Careca - 30. Jan, 13:39

Ich beobachte ebenfalls einen Wandel bei mir. Anfangs schrieb ich viel auf Papier. Mit dem Einzug des PCs wurde die eigenen händischen Notizen weniger. Auch Texte für meinen Blog schreibe ich inzwischen sehr häufig nur noch per PC.
Was mich hindert, auf Papier vorzuschreiben, ist der zu tätigende Aufwand, alles nochmals zu schreiben. Dabei entfällt aber immer mehr die eigene Korrekturtätigkeit. Momentan (fast seit einem Jahr dauert dieser Moment) arbeite ich an einem Manuskript. Ausgedruckt aus einer bereits von mir geschriebenen Rohfassung. In jenem Ausdruck wimmelt es von händischen Korrekturen, Querverweisen, Bezugspfeilen und Durchgestrichenem und Wiederhergestellten. Das ganze wird langsam unübersichtlich, da ich nicht kontinuierlich dran arbeite. Und jener "Moment" dauert auch schon so lange, weil die innerliche Hürde das ganze wieder in den PC reinzuhämmern mich schaudern lässt. Aufgrund dieser ganzen händischen Arbeit hatte ich parallel angefangen nach Tools zu suchen, die mir helfen könnten, das ganze am PC durchzuführen. Anfangs war ich fasziniert von bestimmten Tools, aber inzwischen fand ich sehr einfache Tools wie "Q10" oder "WriteMonkey Desktop". Der Gag: Sie simulieren im Vollbildmodus ein Blatt Papier, so dass man das Gefühl hat, man schreibt auf einer Schreibmaschine: Du und der Cursor. Reduced to the max.
Und jetzt kommt das Schockierende. Alle Tools schreiben nicht von alleine die Supergeschichte. Fast schon steigt wieder die Versuchung Papier und Bleistift zu bemühen.

Das händische Schreiben wird nie ganz aufgehoben werden. Auch wenn die Kiddies in Facebbok, Twitter, MySpace oder ShülerVIZ und so weiter schreiben. Im Studium oder in Projekten im Berufsleben jedoch wird das berühmte Schmierbuch (die "Kladde") weiterhin zu führen sein. Auch Journalisten werden nicht auf den klassischen Kugelschreiber verzichten werden. Allerdings gibt es auch hierbei schon Bestrebungen die eigene Schreibe mit dem Papier und dem PC zu vernetzen und die Transferarbeit von Papier auf PC erheblich zu vereinfachen. Bei Journalisten findet sich inzwischen immer häufiger der "Livescribe"-Kugelschreiber (einfach mal mit Google suchen), der gerade dieses ermöglicht. Dafür kostet er aber das mindestens das Zweihundertfache des normalen BIC-Kugelschreibers.
Selbst sprachumwandelnde Software, wie es in Hollywood-Filmen schon Jahrzehnte problemlos funktioniert, sind noch immer nicht so ausgereift, dass man beispielsweise seine Spontangedanken in sein Handy/Smartphone aufnimmt und zuhause dann die Speicherkarte in den PC schiebt und - voila - der Text ist fertig auf dem Monitor.

Die Kunst des Schreibens wird auch mit dem PC nicht papierlos werden. Der HB-Bleistift wird ebensowenig in Vergessenheit geraten wie die Kladde oder der Stapel Manuskripte oder das normale Buch. Sie haben den Vorteil, dass sie überall greifbar sind und Änderungen an dem eigenen Geschreibe gnadenlos dokumentieren und so dem Schreiber zur Reflektion eigener Gedanken hilft.
Und außerdem kann man problemlos in handgeschriebenen Texten zeichnen und rumkritzeln.

Trithemius - 30. Jan, 15:00

Herzlichen Dank für den Hinweis auf Livescribe. Habe mir mal bei YouTube einige Demos angesehen. Der Livescribe-Stift ist gewiss eine vielversprechende Weiterentwicklung.

Uns beiden ist damit aber nicht geholfen. Dein handschriftliches Manuskript müsstest du einscannen können, und eine Software wandelt es um in digitalen Text. So etwas suche ich auch für meine 40 Tagebücher, denn ich habe zwar ein Register dafür gemacht, finde es aber nicht mehr.

Gewiss gibt es Berufszweige, die auf das Schreiben mit der Hand nicht verzichten können, und Schüler, Studierende und Lehrkräfte sowieso nicht. Aber ob das junge Volk nach dem Abschluss noch in großer Zahl die Handschrift weiter benutzt, halte ich für fraglich. Jedenfalls beobachte ich bei mir, dass ich seltener mit der Hand schreibe, vor allem wegen der Arbeit, alles noch mal abzutippen.

Zum Bleistift:
http://medienkompetenzrevisited.files.wordpress.com/2010/07/bleistift.pdf
Für die Kulturtechnik Schreiben mit der Hand setzt sich auch der Lead Pencil Club ein, dessen Mitglieder den Computer ablehnen und über den im Internet daher wenig zu finden ist.

zeichne-mal-wieder

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