Mein surrealer Alltag (14) Blaues Auge, Himmelstern

Seit zwei Tagen laufe ich mit einem blauen Auge durch die Gegend. Als ich vorgestern Morgen in den Spiegel schaute, war es einfach da. Seither beäuge ich mich misstrauisch, denn dieses nächtliche Eigenleben ist mir suspekt. Ich hatte in der Nacht am Dachfirst eines unwägbar hohen Hauses gehangen, mich mit beiden Händen festgehalten, obwohl das unmöglich schien. Der First war nämlich so breit, dass man darauf bequem hätte balancieren können, und er hatte auch keine Kante, um die ich meine Finger krampfen konnte, sondern war abgerundet. Links neben mir lag ein englischer Kleinadliger auf dem Bauch, und anders als ich konnte er sich gelegentlich mit den Füßen auf der Dachrinne abstützen. Sie hing aber schon ein bisschen lose in der Halterung.

Auf dem Dach
Während ich leise fürchtete, jeden Moment loslassen zu müssen und in die Tiefe zu stürzen, war der englische Kleinadlige guter Dinge. Er blies mir sauber geformte Rauchringe ins Gesicht, indem er mit dem Zeigefinger der freien Hand auf seine linke Wange klopfte. Die Rauchringe kamen aber nicht aus seinem grinsenden Maul, sondern aus der rechten Wange. Mir war klar, dass es sich um einen Taschenspielertrick handelte, aber ich kam nicht dahinter, wie der Kerl das gemacht hat. Vor allem frage ich mich eines: Wenn er mit der Linken auf seine Wange klopfte, mit der Rechten am Dachfirst klammerte, wie hat er mir ein blaues Auge gehauen und vor allem, warum?
Ob das Lexikon der Traumsymbole hilft?

Englisch - sprechen: Glück in Geschäften,
aber Pech in der Liebe
.
Gut, wir haben nichts gesagt.
- ein Buch in dieser Sprache lesen:
man wird sich langweilen.

Ging sowieso nicht, ich hatte keine Hand frei.
Kleinadel steht nicht drin, aber ...
Adel - mit Adelspersonen sprechen:
ein gestecktes Ziel wird nicht erreicht.

Selbstverständlich. Man muss nicht mal was sagen,
schon hat man ein blaues Auge.
Dach - besteigen: Man wird sich in Gefahr begeben.
Wer hätte das gedacht.
- auf einem stehen: hohe Ehre
Mist, ich hab gehangen.
1893 mal gelesen
nömix - 18. Mai, 20:48

Ach, Träume sind ja nichts weiter als Bildschirmschoner fürs Gehirn. Bildschirmschoner gibts ja bekanntlich in den bizarrsten Varianten.

Trithemius - 18. Mai, 22:09

Bildschirmschoner?

Warum schonen die bloß mein Auge nicht?
litteratte (Gast) - 18. Mai, 20:57

Na wenigstens

hingst du in Gesellschaft.
Das erleichtert die Situation allgemein, nur dein Veilchen gibt Anlass zur Sorge.

hihi

Trithemius - 18. Mai, 22:10

Ich kann mir aber angenehmere Gesellschaft vorstellen. Vielleicht sollte ich doch lieber abends die Tür abschließen. ;)
Merzmensch - 19. Mai, 00:20

Ach, Du warst es also, dem ich gestern am Dache des alten Rathauses begegnete. Tut mir leid, dass ich Deiner Begrüssung nicht entgegenlächelte - ich bin da sehr vorsichtig, auf den Dächern der Rathäuser.
(Schreibt man eigentlich Rathaus mit zwei "h" - Rathhaus?)

Trithemius - 19. Mai, 00:30

Auf dem Rathausdach, da lag ich auf dem Bauch,
Links ein Engländer, und rechts der Merzmensch auch.
Hat streng geguckt, er musst' sich konzentrieren,
Weil's anstrengend ist, auf allen Vieren.
Herr Rath, wie muss man denn Rathaus schreiben?
Wenn Sie es nicht wissen, dann lass ich es bleiben.
Eugene Faust - 19. Mai, 15:53

Ein linker Typ versucht also, Sie gezielt zu täuschen. Weil Sie aber gerade blauäugig sind, erkennen Sie das nicht. ;)

Trithemius - 19. Mai, 16:45

Hatte ich so noch nicht gesehen, aber Sie bringen's auf den Punkt.
Mimiotschka - 19. Mai, 19:46

Ideale Untermalung

Trithemius - 19. Mai, 20:44

Dankeschön! Dafür male ich mir noch eins drunter.

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