Schriftwelt im Abendrot

Aushängebogen – Bitte Fehler aufspießen

Die Ahle ist eines der ältesten Werkzeuge des Menschen. Mit ihr lassen sich Löcher in Materialien stechen, weshalb die Ahle wahrscheinlich unersetzliche Hilfe beim Zusammennähen von Tierhäuten war. Warum Studenten der Universität Paris zu Beginn des Buchdrucks Ahlen mit sich führten, ist kaum zu klären. Es verhält sich dabei ähnlich wie bei der Frage, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei, also hatten Pariser Studenten immer schon Ahlen bei sich, um sich etwa gegenseitig zu pieksen, oder sind sie durch ein Verfahren der frühen Drucker rund um die Universität dazu veranlasst worden, Ahlen mit sich zu führen?

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Einladung zur Teestunde im Teppichhaus



Früh sinkt am Nachmittag die Dunkelheit herab, eine passende Zeit am digitalen Herdfeuer zu lesen. In der Reihe „Teestunde im Teppichhaus“ erscheinen in loser Folge unterschiedlich lange Bummel durch die Jahrtausende der Schriftkultur, ausgehend von Phänomenen des Alltags. Heute: Das TEA-Haus.

17 Uhr hier ...
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Nützliches und Unterhaltsames über das A



Ehrlich gesagt ist mir das A auf der Tastatur zu weit draußen. Es liegt in den nur unscharf berechenbaren Randzonen des Tastenfeldes. Der Schriftsetzer in der Bleizeit hatte im Setzkasten das A direkt vor sich, wo er es bequem greifen konnte. Allerdings war es das kleine „a“, denn der Setzkasten ist nach Buchstabenhäufigkeit angeordnet. Die unterscheidet sich natürlich in allen Sprachen, so dass es keine international genormte Setzkastenanordnung gibt.

Das A im internationalen Tastenfeld liegt so weit draußen, weil das von der mechanischen Schreibmaschine übernommen wurde. Die heutige Tastaturanordnung geht zurück auf die Universaltastatur des Waffenherstellers Philo Remington. Dessen erste Schreibmaschinenserie hatte noch eine alphabetische Anordnung besessen. Das Zusammenschlagen und ständige Verhaken der Typenhebel erzwang aber eine Umgruppierung. Auf der internationalen Stenographentagung von 1888 in Toronto gelang es Remington, seine "Universaltastatur" zum Standard zu erheben. Allein dem regen Geschäftssinn Remingtons verdankt die schreibende Nachwelt eine Tastatur, bei der sich häufig gebrauchte Buchstaben an ungünstigen Außenpositionen befinden, so dass man beim 10-Finger-Schreiben das "a" mit dem schwächsten Finger überhaupt anschlagen muss: dem kleinen Finger der linken Hand. Mehr dazu in: Trithemius; Willfährige Frauen tippen besser.

Das große A gehört zu den achsensymmetrischen Großbuchstaben. Es hat keine Richtung und ruht in sich. Alle Kleinbuchstaben haben sich aus den Großbuchstaben der römischen Capitalis entwickelt, deren Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck sind. Diese Schrift wurde gemeißelt. Beim Schreiben mit der Feder verformten sich die Buchstaben, und die meisten veränderten sich, bekamen eine Richtung, die der Handschrift angemessen war, so auch das a.

Die Alphabetreihe ist nach dem A benannt, dem griechischen Alpha. Von der Antike bis in die Neuzeit verbinden sich mit dem A, der nachfolgenden Alphabetreihe und der Vokalenreihe magische Vorstellungen.
Mehr in: Trithemius; Das Alphabet.
"Wann ich Morgens auffstehe, sprach Grschwbtt, so spreche ich ein gantz A.B.C., darinnen sind alle Gebett auff der Welt begriffen, vnser Herr Gott mag sich darnach die Buchstaben selbst zusamen lesen vnd Gebet drauß machen, wie er will, ich könts so wol nicht, er kan es noch besser. Vnd wann ich mein abc gesagt hab, so bin ich gewischt vnd getrenckt, vnd denselben Tag so fest wie ein Maur." (Johann Michael Moscherosch)
AEIOU - Die Abfolge der Vokalreihe entspricht ihrem Auftreten im ABC, wobei die Reihenfolge der Überlieferung nach kein Zufall sein soll. Nach Dornseiff steht bei Suidas, Abraham habe die Buchstaben erfunden. Zum Schluss heiße es: "Gott öffnete dem Menschen den Mund zur Sprache mit dem Laut, der das weiteste Öffnen erheischt." Das ist das A. Daher gelten Ärzte auch als Halbgötter in Weiß, weil sie ihre Patienten so oft und gerne "A" sagen lassen. Mehr über die Vokalenreihe in: Trithemius; Alte Esel jubeln ohne Unterlass. Das Wort Magermilchjoghurt enthält alle Vokale in der richtigen Reihenfolge.

Die Endlosfigur Pentagramm besteht aus fünf A und ist ein Netzwerk.


Klick Pentagramm!
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Eine surrealistische Landkarte der nur unscharf berechenbaren Randzone - Seminar "Aspekte der Handschrift" (3)

Wann immer ich etwas aus der Erinnerung zeichne und nachher meine Zeichnung vergleiche mit den realen Gegebenheiten, stelle ich fest, dass die Zeichnung an vielen Stellen ungenau ist und Leerstellenfüllungen enthält, wo meine Erinnerung versagt hat. Ähnlich ist es mit dem Schreiben. Bei meiner Reportageserie über die Linie 9 in Hannover bin ich alle Teilstrecken ein zweites Mal gefahren, weil ich manches einfach nicht mehr genau wusste und auch keine Notizen darüber hatte.
notieren
Heute wollen wir einen Anwendungsbereich der Handschrift erproben, der noch recht geläufig ist, das genaue Notieren. Dazu brauchen wir einen Schreibanlass. Wir erstellen eine surrealistische Landkarte von der nur unscharf berechenbaren Randzone des Teppichhauses. Es steht bekanntlich in Hannover. Die Randzone des Gebietes zwischen dem Teppichhaus und Ihrem Wohnort gilt es zu bestimmen.

Das geht so: Vergewissern Sie sich auf einer Landkarte, wo Hannover liegt. Nehmen sie ein Notizbuch und einen Stift, verlassen Sie bei Tageslicht Ihre Wohnung und gehen Sie 100 Schritte von Hannover weg. Leben Sie beispielsweise südlich von Hannover, gehen Sie 100 Meter nach Süden. Dort bleiben Sie stehen und notieren genau, was Sie von Ihrem Standpunkt aus wahrnehmen. Kehren Sie zurück und schreiben Sie Ihre Notizen ab. Wenn Sie wollen, dann ermitteln Sie über einen Routenplaner die ungefähre Entfernung von Hannover und fügen die Angabe Ihrem Text hinzu. Das ist aus Gründen des Datenschutzes nicht unbedingt erforderlich, aber bitte immer die Himmelsrichtung angeben. Schicken Sie ihren Text an mich (bitte bis Samstag in einen Kommentarkasten).

Die nur unscharf berechenbare Randzone unseres Blog-Netzwerkes will ich am kommenden Sonntag grafisch darstellen, und Ihre Texte werden zeigen, wie es dort aussieht. Ich freue mich schon auf unseren gemeinsamen Bummel durch die nur unscharf berechenbare Randzone am kommenden Sonntag.

Die Idee der surrealistischen Landkarte entnahm ich dem Buch: Boehncke/Humburg; Schreiben kann jeder, Reinbek b. Hamburg, 1980. Im Internet hat das meines Wissens noch niemand gemacht. Wir betreten also Neuland. Anregungen und Änderungsvorschläge sind willkommen. Selbstverständlich können Sie die Idee adaptieren und die Aktion, auf Ihren Wohnort bezogen, ebenfalls in Ihrem Blog durchführen.

Viel Vergnügen!
Trithemius
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10 - 20 Schreiber gesucht! Handschriftenseminar (3)

notieren

Heute 20:20 Uhr: Seminar"Aspekte der Handschrift"
Thema: Notieren. Die surrealistische Landkarte der nur unscharf berechenbaren Randzone - Vorbesprechung einer praktischen Internet-Übung.

Teilnehmen kann jeder. Einen Scanner brauchen wir diesmal nicht.
Alle Seminare "Aspekte der Handschrift" und Ergebnisse:
Schriftwelt im Abendrot
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Hand an Auge - Hausaufgaben sind gemacht

Derweil mein Obernachbar wieder auf seinem Waldhorn bläst, will ich noch die Ergebnisse des Handschriften-Seminars vom letzten Mittwoch nachtragen, bei dem ich einige Aufgaben gestellt habe.

Kugelschreiber und Photoshop
(Waldhorn-Wuttext von Trithemius, Kugelschreiber und Photoshop)


Aufgabe 2)
Schreiben Sie, worauf Sie wollen - es muss ja nicht gerade die frisch getünchte Hauswand des Nachbarn sein. Eugene Faust wies mich auf die eindrucksvoll beschriebene Jacke von Agnes Richter hin, hier im Detail, Frau SWA auf den künstlerisch beschrifteten Handrücken der Bloggerin Rinpotsche.

Aufgabe 3) Spiel mit Handschrift – Verborgene Inhalte
Bloggerin und PentAgrion-Expertin Marana hat das geheime Frustschreiben "Pik-Ass" eingesandt, in dem sie offenbar Bemerkungen über mich untergebracht hat, weil ich die Seminarteilnehmer "so gepiesackt" hätte.
Geheimes Frustschreiben in Form gebracht.
Frau SWA sandte die beschwingte Handschriftgrafik
"Mein sprachloser Körper".
Mein sprachloser Körper SWA

Carecas Handarbeit zeigt, dass auch ein gerissener Zettel für dieses Verfahren gut geeignet ist.
Kritzelbild von Careca

Auf die beeindruckenden und beklemmend wirkenden Briefe von Emma Hauck an ihren Ehemann hat Eugene Faust hingewiesen.

Aufgabe 4) Fotodokumentation „Handschrift im Alltag“
Ein Album mit sehenswerten Fotos hat Videbitis zusammen gestellt.


Die nächste
und vorerst letzte Folge des Handschriften-Seminars findet am kommenden Donnerstag statt. Das Thema wird das Notieren sein, das Schreiben unterwegs zum Zwecke der Dokumentation. Diese Form des Handschreibens ist quasi Schreiben nach der Natur. Wir werden in dieser praktischen Übung eine surreale Landkarte erstellen.

EDIT 23-02-11: Aufgabe am Donnerstagmorgen, Präsentation Sonntag
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Hand an Auge ins Herz - Aspekte der Handschrift

1) In der handschriftlich veröffentlichten Glosse "Stuk" beschreibt der niederländische Kabarettist Wim de Bie, was geschah, als sein Computer ausfiel. Er hatte keinen einzigen Stift mehr im Haus, und nachdem er sich einen beim Nachbarn geliehen hatte, musste er feststellen, seine schöne, männliche Handschrift, mit dem er früher so manchem Mädchen den Kopf verdreht hatte, war verschwunden. Der Text stammt aus den 80ern des letzten Jahrhunderts.

Der sich schon damals abzeichnende Niedergang der Handschriftkultur, hervorgerufen durch den Gebrauch der digital erzeugten technischen Schrift, ist nicht mehr aufzuhalten. Buchstaben werden immer seltener geformt, sondern durch Tastendruck hervorgerufen. Für diese Bequemlichkeit muss ein Preis bezahlt werden, weil eben die handschriftliche Äußerung eine Qualität hat, die der Druckschrift fehlt. Diese Qualität vermittelt sich in jedem handgeschriebenen Brief, aber auch Tony Blair nutzte sie, als er sich vor seinem an die Wand projizierten handschriftlichen Versprechen fotografieren ließ.

Blair

Ähnlich der launige Eintrag, den ich einmal im alten Teppichhaus veröffentlicht habe:

Hand an Auge

Wir sehen, dass es nicht um die Perfektion oder Schönheit der Handschriften geht. Doch worin besteht dann die Qualität? Und worin unterscheiden sich die beiden Beispiele?


2) Materialwert der Handschrift


Bei den ersten beiden Beispielen spielt der Materialwert der Handschrift eine geringe Rolle, denn beide Texte werden ohne Material übermittelt, Blairs Versprechen mit Licht, mein Brief mit digitalen Pixeln.

Die folgenden Beispiele zeigen aber, dass das verwendete Schreibmaterial einen Text mit Bedeutung aufladen kann, der weit über die inhaltliche Botschaft hinausgeht. Wie wirken diese Texte auf Sie? Welche Gefühlswerte vermitteln sich?

Beschreibstoff

3) Spiel mit Handschrift - praktische Übung
Spiel-mit-Handschrift

4) Handschrift im Alltag
Zum Abschluss die Anregung zu einem Fotoprojekt:

Handschrift-im-Alltag

Schöne Beispiele auch hier, vom entschuldigten Videbitis. Die Ergebnisse aller Übungen würde ich gerne am kommenden Sonntag zeigen. Selbstverständlich kann auch etwas einsenden, wer gestern abend verhindert war. Ich danke allen fürs Mitmachen!

(Fotos und Grafiken, wenn nicht anders genannt: Trithemius)
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Einladung zum Seminar "Aspekte der Handschrift"

Kalligraphie

Heute 20:20 Uhr: Seminar "Aspekte der Handschrift" Theorie, praktische Übungen, Diskussion. Mitmachen kann jeder, du auch!
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Blogger schreiben das Philobiblon, Kapitel 17

Ergebnisse der praktischen Übung des Handschriftenseminars vom letzten Mittwoch. (Zuordnung am Schluss der Handschriften)

17Kap01Abschnitt 2b_MaranaAbschnitt 2a_MaranaAbschnitt3_carecaAbschnitt 4_MimiotschkaAbschnitt 5_Professor CosterAbschnitt 6_Frau swa
Abschriften von:
Trithemius: Abschnitt 1
Marana: Abschnitt 2
Careca: Abschnitt 3
Mimiotschka: Abschnitt 4
Prof. Coster: Abschnitt 5
Frau SWA: Abschnitt 6
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Tres digiti scribunt – totum corpusque laborat


Scribere qui nescit, nullum putat esse laborem.
Tres digiti scribunt – totum corpusque laborat.

Wer nicht schreiben kann, glaubt, es wäre keine Mühe.
Drei Finger schreiben, und der ganze Körper arbeitet.

(zitiert nach Wattenbach; Das Schriftwesen im Mittelalter, Leipzig 1896)


Schreibermönch2Seit ich schreiben kann, hat mich diese wunderbare Kommunikations- und Speichertechnik fasziniert. Im Gegensatz zu dem Wort „lesen“ (aufheben) ist „schreiben“ ein Lehnwort aus dem Lateinischen. Das lat. Wort „scribere“ bedeutet „mit dem Griffel eingraben.“ Heutiges Schreiben ist kein Eingraben, keine Inschrift mehr, sondern Aufschreiben, soweit wir dazu noch Material benutzen, einen Beschreibstoff und einen Stift. Die Aufschrift ist schon immer flüchtiger gewesen, und die zunehmende Leichtigkeit des Aufschreibens hat über die Jahrhunderte zu einem inflationären Schriftgebrauch geführt. "Wert, in Erz gegraben zu werden", wie Heinrich von Kleist schreibt, ist die flüchtig erzeugte Aufzeichnung immer seltener. Im Zeitalter der technischen Schrift wird die Handschrift nur noch gering geschätzt. Sie ist beinahe über Nacht ins Greisenalter gekommen und führt ein Nischendasein. Der Kolumnist Thomas Haemmerli vergleicht die Kulturtechnik des Handschreibens mit der überkommenen Kunst des Feuermachens. Man kann ihm kaum widersprechen.

Blicken wir zurück auf Kulturen, die sich an der Grenze zwischen Oralität und Literalität befinden, so wird deutlich, welche enorme Macht dem Schriftbenutzer zukommt. Er wird zur Institution, an der jede mündliche Überlieferung sich brechen kann. Allein das Wissen, dass derartige Aufzeichnungen existieren, muss ausgereicht haben, den Schriftkundigen als Mächtigen zu etablieren, zumal die Schrift im Bewusstsein der Völker fast immer göttlichen Ursprungs ist. So erklärt sich, dass schriftliche Aufzeichnungen Heiligtumscharakter annehmen können, der sich in allen Schriftreligionen noch erhalten hat.

Schriftgebrauch geht einher mit der Abwertung der Alten, sie werden jetzt nicht mehr als kollektives Gedächtnis gebraucht. Schriftliche Aufzeichnungen bieten ein vergleichendes System, das den Schwächen der menschlichen Erinnerung nicht zu unterliegen scheint. „Dass die Dinge geschehen, ist nichts: dass sie gewusst werden, ist alles.“ (Egon Friedell)

Teil 2

Im frühen Mittelalter ist Aufschreiben in erster Linie Abschreiben gewesen. Es ging um das getreuliche Kopieren der Schriften antiker Schriftsteller und vor allem heiliger Texte, wie überhaupt das Wort „Text“ die Bibel meinte, das unveränderlich Gewebte. „Text“ heißt auch die Schriftgröße 20 Punkt, etwa die Größe, in der Gutenberg die 42-zeilige Bibel druckte, wobei er die schönsten Handschriften seiner Zeit nachahmte, also auch in der Größe, um den Eindruck eines handgeschriebenen Buches zu erwecken.

„Der ganze Körper arbeitet“, vom Geist ist nicht die Rede. Es hat im frühen Mittelalter Analphabeten unter den Schreibern gegeben, die nur Wortbilder abmalten, was die vielen Fehler in mittelalterlichen Handschriften erklärt, wenn sie nicht absichtliche Fälschungen waren wie die Urkunde der Konstantinischen Schenkung. Manche schrieben auch Unterschrift und Datum ab, was die Datierung der Handschriften erschwert. Die Wissenschaft der Palaeographie (Handschriftenkunde) verdankt ihr Entstehen den unzähligen gefälschten Urkunden. Als man erkannt hatte, dass Rechtstitel und Privilegien in großer Zahl auf Fälschungen zurückgingen, wuchs der Wunsch nach Beurteilungskriterien, nach denen Fälschungen erkannt werden konnten.

Das Abschreiben klerikaler Texte war Gottesdienst. Wattenbach berichtet von Dietrich, dem ersten Abt von St. Evroul (1050 – 1057). Er war selbst ein trefflicher Schreiber und versuchte seine Mönche auf alle erdenklichen Weisen, zum Schreiben anzuhalten. So pflegte er „die Geschichte eines sehr leichtsinnigen und sündhaften Klosterbruders zu erzählen, der aber ein eifriger Schreiber war und einmal aus freien Stücken einen enormen Folianten geistlichen Inhalts geschrieben hatte. Als er starb, verklagten ihn die Teufel, die Engel aber brachten das große Buch hervor, von dem nun jeder Buchstabe eine Sünde aufwog, und siehe! Es war ein Buchstabe übrig. Da wurde seiner Seele verstattet zum Körper heimzukehren, damit er noch auf Erden Buße thun könne.“

Teil 3

Jedes abgeschriebene Buch ist ein Unikat und entsprechend wertvoll. Selbst die berühmte Bibliothek des Richard de Bury (1287-1345) wird nicht mehr als 400 Bücher umfasst haben. Als Bischof von Durham sammelte er fast manisch Bücher und schreckte auch nicht vor einem Diebstahl zurück, ungeachtet der vielen Schreibernachschriften (Kolophone), die bei Diebstahl des Buches den Tod androhten. Beispielsweise:

Daß Buch ist mir lip,
wer mirß sthilt, der ist ein dip:
eß sey ryter oder knecht,
so ist her an den galgen gerecht.

Wer das puech stel,
desselbeb chel
muzze sich ertoben
hoch an eim galgen oben.

Richard de Bury besaß mehr Bücher als alle anderen englischen Bischöfe zusammen, sein Schlafzimmer lag voll davon, so dass man sich kaum bewegen konnte, ohne auf eines zu treten. Richard de Bury hat das „Philobiblon“ geschrieben, das berühmte Buch von der Bücherliebe, aus dem man nebenher einiges über den Umgang mit den Büchern erfährt, ja, er lässt die Bücher anklagen und lamentieren, was man ihnen alles angetan hat.

Aus diesem Buch bitte ich das aufschlussreiche 17. Kapitel abzuschreiben, arbeitsteilig, wobei jede Textpassage nur einmal vergeben wird. Die Texte werde ich nach Erhalt zusammenführen und zeigen. Denn vor dem handschriftlichen Aufschreiben ist das getreuliche Abschreiben als Kulturtechnik längst verschwunden. Schreiben Sie ab, und Sie werden erleben, wie der ganze Körper arbeitet. Ich habe angefangen, die folgenden Abschnitte stehen gleich im Anschluss zur Wahl:


Bitte wählen Sie einen Abschnitt. Ich werde ihn reservieren.

Vielen Dank fürs Mitmachen. Ich hoffe, es hat gefallen.

Lieben Gruß
Trithemius

Abschriften vergeben an:
Marana: Abschnitt 2
Careca: Abschnitt 3
Mimiotschka: Abschnitt 4
Prof. Coster: Abschnitt 5
Frau SWA: Abschnitt 6

17Kap01
Abschnitt 2
17Kap02
Abschnitt 3
17Kap03
Abschnitt 4
17Kap05
Abschnitt 5
17Kap06
Abschnitt 617Kap07

Aus: Richard de Bury; Philobiblon, aus dem Lateinischen übersetzt von Max Frensdorf, Eisenach 1932
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