Mit der Rechtschreibung ist’s halt wie mit der Straßenverkehrsordnung – wenn sich keiner dran hält, muss nicht unbedingt gleich ein Unglück passieren, jedenfalls aber erhöht sich die Anfälligkeit zu unerwünschter Stockung: zu Verkehrs- ebenso wie zu Verständlichkeitsstau. Ein Pedophiler ist kein Fußfetischist, sondern ein Rechtschreibfehler. Allemal. Und gute Prosa in schlechter Rechtschreibung ist wie ein schönes Mädchen mit ungewaschenem Hals.
(und: wo verläuft, nicht zuletzt, die Grenze zwischen orthographischem Laissez-faire und blanker Anarchie?)
will ich mit meinem Eintrag nicht befürworten. Wo die eigenmächtige Orthographie zu Missverständnissen führt, da verläuft die Grenze. Mir geht es um mehr Toleranz. Es gibt z.B. unter Bloggern, Autoren und Sprachwissenschaftlern die radikalen Kleinschreiber (Jacob und Wilhelm Grimm etwa haben das Deutsche Wörterbuch in Kleinschreibung verfasst, mit guten Gründen). Texte in Kleinschreibung sehen immer besser aus als solche in Groß- und Kleinschreibung, weil die Großbuchstaben sich nicht organisch einfügen. Wer also Wert auf das Aussehen seiner Texte legt, warum sollte er es nicht dürfen. Gute Prosa kann auch in eigenwilliger Rechtschreibung beeindruckend sein, wie das Beispiel Arno Schmidt zeigt. Lese ich alte Texte, begegnet mir ebenfalls eine abweichende Rechtschreibung. Das schmälert den Lesegenuss nicht.
Doch danke für den Einwand. Ich ersetze das Wort "Anarchie" durch "Buntscheckigkeit", ein Begriff, den Konrad Duden prägte.
(und: wo verläuft, nicht zuletzt, die Grenze zwischen orthographischem Laissez-faire und blanker Anarchie?)
Blanke Anarchie
Doch danke für den Einwand. Ich ersetze das Wort "Anarchie" durch "Buntscheckigkeit", ein Begriff, den Konrad Duden prägte.