Lieber Trithemius,
ich beneide Sie um Ihre Jugend und Ihren gesellschaftlichen Stellenwert. Sie sind gefragt, Sie werden gefragt. Ich bin schon so alt und unbedeutend, dass ich nicht einmal mehr von Straßendemoskopen angesprochen werde. Im März habe ich mich noch darüber gefreut: http://heinrich11.wordpress.com/2010/03/18/endlich/
Aber nun, nach über 7 zielgruppenfreien Monaten spüre ich die hochkriechende Leere, meine Randzone wird immer unschärfer. Ich muss schon durch die Blogs der Nation ziehen, um ungefragt meine sich aufstauende Meinung abzuladen. Einzig ein paar fehlgeschaltete Telefonumfragen geben mir noch ein klitzekleines Gefühl der Zugehörigkeit und dass man auf meine Meinung Wert legt. Vielleicht habe ich an einigen Stellen ein falsches Geburtsdatum angegeben, oder die wollten eigentlich fragen, ob meine Enkel zuhause sind und haben mich aus Mitleid gefragt, ob ich nicht einen neuen Telekommunikationsvertrag haben möchte, um besser kommunizieren zu können?!
Gegen die ZEIT habe ich nichts (mehr). Früher habe ich ich mir die Zeitung nur gekauft, weil das Rätsel http://spiele.zeit.de/ecke/ nicht online zur Verfügung stand. Nun spare ich pro Rätsel €3,80 - das rechne ich denen hoch an!
Für das restliche ZEITgeschehen genügt Ihre Zwischenbilanz völlig! Die ist analytisch informativ, umfassend und mit angemessenem resignativen Realismus versehen. Da weiß man, woran man ist!
zu beneiden sind wir alle nicht, denn unsere schöne Repubik ist leider auf den Hund gekommen. Wenn Bundesregierungen uns und unsere Nachkommen wegen der Bankenrettung bis aufs Blut verschulden und die Entscheidung dafür mit Herrn Ackermann aushandeln, das Parlament aber umgehen, das Verfahren anschließend "alternativlos" nennen, befinden wir uns nicht mehr in einer Demokratie, sondern in der Diktatur des Geldes.
Die Umfrage der ZEIT spiegelt diese Verhältnisse. Nicht Redakteure fragen Bürger nach ihrer Einschätzung, sondern Verlagskaufleute. Die haben nämlich inzwischen das Sagen bei den Zeitungen. Die ZEIT gehört ganz nebenbei zum Bertelsmann-Konzern, und die da das Sagen hat, Liz Mohn, ist eine gute "Freundin" von Angela Merkel. Wenn die Verlagsleiterin der ZEIT uns erzählt, die Redakteure der ZEIT hätten unterschiedliche politische Ansichten, dann ist das Realsatire. Ihre Ansichten spielen nämlich bei der politischen Ausrichtung der ZEIT nur noch eine marginale Rolle. Man muss sich nur einmal die Sprache dieser angeblichen Umfrage ansehen, die in Wahrheit Verlagswerbung ist und PR für die Bundesregierung. Der schändliche Krieg in Afghanistan unter Beteiligung der Bundeswehr heißt in der Umfrage: "Engagement in Afghanistan" und die Bundesregierung "hält" daran "fest". Die Bundesbürger lehnen diesen Kriegseinsatz mehrheitlich ab. Aber das ist der Bundesregierung egal. Sie gibt sich nicht einmal mehr den Anschein, demokratisch zu denken und handeln. In Frage 1 wird behauptet: „Seit die neue Bundesregierung im Amt ist, hat sich die Konjunktur in Deutschland deutlich erholt." Damit ist die Verbindung zwischen der Arbeit der Bundesregierung und der angeblichen Konjunkturerholung bereits hergestellt, obwohl sie auf keine Weise zu belegen ist, ganz offenbar auch an den realen Lebensverhältnissen der meisten vorbeigeht.
Der erbärmliche Zustand unserer Demokratie hat sehr viel mit dem Versagen der Medien zu tun, die sich, wie hier auch zu sehen, immer stärker an die Mächtigen heranwanzen, und es wird bald die Zeit kommen, da ist freier, kritischer Journalismus etwas für die Spiele-Ecke.
Ehrlich gesagt bin ich dankbar und froh, wenn mich die vereinten Schmockmedien nicht mehr zur Zielgruppe zählen.
ich beneide Sie um Ihre Jugend und Ihren gesellschaftlichen Stellenwert. Sie sind gefragt, Sie werden gefragt. Ich bin schon so alt und unbedeutend, dass ich nicht einmal mehr von Straßendemoskopen angesprochen werde. Im März habe ich mich noch darüber gefreut: http://heinrich11.wordpress.com/2010/03/18/endlich/
Aber nun, nach über 7 zielgruppenfreien Monaten spüre ich die hochkriechende Leere, meine Randzone wird immer unschärfer. Ich muss schon durch die Blogs der Nation ziehen, um ungefragt meine sich aufstauende Meinung abzuladen. Einzig ein paar fehlgeschaltete Telefonumfragen geben mir noch ein klitzekleines Gefühl der Zugehörigkeit und dass man auf meine Meinung Wert legt. Vielleicht habe ich an einigen Stellen ein falsches Geburtsdatum angegeben, oder die wollten eigentlich fragen, ob meine Enkel zuhause sind und haben mich aus Mitleid gefragt, ob ich nicht einen neuen Telekommunikationsvertrag haben möchte, um besser kommunizieren zu können?!
Gegen die ZEIT habe ich nichts (mehr). Früher habe ich ich mir die Zeitung nur gekauft, weil das Rätsel http://spiele.zeit.de/ecke/ nicht online zur Verfügung stand. Nun spare ich pro Rätsel €3,80 - das rechne ich denen hoch an!
Für das restliche ZEITgeschehen genügt Ihre Zwischenbilanz völlig! Die ist analytisch informativ, umfassend und mit angemessenem resignativen Realismus versehen. Da weiß man, woran man ist!
Gruß Heinrich
;)
zu beneiden sind wir alle nicht, denn unsere schöne Repubik ist leider auf den Hund gekommen. Wenn Bundesregierungen uns und unsere Nachkommen wegen der Bankenrettung bis aufs Blut verschulden und die Entscheidung dafür mit Herrn Ackermann aushandeln, das Parlament aber umgehen, das Verfahren anschließend "alternativlos" nennen, befinden wir uns nicht mehr in einer Demokratie, sondern in der Diktatur des Geldes.
Die Umfrage der ZEIT spiegelt diese Verhältnisse. Nicht Redakteure fragen Bürger nach ihrer Einschätzung, sondern Verlagskaufleute. Die haben nämlich inzwischen das Sagen bei den Zeitungen. Die ZEIT gehört ganz nebenbei zum Bertelsmann-Konzern, und die da das Sagen hat, Liz Mohn, ist eine gute "Freundin" von Angela Merkel. Wenn die Verlagsleiterin der ZEIT uns erzählt, die Redakteure der ZEIT hätten unterschiedliche politische Ansichten, dann ist das Realsatire. Ihre Ansichten spielen nämlich bei der politischen Ausrichtung der ZEIT nur noch eine marginale Rolle. Man muss sich nur einmal die Sprache dieser angeblichen Umfrage ansehen, die in Wahrheit Verlagswerbung ist und PR für die Bundesregierung. Der schändliche Krieg in Afghanistan unter Beteiligung der Bundeswehr heißt in der Umfrage: "Engagement in Afghanistan" und die Bundesregierung "hält" daran "fest". Die Bundesbürger lehnen diesen Kriegseinsatz mehrheitlich ab. Aber das ist der Bundesregierung egal. Sie gibt sich nicht einmal mehr den Anschein, demokratisch zu denken und handeln. In Frage 1 wird behauptet: „Seit die neue Bundesregierung im Amt ist, hat sich die Konjunktur in Deutschland deutlich erholt." Damit ist die Verbindung zwischen der Arbeit der Bundesregierung und der angeblichen Konjunkturerholung bereits hergestellt, obwohl sie auf keine Weise zu belegen ist, ganz offenbar auch an den realen Lebensverhältnissen der meisten vorbeigeht.
Der erbärmliche Zustand unserer Demokratie hat sehr viel mit dem Versagen der Medien zu tun, die sich, wie hier auch zu sehen, immer stärker an die Mächtigen heranwanzen, und es wird bald die Zeit kommen, da ist freier, kritischer Journalismus etwas für die Spiele-Ecke.
Ehrlich gesagt bin ich dankbar und froh, wenn mich die vereinten Schmockmedien nicht mehr zur Zielgruppe zählen.
Resignativ-realistische Grüße
Ihr Trithemius