Careca - 3. Sep, 15:44

Remoulade, der Saft der saftig macht

Remoulade wird bekanntermaßen aus Analogkäse gemacht. Und da niemand mehr Analogkäse will und das Zeug irgendwohin muss - noch bevor es von Bayern in Gammeldönern gemischt den Herkunftsort als Täter zum zweiten Mal aufsucht - kommt es jetzt auf jeden "Halven Hahn", den du zu fleddern vorhast.
"Schwerte" ist mir noch ein Begriff. Da wurde von entsprechenden Stellen euphemisiert bis zum Abwinken. Definitiv kein Ruhmesblatt der RWTH. Absolut keines. Aber wer will das schon hören. Wedeking war der RWTH-Musterschüler und der Vorzeige-Ex-Student. Ein "Schneider"-"Schwerte" lediglich ein Betriebsunfall und insofern ein Glücksfall, dass er kein Sozi, 68er oder Komi war .... oder so ... .

Trithemius - 3. Sep, 17:33

Dankeschön, dass du auf den "Halve Hahn" aufmerksam machst. Mir war der entfallen. Wenn er in Remoulde schwimmen wollte, dann würde er doch "Halve Ent" oder "Halve Jans" heißen. Würde mich nicht wundern, wenn du Recht hättest mit deiner Analog-Käse-Vermutung. Die Remoulade wird ja in der Gastronomie in Eimern eingekauft, wahrscheinlich ohne Beipackzettel.

Viele meiner älteren Kollegen hatten bei Schwerte studiert. Und er galt lange Zeit als linksliberal, weshalb sie aus allen Wolken fielen, als seine wahre Identität bekannt wurde. An der RWTH sollen einige seiner Professoren-Kollegen bescheid gewusst haben. Man kann froh sein, dass inzwischen die Altnazi fast alle das Zeitliche gesegnet haben.
Heinrich.Sch - 4. Sep, 01:19

Ist schon interessant, da schreibt der Trithemius einen herzerweichenden Bericht seines einsamen Rittes gen Aachen, und wir kleben an der Remoulade fest.

So ekelig Remoulade auf Brötchen sein mag (jedenfalls auf Marmeladebrötchen), so wohlklingend ist das Wort an sich. In Remoulade steckt die Erwiderung einer Moulade, eine ganze Roulade und eine Lade voller Remou. Da wundert es nicht, dass ich mitten in der Nacht Appetit auf Sülze, Sauerfleisch oder HotDog bekomme. Da gehört Remoulade auf jeden Fall dazu, egal ob deutsch oder dänisch.
Das dazu!

Gruß Heinrich
Trithemius - 4. Sep, 10:06

Der Running-Gag mit der Remoulade hat bald ein End wie auch meine Jammerei über den Regen. Tatsächlich blieb ich ab Ruhrtal bis Aachen vom Regen verschont. Interessant finde ich Ihren Hinweis auf den Wohlklang des Wortes Remoulade, er begünstigt vielleicht ihren Erfolg. Das war mir bislang nicht aufgefallen, aber ich muss Ihnen Recht geben. Über das Phänomen, dass Männer nachts die Küche plündern, darüber hat der Berliner Flaneur Walther Kiaulehn schon in den 30ern sehr erheiternd geschrieben.

Schöne Grüße
Trithemius
nömix - 4. Sep, 10:54

Wehret der Remoulade!
Kontramoulade ist die Devise.
Trithemius - 4. Sep, 11:11

Kontramoulade

klingt auch noch hübsch!
Tolles Wortspiel.
Heinrich.Sch - 5. Sep, 04:38

Lieber Trithemius,
die Erwähnung von Walther Kiaulehn hat mich neugierig gemacht. Um meiner Liebsten in Selbstanklage den Beweis zu bringen, dass meine nächtlichen Fressgelüste schon 1930 dokumentiert wurden, habe ich die von Ihnen erwähnte Erheiterung gesucht. Ich habe aber in Googles Cache nur Bruchstücke gefunden, und die so gut es mir möglich war, zusammengesetzt.

Wie ich las, hat Eugene Faust ebenfalls Recherchen für das Teppichhaus übernommen - so wächst Ihr Redaktionsteam ehrenamtlicher Mitarbeiter stetig. ;)

Keine Stadt ist hungriger als diese

von Walter Kiaulehn

Auf dem Grunde der Berliner Seele, unerkannt und nie erforscht, wohnt eine Art von Urhunger. Er ist dem Berliner unbewusst und ist wahrscheinlich die tätige Erinnerung an die Vorfahren, die einst aus allen deutschen Gauen hungernd bis an den Strand der Spree gezogen sind. In Kriegs- und Notzeiten wird das große ‚Bulettengespräch‘ überall auf der Welt geführt. Der Berliner indes fühlt sich zu jeder Tages- und Nachtzeit von dem Schreckensgespenst des Hungers gequält. Gewiss, auch in anderen Ländern geht man nachts noch etwas essen. Die Böhmen beispielsweise sind eine Nation von Wurstessern, und Prag ist eine Stadt, die ihren Mitternachtsappetit an den fliegenden Wurst ständen befriedigt, die Wiener haben ihre Gulaschhütten, und in Paris gibt es bei den Markthallen die ganze Nacht hindurch Zwiebelsuppe. Der Berliner jedoch kann noch um drei Uhr morgens Erbsensuppe mit Speck essen, ohne von Magendrücken geplagt zu werden. Ständig ist ein großer Teil der Berliner auf dem Sprung, den noch größeren Teil vor plötzlich auftretendem Hunger zu schützen. Als Erste Hilfe sind die Wurstmaxen unterwegs, selbst auf den Stadtbahnhöfen gibt es Imbissstände und für den allerdringendsten Fall hat der Berliner immer eine Stulle bei sich. Die Stulle ist ein belegtes Klappbrot. Aber was sind Worte? Das Wort Stulle (sprich: Schtulle) ist ein Mutterlaut, nicht zu vergleichen mit dem feinen Wort ‚Sandwich‘. Ein Sandwich ist ein zusammengeklapptes Weißbrot, wie es der Kammerdiener des Earl of Sandwich erfand, damit sein Herr sich beim Kartenspiel nicht die Fingerspitzen fettig machte. Die Berliner Stulle jedoch ist aus Schwarzbrot und darum schon aus lauter Poesie; sie ist die unzerreißbare Nabelschnur, die den Berliner ständig an ‚Muttern‘ bindet. Berliner Kinderfreundschaften beginnen mit dem Stullentausch auf dem Schulhof. „Erwin seine Stullen sint jut“, heißt nicht, sie sind feiner belegt, sondern nur, sie schmecken so sympathisch. ‚Stulle‘ ist ein obersächsisches Wort für ,Laib‘; in Dresden bäckt man den

Berlin, du bist die Frau mit der Schürze, an der wir unser Leben lang ziehn. Berlin, du gibst dem Taufschein die Würze, und hast uns den „Na und“ als Rettungsring verliehn. (Hildegard Knef)
...
Aus seinem Buch:
Berlin: Schicksal einer Weltstadt.
Trithemius - 5. Sep, 21:17

Wer solche ehrenamtlichen Redakteure hat, kann sich glücklich schätzen, lieber Heinrich. Erstaunlich, was Sie da zusammengetragen haben. Da lernt man einiges über das Lebensgefühl der Berliner und versteht auch, dass sie sich selbst genug sind, wenngleich heute manches im postmodernen Gewand daherkommen wird.

Kiaulehn hat auch über das speziell von Ihnen angesprochene Phänomen geschrieben, warum die Männer manchmal den Drang haben, nachts die Küche plündern. Das steht in seinem "Lesebuch für Lächler". Habs grad nicht zur Hand, ich würde Ihnen gerne damit dienen.

Herzlichst Ihr
Trithemius
Geißenhotz (Gast) - 6. Sep, 18:27

Schwerte ist überall

Ja, die Ur- Schwertes sterben langsam aus und hinterlassen ihre feixenden Erben der arisierten Güter, wohlsituiert, hochverehrt, heimliche Herrscher in den Gemeinwesen, ohne Scham, die geraubten Pfründe als uralte Familienbetriebe zu deklarieren, indem sie die vertriebenen, ermordeten Nichtarier einfach posthum zwangsadoptieren. An diese Enttarnungen wird sich niemand wagen. Bitter: Geißenhotz
Trithemius - 19. Sep, 16:34

@ Geißenhotz

Ist es nicht immer so gewesen? Wenn die Zeit über Raub und Mord gegangen ist, sind die Erben und Nutznießer der Untaten geadelt und danach unanfechtbar. Die Gewinnlern aus der Nazizeit, soweit sie bekannt sind, können sich auch schon darauf berufen, sie hätten ja das Verbrechen nicht begangen. Etwas Positives: Bei meinen Recherchen zu den Texten habe ich bei allen Wikipediaeinträgen zu den Städten auch einen Abschnitt gefunden, der die Nazigreuel in der Stadt dokumentiert. Das ist nicht erfreulich zu lesen, aber gut so.

Trithemius
Freundliche Grüße

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