Der Taliban schunkelt nicht - im Zirkus des schlechten Geschmacks - und ich beiß in meinen Schuh
von Trithemius - 9. Jan, 00:34
Eines Morgens werde ich wach, da ist mein Humor weg, die heitere Gelassenheit zog gerade als letzte die Tür hinter sich zu. Es war wie der Auszug der Israeliten aus Ägypten. Ich habe das Pack aber nicht verfolgt. Man weiß ja, wie das endet. Freitags wird bei uns im Haus immer die Treppe geputzt. Ich habe keine Lust mit einem Eimer von Putzwasser kaltgestellt zu werden, während der Witz, die blöde Albernheit und die heitere Gelassenheit quasi trockenen Fußes über die nassen Stufen in den Keller eilen. Der habe ich aber noch hinterher gerufen: „Was soll der Quatsch? Warum schließt du dich diesen Weicheiern an?! Ich gebe zu, es gibt in dieser Welt nicht mehr viel zu lachen. Aber das hier ist Fahnenflucht.“
Man könnte sich ein Beispiel an Verteidigungsminister zu Guttenberg nehmen. Der ist das, was man in Köln einen Jrielächer nennt. Bleckt immer die prächtigen Zähne. Aber der Mann ist Kriegsminister und muss sich ab und zu in Afghanistan sehen lassen. Da läuft er natürlich nicht als Jrielächer herum, das haben ihm seine Medienberater längst abgewöhnt. Guttenberg kann auch die Stirn runzeln oder eine Betroffenheitsmiene ziehen. Aber sobald er raus ist aus Afghanistan, wird er wieder zum Jrielächer. Da kommt die alte Raubrittermentalität durch, von wegen Spaß am Wirtschaftskrieg und so.
Im letzten Sommer hat der Aachener Karnevalsverein (AKV) den „adligen Baron“ zum Ordensritter wider den tierischen Ernst 2011 ausgerufen. Und der geschmeichelte Herr zu Guttenberg hat natürlich angenommen, - ohne wenigstens einmal darüber zu schlafen. Aber jetzt ist ihm die Sache nicht mehr geheuer. Seine Medienberater haben ihm nämlich gesagt, dass es ganz blöd käme, wenn die Bundeswehr versehentlich eine Schule bombardieren lässt und er steht feixend im „Narrenkäfig“ und reißt grad einen zünftigen Landserwitz. Oder ein anderes Szenario des politischen Selbstmords: Bundeswehrsoldaten fallen im Kampfeinsatz, derweil sich der jrielaachende zu Guttenberg von den Höppemötzjer umtanzen lässt.
Im Vorstand des Aachener Karnevalsverein beißen sie sich die Fingernägel ab, denn Aachens High Society reißt sich um die letzten Karten zu närrischen 1111,11 Euro, um zu Guttenberg zu sehen. „Guttenberg sprengt Saal-Kapazität des AKV“, titelt AZ-Redakteur Robert Esser. Und zitiert: „’Die Nachfrage bei den Eintrittskarten für die Fernsehsitzung übersteigt unsere Saalkapazität im Eurogress um ein Vielfaches’“, erklärt der Präsident des Aachener Karnevalsvereins, Dr. Werner Pfeil, am Dienstag bei der Vorstellung des kompletten Sessionsprogramms.“
Es könnte also auf den 1246 ausverkauften Plätzen des Aachener Eurogress nahezu wunderbar werden, herrlich und allemal die lächerlichen 1111,11 Euro wert. Aber, eventuell kommt der adelige Karl-Theodor überhaupt nicht nach Aachen. Deutschland führt Krieg. Und Karl Theodor ist verantwortlich. Das hätten sich die Aachener Lackschuhkarnevalisten natürlich denken können, als sie zu Guttenberg zum Preisträger gekürt haben. Man holt auch keinen Stürmer mitten im Spiel vom Platz, um ihn zum Krawattenmann des Jahres auszuloben. Hat der Vorstand des AKV gedacht, dass der Taliban zu schunkeln anfängt, wenn der AKV wieder mal seiner Großmannssucht frönen will und quasi den deutschen obersten Heerführer in den Narrenkäfig steckt? Ich weiß ja nicht, wann der Taliban lacht und worüber. Aber wenn die im Internet sehen, wie sich der deutsche Verteidigungsminister in einem Raubritter-Kostüm in den Narrenkäfig zwängt. Wenn ich Taliban wäre, ich fänd's lächerlich.
Und was für ein Sicherheitsproblem hat sich der AKV eingehandelt. Man stelle sich vor: Während der Karnevalssitzung sagt der Moderator: „Das, liebe Närrinnen und Narren, war wieder einmal ein hochklassiger Vortrag, das verdient eine Rakete. Kommmando 1!, Kommando 2!, Kommando 3!“ - Und dann kriegen die Lackschuhkarnevalisten ihre Rakete. Nicht auszudenken.
Es gibt eine Menge Imponderabilien im Fall des neuen Ordensritters wider den tierischen Ernst. Das hat auch der AKV inzwischen eingesehen und einen Plan B, wie der Redakteur der Aachener Zeitung weiß: „Falls zu Guttenberg bei den Aachener Jecken am 19. Februar (Fernsehübertragung ARD, Montag, 21. Februar, 20.15 Uhr) nicht persönlich auf der Bühne in die Bütt steigt, soll ein Knappe den Orden stellvertretend entgegennehmen. Dieser Plan B sieht natürlich ebenfalls eine prominente Persönlichkeit vor. Welche das - im Fall des Ausfalles - sein könnte, will der AKV natürlich noch nicht verraten. «Wir gehen davon aus, dass zu Guttenberg selbst kommt», heißt es.“
Wenn es nicht „zu Guttenberg selbst kommt“, welche „prominente Persönlichkeit“ sollte „den Orden stellvertretend übernehmen“? Kein prominenter Politiker würde sich trauen. Alle kämen ins gleiche schlechte Licht wie zu Guttenberg, wenn der Krieg über den Ordensübergabe-Quatsch hereinbräche. Da bleibt nur einer, dem nichts mehr weh tut - Ausbilder Schmidt: "Guten Morgen, ihr Luschen!"
„Also“, sagt die heitere Gelassenheit, „das ist mir alles zu schmuddelig“, dreht sich um und haut auch ab. Ich könnt’ in meinen Schuh beißen.
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Man könnte sich ein Beispiel an Verteidigungsminister zu Guttenberg nehmen. Der ist das, was man in Köln einen Jrielächer nennt. Bleckt immer die prächtigen Zähne. Aber der Mann ist Kriegsminister und muss sich ab und zu in Afghanistan sehen lassen. Da läuft er natürlich nicht als Jrielächer herum, das haben ihm seine Medienberater längst abgewöhnt. Guttenberg kann auch die Stirn runzeln oder eine Betroffenheitsmiene ziehen. Aber sobald er raus ist aus Afghanistan, wird er wieder zum Jrielächer. Da kommt die alte Raubrittermentalität durch, von wegen Spaß am Wirtschaftskrieg und so.
Im letzten Sommer hat der Aachener Karnevalsverein (AKV) den „adligen Baron“ zum Ordensritter wider den tierischen Ernst 2011 ausgerufen. Und der geschmeichelte Herr zu Guttenberg hat natürlich angenommen, - ohne wenigstens einmal darüber zu schlafen. Aber jetzt ist ihm die Sache nicht mehr geheuer. Seine Medienberater haben ihm nämlich gesagt, dass es ganz blöd käme, wenn die Bundeswehr versehentlich eine Schule bombardieren lässt und er steht feixend im „Narrenkäfig“ und reißt grad einen zünftigen Landserwitz. Oder ein anderes Szenario des politischen Selbstmords: Bundeswehrsoldaten fallen im Kampfeinsatz, derweil sich der jrielaachende zu Guttenberg von den Höppemötzjer umtanzen lässt.
Im Vorstand des Aachener Karnevalsverein beißen sie sich die Fingernägel ab, denn Aachens High Society reißt sich um die letzten Karten zu närrischen 1111,11 Euro, um zu Guttenberg zu sehen. „Guttenberg sprengt Saal-Kapazität des AKV“, titelt AZ-Redakteur Robert Esser. Und zitiert: „’Die Nachfrage bei den Eintrittskarten für die Fernsehsitzung übersteigt unsere Saalkapazität im Eurogress um ein Vielfaches’“, erklärt der Präsident des Aachener Karnevalsvereins, Dr. Werner Pfeil, am Dienstag bei der Vorstellung des kompletten Sessionsprogramms.“
Es könnte also auf den 1246 ausverkauften Plätzen des Aachener Eurogress nahezu wunderbar werden, herrlich und allemal die lächerlichen 1111,11 Euro wert. Aber, eventuell kommt der adelige Karl-Theodor überhaupt nicht nach Aachen. Deutschland führt Krieg. Und Karl Theodor ist verantwortlich. Das hätten sich die Aachener Lackschuhkarnevalisten natürlich denken können, als sie zu Guttenberg zum Preisträger gekürt haben. Man holt auch keinen Stürmer mitten im Spiel vom Platz, um ihn zum Krawattenmann des Jahres auszuloben. Hat der Vorstand des AKV gedacht, dass der Taliban zu schunkeln anfängt, wenn der AKV wieder mal seiner Großmannssucht frönen will und quasi den deutschen obersten Heerführer in den Narrenkäfig steckt? Ich weiß ja nicht, wann der Taliban lacht und worüber. Aber wenn die im Internet sehen, wie sich der deutsche Verteidigungsminister in einem Raubritter-Kostüm in den Narrenkäfig zwängt. Wenn ich Taliban wäre, ich fänd's lächerlich.
Und was für ein Sicherheitsproblem hat sich der AKV eingehandelt. Man stelle sich vor: Während der Karnevalssitzung sagt der Moderator: „Das, liebe Närrinnen und Narren, war wieder einmal ein hochklassiger Vortrag, das verdient eine Rakete. Kommmando 1!, Kommando 2!, Kommando 3!“ - Und dann kriegen die Lackschuhkarnevalisten ihre Rakete. Nicht auszudenken.
Es gibt eine Menge Imponderabilien im Fall des neuen Ordensritters wider den tierischen Ernst. Das hat auch der AKV inzwischen eingesehen und einen Plan B, wie der Redakteur der Aachener Zeitung weiß: „Falls zu Guttenberg bei den Aachener Jecken am 19. Februar (Fernsehübertragung ARD, Montag, 21. Februar, 20.15 Uhr) nicht persönlich auf der Bühne in die Bütt steigt, soll ein Knappe den Orden stellvertretend entgegennehmen. Dieser Plan B sieht natürlich ebenfalls eine prominente Persönlichkeit vor. Welche das - im Fall des Ausfalles - sein könnte, will der AKV natürlich noch nicht verraten. «Wir gehen davon aus, dass zu Guttenberg selbst kommt», heißt es.“
Wenn es nicht „zu Guttenberg selbst kommt“, welche „prominente Persönlichkeit“ sollte „den Orden stellvertretend übernehmen“? Kein prominenter Politiker würde sich trauen. Alle kämen ins gleiche schlechte Licht wie zu Guttenberg, wenn der Krieg über den Ordensübergabe-Quatsch hereinbräche. Da bleibt nur einer, dem nichts mehr weh tut - Ausbilder Schmidt: "Guten Morgen, ihr Luschen!"
„Also“, sagt die heitere Gelassenheit, „das ist mir alles zu schmuddelig“, dreht sich um und haut auch ab. Ich könnt’ in meinen Schuh beißen.
...ist doch alles halb so schlimm, lieber Trithemius!