigieren; ich mag nämlich so alberne Tippfehler und dgl. besonders dann nicht, wenn sie von mir sind...

Trithemius - 14. Jul, 21:42

Es ist gut, dass du ...

... auf Bereiche hingewiesen hast, die in meinem Text fehlen, mein lieber Graphodino. Du hast völlig Recht. Doch in Wirklichkeit vergesse ich nicht, dass es viele Bundesbürger gibt, deren angestammtes Land sich radikal verändert hat. Es muss traumatisch für Menschen aus und in der ehemaligen DDR sein, dass man ihr Hinterland so umgewälzt hat. Das Hinterland, Ihre Heimat war von einem schlechten Zaun umgeben. Doch das allein kennzeichnet ja nicht ihre Heimat. Nun jedoch steht alles zur Disposition. Darum beneide ich dich und die vielen anderen Betroffenen nicht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Erfahrung auch ein guter Nährboden für psychische Probleme ist.

Leider gilt es gerade deshalb nach vorne zu schauen und herauszufinden, wie es schöner und besser weiter gehen kann.

Liebe Grüße
Dein Trittenheim
webgeselle - 15. Jul, 23:04

Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!

Sorry! - Ich habe keine psychischen Probleme...

Ich bin einfach so. Harhar.

Im Ernst: es ist doch nicht bloß die Täterä! Immer kriege ich das übergebügelt, ist ja wie bei der DAP; wenn die erlauchten Deuter und Interpreten nicht mehr weiter wissen, kommen sie mit so Zeugs wie, ich projiziere DaDaEr...

Da war das Kaiserreich, dann war das "Dritte Reich", dann war der "reale Sozialismus": jedes Mal sind doch aber eben ganze Welten zusammen gebrochen, Lebensbezüge, Wertsysteme, Kulturräume, Ideologien, gewachsene Strukturen usw. Derlei Zusammenbrüche sind die Grunderlebnisse im XX. Jahrhundert..

Und dann habe ich das ganz persönlich in einer Art und Ausprägung, die nach literarischer Gestaltung förmlich schreit (aber er will ja nicht hören, der Dino): das Land meines Vaters, Ostpreußen, ist verschwunden, wurde geschluckt usw., desgleichen geschah mit der DaDaEr; das geht so weit, daß sich die Bilder im Detail gleichen: vernagelte geschlossene "Kaufhallen" in Kaliningrad/Königsberg und in Eisenhüttenstadt, Abriß ("Rückbau") von Neubauten hie und da usw.; eine schöne Kontinuität, die epischen Fluß garantiert.

Im nächsten Leben werde ich Schriftsteller - habe ich schon erzählt? Bis dahin wünsche ich Dir eine hoch ergötzliche Woche!

Der G.

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