Tres digiti scribunt – totum corpusque laborat


Scribere qui nescit, nullum putat esse laborem.
Tres digiti scribunt – totum corpusque laborat.

Wer nicht schreiben kann, glaubt, es wäre keine Mühe.
Drei Finger schreiben, und der ganze Körper arbeitet.

(zitiert nach Wattenbach; Das Schriftwesen im Mittelalter, Leipzig 1896)


Schreibermönch2Seit ich schreiben kann, hat mich diese wunderbare Kommunikations- und Speichertechnik fasziniert. Im Gegensatz zu dem Wort „lesen“ (aufheben) ist „schreiben“ ein Lehnwort aus dem Lateinischen. Das lat. Wort „scribere“ bedeutet „mit dem Griffel eingraben.“ Heutiges Schreiben ist kein Eingraben, keine Inschrift mehr, sondern Aufschreiben, soweit wir dazu noch Material benutzen, einen Beschreibstoff und einen Stift. Die Aufschrift ist schon immer flüchtiger gewesen, und die zunehmende Leichtigkeit des Aufschreibens hat über die Jahrhunderte zu einem inflationären Schriftgebrauch geführt. "Wert, in Erz gegraben zu werden", wie Heinrich von Kleist schreibt, ist die flüchtig erzeugte Aufzeichnung immer seltener. Im Zeitalter der technischen Schrift wird die Handschrift nur noch gering geschätzt. Sie ist beinahe über Nacht ins Greisenalter gekommen und führt ein Nischendasein. Der Kolumnist Thomas Haemmerli vergleicht die Kulturtechnik des Handschreibens mit der überkommenen Kunst des Feuermachens. Man kann ihm kaum widersprechen.

Blicken wir zurück auf Kulturen, die sich an der Grenze zwischen Oralität und Literalität befinden, so wird deutlich, welche enorme Macht dem Schriftbenutzer zukommt. Er wird zur Institution, an der jede mündliche Überlieferung sich brechen kann. Allein das Wissen, dass derartige Aufzeichnungen existieren, muss ausgereicht haben, den Schriftkundigen als Mächtigen zu etablieren, zumal die Schrift im Bewusstsein der Völker fast immer göttlichen Ursprungs ist. So erklärt sich, dass schriftliche Aufzeichnungen Heiligtumscharakter annehmen können, der sich in allen Schriftreligionen noch erhalten hat.

Schriftgebrauch geht einher mit der Abwertung der Alten, sie werden jetzt nicht mehr als kollektives Gedächtnis gebraucht. Schriftliche Aufzeichnungen bieten ein vergleichendes System, das den Schwächen der menschlichen Erinnerung nicht zu unterliegen scheint. „Dass die Dinge geschehen, ist nichts: dass sie gewusst werden, ist alles.“ (Egon Friedell)

Teil 2

Im frühen Mittelalter ist Aufschreiben in erster Linie Abschreiben gewesen. Es ging um das getreuliche Kopieren der Schriften antiker Schriftsteller und vor allem heiliger Texte, wie überhaupt das Wort „Text“ die Bibel meinte, das unveränderlich Gewebte. „Text“ heißt auch die Schriftgröße 20 Punkt, etwa die Größe, in der Gutenberg die 42-zeilige Bibel druckte, wobei er die schönsten Handschriften seiner Zeit nachahmte, also auch in der Größe, um den Eindruck eines handgeschriebenen Buches zu erwecken.

„Der ganze Körper arbeitet“, vom Geist ist nicht die Rede. Es hat im frühen Mittelalter Analphabeten unter den Schreibern gegeben, die nur Wortbilder abmalten, was die vielen Fehler in mittelalterlichen Handschriften erklärt, wenn sie nicht absichtliche Fälschungen waren wie die Urkunde der Konstantinischen Schenkung. Manche schrieben auch Unterschrift und Datum ab, was die Datierung der Handschriften erschwert. Die Wissenschaft der Palaeographie (Handschriftenkunde) verdankt ihr Entstehen den unzähligen gefälschten Urkunden. Als man erkannt hatte, dass Rechtstitel und Privilegien in großer Zahl auf Fälschungen zurückgingen, wuchs der Wunsch nach Beurteilungskriterien, nach denen Fälschungen erkannt werden konnten.

Das Abschreiben klerikaler Texte war Gottesdienst. Wattenbach berichtet von Dietrich, dem ersten Abt von St. Evroul (1050 – 1057). Er war selbst ein trefflicher Schreiber und versuchte seine Mönche auf alle erdenklichen Weisen, zum Schreiben anzuhalten. So pflegte er „die Geschichte eines sehr leichtsinnigen und sündhaften Klosterbruders zu erzählen, der aber ein eifriger Schreiber war und einmal aus freien Stücken einen enormen Folianten geistlichen Inhalts geschrieben hatte. Als er starb, verklagten ihn die Teufel, die Engel aber brachten das große Buch hervor, von dem nun jeder Buchstabe eine Sünde aufwog, und siehe! Es war ein Buchstabe übrig. Da wurde seiner Seele verstattet zum Körper heimzukehren, damit er noch auf Erden Buße thun könne.“

Teil 3

Jedes abgeschriebene Buch ist ein Unikat und entsprechend wertvoll. Selbst die berühmte Bibliothek des Richard de Bury (1287-1345) wird nicht mehr als 400 Bücher umfasst haben. Als Bischof von Durham sammelte er fast manisch Bücher und schreckte auch nicht vor einem Diebstahl zurück, ungeachtet der vielen Schreibernachschriften (Kolophone), die bei Diebstahl des Buches den Tod androhten. Beispielsweise:

Daß Buch ist mir lip,
wer mirß sthilt, der ist ein dip:
eß sey ryter oder knecht,
so ist her an den galgen gerecht.

Wer das puech stel,
desselbeb chel
muzze sich ertoben
hoch an eim galgen oben.

Richard de Bury besaß mehr Bücher als alle anderen englischen Bischöfe zusammen, sein Schlafzimmer lag voll davon, so dass man sich kaum bewegen konnte, ohne auf eines zu treten. Richard de Bury hat das „Philobiblon“ geschrieben, das berühmte Buch von der Bücherliebe, aus dem man nebenher einiges über den Umgang mit den Büchern erfährt, ja, er lässt die Bücher anklagen und lamentieren, was man ihnen alles angetan hat.

Aus diesem Buch bitte ich das aufschlussreiche 17. Kapitel abzuschreiben, arbeitsteilig, wobei jede Textpassage nur einmal vergeben wird. Die Texte werde ich nach Erhalt zusammenführen und zeigen. Denn vor dem handschriftlichen Aufschreiben ist das getreuliche Abschreiben als Kulturtechnik längst verschwunden. Schreiben Sie ab, und Sie werden erleben, wie der ganze Körper arbeitet. Ich habe angefangen, die folgenden Abschnitte stehen gleich im Anschluss zur Wahl:


Bitte wählen Sie einen Abschnitt. Ich werde ihn reservieren.

Vielen Dank fürs Mitmachen. Ich hoffe, es hat gefallen.

Lieben Gruß
Trithemius

Abschriften vergeben an:
Marana: Abschnitt 2
Careca: Abschnitt 3
Mimiotschka: Abschnitt 4
Prof. Coster: Abschnitt 5
Frau SWA: Abschnitt 6

17Kap01
Abschnitt 2
17Kap02
Abschnitt 3
17Kap03
Abschnitt 4
17Kap05
Abschnitt 5
17Kap06
Abschnitt 617Kap07

Aus: Richard de Bury; Philobiblon, aus dem Lateinischen übersetzt von Max Frensdorf, Eisenach 1932
6354 mal gelesen
Careca - 9. Feb, 20:26

Jetzt, wo du es schreibst, fiel mir das Wort "Scribtorium" ein und ich eilte zu meinem Bücherregal ... und stellte fest, dass mein geliebtes Buch "Der Name der Rose" dort drin nicht mehr steht ...

Trithemius - 9. Feb, 20:32

Ich hab's, aber es ist nicht deines. Von Eco wissen wir viel über mittelalterliches Denken. Es ist ja eigentlich ein wissenschaftliches Werk, das in der Form eines Romans daherkommt.
Mimiotschka - 9. Feb, 20:39

Eco hat auch ein Buch darüber geschrieben, wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt.
Trithemius - 9. Feb, 20:40

Und er bedauert das Verschwinden der Handschrift, habe ich irgendwo gelesen. Hat aber in den 80ern den Computer als spirituelle Maschine gefeiert, mit der man fast so schnell schreiben könne wie denken.
Mimiotschka - 9. Feb, 20:44

Da liegt wohl auch der Hase im Pfeffer. Einer meiner Dozenten an der Uni sagte immer: "Erst sammeln, dann stammeln" Mit dem Computer wäre das aufgehoben.
Trithemius - 9. Feb, 20:54

Ja, handschriftliches Denken, das zwingt zur Durchdringung des Stoffes, der Computer erlaubt das Schreiben ohne Denken.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:01

Aber "handschriftliches Denken", wie Sie es so schön nennen, kennt durchaus auch das Denken "ins Unreine", das frei von der Leber weg schwadronierende und völlig unreflektierte, anspruchslose vor sich hin Krakeln. Auf dieser Basis funktioniert z.B. die therapeutische Variante des automatischen Schreibens. Man könnte auch das humorvolle Motto drüberschreiben: wie soll ich wissen was ich denke, wenn ich noch nicht gelesen habe, was ich schreibe.
Trithemius - 9. Feb, 21:04

Schon das handschriftliche Ausrichten der Gedanken in Zeilen ist ein Akt der Formgebung. Und ist es die nötige Langsamkeit darin. Ich habe 10 Jahre Tagebuch geschrieben, und das ist mir immer noch ein Quell der Inspiration.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:19

Das Tagebuch ist auch mir seit mehr als vierzig Jahren ein treuer Begleiter, es ist dies wirklich ein Strukturieren dessen, was mir begegnet, und ein Katalogisieren dessen, was in mir dadurch angestoßen wurde.
Das automatische, gewissermaßen rezeptive Schreiben hingegen ist dennoch ein ganz anderer Vorgang. Aber auch dieses rezeptive Schreiben ist mit der Tastatur keinesfalls zu haben - durch viele Versuchsreihen (eigene! daher nicht zitierfähig eigentlich) nachgewiesen.
Trithemius - 9. Feb, 21:23

Rezeptives Schreiben - das müssen Sie mir mal bei Gelegenheit näher erklären.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:25

Gerne, im Grunde ist es eine Verlängerung des Stiels jener Schöpfkelle, mit der Sie aus der eigenen Quelle schöpfen.
:o)
schreiben wie atmen - 9. Feb, 20:28

Also könnte man sagen, dass uns die Schrift aus dem wunderbaren Leben im Jetzt, im wahrhaftigen Moment, herausgerissen hat (wenn die Missetäterin nicht die zu-gemessene Zeit war). Können wir auch weniger gut (zu-)hören seit man schriftlich festhalten kann, was ehedem noch gemerkt werden musste?

Careca - 9. Feb, 20:29

Schreiben als konstituierendes Element von Zukunft-Gegenwart-Vergangenheit.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 20:32

Ja, vielleicht eine Tätergemeinschaft von Zeit und Schrift. Die Zeit hat uns das ewige Jetzt gestohlen, die Schrift hat uns mit der Illusion versehen, dass es sich vollkommen erübrigt Aufmerksam zu sein, da alles zu speichern und später /irgendwann einmal nachzulesen ist.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 20:33

Da fällt mir grade auf, dass ZEIT und SCHRIFT sich zu Zeitschrift harmonisch zusammenfügt. Was stehlen uns also Zeitschriften?
Careca - 9. Feb, 20:39

Zeit gibt es eigentlich nicht. Zeit ist eine Erfindung der Menschen, um regelmäßig wiederkehrende Ereignisse zu strukturieren. Schrift diente zur Strukturierung der eigenen oder der anderen Gedankenwelt.
Trithemius - 9. Feb, 20:43

@ Frau SWA - In der Tat. Die wesentliche Kritik an der Schrift hat schon Platon formuliert. Hier nachzulesen: http://trithemius.twoday.net/stories/4656768/
schreiben wie atmen - 9. Feb, 20:45

Insofern gibt es die Schrift eigentlich auch nicht. Sie hinterlässt zwar über Jahrtausende erhaltene Spuren (was die Zeit im Sinne von Kalendarien z. B. ja auch tut), aber diese Spuren entbehren der Sinnhaftigkeit, sobald es niemanden mehr gibt, der den Symbolen eine Bedeutung zuordnen kann.
Edit: bezieht sichn noch nicht auf Ihren Beitrag Herr Trithemius - muss erst noch lesen ...
Trithemius - 9. Feb, 20:46

@ Careca

Ich habe gelesen, dass mündliche Kulturen einen zyklischen Zeitbegriff haben, der am Jahreslauf orientiert ist.
Trithemius - 9. Feb, 20:51

@ Frau SWA - Sie überdauert aber die Speicherung durch den Computer. Floppy-Disc, ich habe keine Gerät mehr, das sie lesen kann, und sie sind doch grad mal 20 Jahre alt.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 20:53

Das Leben in Zyklen ist dem Menschen sicher näher als das Leben nach Uhren und Kalendern. Die Zyklen berücksichtigen einander wenigstens teilweise, d.h. sie sind durch ihr paralleles Entstehen aufeinander abgestimmt. Leben in Zyklen ist an sich jedoch unserem Begriff von Zeit insofern unähnlich, als Frühjahr eben Frühjahr ist, einerlei ob vergangenes Jahr, dieses Jahr oder all die Jahre die noch folgen könnten. Diese Gedanken kamen wohl erst mit dem Kalender auf.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 20:56

Da ist mit den Floppy discs in einem superkurzen Zeitraum das Gleiche (na ja, fast) passiert, was auch den Steinritzungen oder ähnlichen Zeugnissen früherer Kulturen geschah. Die Zeichen sind nicht mehr entzifferbar, ergo ohne Bedeutung wenn jemand nicht die Möglichkeit hat, sie zu entschlüsseln. Es ist genau dieser Unterschied: sind es komische Zeichen im Stein oder ist es eine Warnung, dass in dieser Höhle gefräßige Bären hausen? Ist es ein komisches viereckiges Ding aus Kunststoff oder eine Dissertation über Teilchenphysikalische Experimente?
Trithemius - 9. Feb, 21:01

Aber die älteste Literatur, die wir haben, das Gilgamesch-Epos (1800 v.Chr.), ist auf Tontafeln überliefert, die entziffert wurden.
Careca - 9. Feb, 21:03

Es brauchte die Schrift aber nicht, um ein Volk zu lenken. Llactapata und Machu Pichu ärgern die Archäologen noch heute, weil es zu diesen Inka-Städten keine Schriften gibt, dort aber wohl eine Hochkultur geherrscht haben musste.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:04

Ja, da kann man nur hoffen, dass unsere Floppy discs so lange durchhalten, bis sie wieder interessant genug sind um erforscht zu werden. Leider ist eher anzunehmen, dass die Wissenschaft vor der schieren Menge der Artefakte zurückschrecken wird.
;o)
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:09

Existieren Erkenntnisse darüber, ob sich hirnmedizinisch im Laufe der Zeit irgendein Teil des Hirns zurückgebildet hat? Ich stelle mir vor, dass der Sektor, der für's Auswendiglernen zuständig ist, seit drei bis vier Generationen am Verkümmern sein muss. Ein Teufelskreis eigentlich: die Schrift sorgt dafür, dass die Flut an verfügbarem Wissen immer größer wird. Je größer diese Flut wird, desto chancenloser ist der Einzelne, sich eines gewissen Universalwissens zu erfreuen. Gibt es ihn eigentlich noch, den Universalgelehrten?
Trithemius - 9. Feb, 21:11

Der letzte war wohl Leibniz, er hatte das Wissen seiner Zeit auf 75.000 Karteikarten.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:15

Erfüllt einen dann doch irgendwie mit einer traurigen Sehnsucht - also mich jedenfalls. Man stelle sich vor: eine Welt, die verstandesmäßig zumindest einigermaßen handhabbar ist!
Careca - 9. Feb, 20:28

Und da fällt mir ein, dass damals die Bibel sehr einfach zu kontrollieren war. Also den Inhalt meine ich hiermit. Deswegen stehen auch die Konzilien von Nicae u.a. im Verdacht, dass bei diesen eine gewisse Anpassung der "Heiligen Schrift" an die Bedürfnisse der Herrscher statt fand. ...

schreiben wie atmen - 9. Feb, 20:30

@Careca: ist nicht das Meiste was die Kirchen an, wie auch immer gearteten, Hervorbringungen vorzuweisen haben hauptsächlich als Instrument der Macht zu betrachten?
Careca - 9. Feb, 20:36

Das kannst du auf jede Institution übertragen. Aber heute im Zeitalter von Copy&Paste lassen sich Modifikationen nicht widerspruchslos durchführen. Schreiben war damals ein Machtmittel, der weltlichen und der kirchlichen Führer. Zur Lenkung der ungebildeten Leute.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 20:41

Nun ja, in gewissem Sinne ist - weit überholt natürlich mittlerweile vom BILD - auch heute die Schrift noch ein probates Mittel der Lenkung breiter Massen. Siehe auch die schnelle Multiplikation einschlägiger Artikel von zweifelhaftem Wahrheitsgehalt in den modernen Medien. So funktioniert letztendlich jede Hetze - nur mal als Beispiel.
Careca - 9. Feb, 21:04

Das fällt in die Nach-Gutenberg-Ära. Zuvor gab es keine Druckmaschinen sondern nur Kopierer. Sollte ich mich jetzt nicht irren.
Trithemius - 9. Feb, 21:06

Es gab Kopisten, aber auch schon gedruckte Blockbücher und Flugblätter, die in Holz geschnitten waren. Gerade die Flugblätter waren so etwas wie die BILD des Mittelalters.
Careca - 9. Feb, 21:07

Wann fing das ungefähr an?
Trithemius - 9. Feb, 21:08

Da bin ich jetzt überfragt. Muss nachschauen.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:13

Der Unterschied ist: früher barg die Schrift Macht insofern sie ein Geheimnis repräsentierte das nur den wenigen Mächtigen und Schriftgelehrten zugänglich war.
Heute birgt die Schrift Macht, weil man über die Schrift eine breite Masse manipulieren kann, weil man mit Schrift lügen und betrügen kann. Und vor allen Dingen, weil gegen jedes bessere Wissen der Schrift reflexartig ein großer Wahrheitsgehalt zugeschrieben wird. Die Mächtigen und Schriftgelehrten von gestern heißen heute Wirtschaftsboss und Werbepsychologe.
Trithemius - 9. Feb, 21:19

Das gilt in jedem Fall für die klassischen Medien, die Macht ist aber durch Blogs u. andere Erscheinungen des Internets gebrochen, wenngleich man heftigst versucht, die Blogs zu instrumentalisieren (Linkkauf z.B.)
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:23

Steht (und stand) nicht jede Freiheit in der Gefahr käuflich zu werden und zur Lüge zu mutieren durch diese Käuflichkeit? Am Ende bleibt sowohl den alten wie den neuen Medien gegenüber nichts anderes übrig, als die eigene Denkfähigkeit zu schärfen, zu nutzen und im Zweifelsfall die Konsequenzen aus dem eigenen Erkennen zu ziehen. Und natürlich: sich, unbeeindruckt vom gebotenen Preis, nicht kaufen zu lassen.
maranaZ3 (Gast) - 9. Feb, 21:26

Ein ABC-Plaster ...

... für Augen und Hirn brauche ich, wenn ich ad hoc so viel lesen darf und es auch gern tue und dann auch noch versuche, es zu verinnerlichen.
:-)

schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:27

Uiiiii! KEIN ABC - Pflaster aufs Auge. NIENICHT! Habe mir einmal mit ABC-Pflasterfingern ins Auge gefasst - vergess ich nie!
Trithemius - 9. Feb, 21:31

ABC-Pflaster sind eindeutig sprachmagisch. Hier, weiter unten:
http://abcypsilon777.blog.de/2005/12/10/freie_bloguniversitat_das_alphabet~376154/
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:34

Wie wäre es mit einem ABCdarium der Schrift - so als Abschluss vielleicht?
Ich fang ma an:

Abschreiben
Beschreiben
Charakterschrift
Druckschrift
Einkaufszettel
Flaschenpost
Geschmiere
Handschrift
Inkunabeln
Jahresschrift
Kleinschreibung
Lastschrift ;o)
Majuskel
Niederschrift
Originalschrift
Pictogramm
Quartalsschrift
Reinschrift
Symbolschrift
Tintenfass
Ueberschrift
Vorschrift
Wanderschreiber
Xantener Briefe
Ysopische Friedensschrift (sparen Sie sich das googeln ;o))
Yellow Press (marana sei Dank)
Zeitschrift
Trithemius - 9. Feb, 21:36

Uff

Da sitze ich schon seit den 80ern dran. Aber diese Gliederung wäre vielleicht passend.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:38

Gehen Sie es doch einfach mal ein bißchen heiter/albern an.
maranaZ3 (Gast) - 9. Feb, 21:39

Dacht ich's doch.

"... Sehr verdächtig ist das ABC-Pflaster ..." schreibt Herr TT in seiner Abhandlung "Das Alphabet".
:-)
Trithemius - 9. Feb, 21:54

Wunderbar, so aus dem Stand.
maranaZ3 (Gast) - 9. Feb, 21:55

Google spielt nicht mit ...

... und bietet die Äsopische Friedensschrift, ist es so gemeint?
:-)
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:58

@marana: um der Wahrheit die Ehre zu geben: die Ysopischen Friedensschriften habe ich dazwischengemogelt. Yetizettel wäre mir noch eingefallen, das fand ich dann aber doch zu blöde. Vielleicht haben Sie ja eine Eingebung?
maranaZ3 (Gast) - 9. Feb, 22:11

Der Duden bietet ...

... Yellow Press, könnte man's genehmigen?
:-)
schreiben wie atmen - 9. Feb, 22:12

Yellow Press! Scheniall!
Careca - 9. Feb, 21:39

Ende der 90er wurden die ersten Telefonbücher auf CDs veröffentlicht. Insbesondere eine Telefonbuch-CD fiel durch eigenartige Rechtschreibfehler auf. Es stellte sich heraus, dass sie von Kopisten aus China von den damaligen Telefonbüchern der heutigen DT-AG abgetippt worden waren. Von Menschen, die den lateinischen Schriftzeichen vollkommen unkundig waren, diese lesend zu verstehen.
Ich war vor 30 Jahren in Griechenland. Ich konnte dort alles lesen. Aber verstehen konnte ich den Sinn der Schriftzeichen nicht. Das war sehr seltsam. Als ich vor Jahren in Japan war, war es mit dem lesen noch schlechter. Ein falsches Abbiegen auf der Autobahn konnte zum Fiasko werden, da fern ab den Autobahnen lateinische Schriftzeichen kaum Verwendung finden ...
Von den Chinesen behaupte ich, die schreiben nicht, die malen. ...

schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:52

Ja, die Schriftzeichen der Japaner und Chinesen finde ich - wiewohl ich nichts davon verstehe - ganz und gar wunderbar, eben weil sie sich im Grunde aus der bildlichen Darstellung von Sachverhalten entwickelt haben. Es ist eine Schrift aus dem Inneren - irgendwie - also, naja ... Ich sehe die Dinger einfach gerne.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 21:56

Die Geschichte mit dem der Hölle entronnenen Klosterbruder gefällt mir sehr. Vielleicht schreiben manche Menschen ja heute noch genau deswegen, um im letzten Augenblick der Hölle zu entwischen.

Trithemius - 9. Feb, 23:57

Und was mache ich? Ich bin Heide.
Careca - 9. Feb, 21:58

Das Schreiben in geschäftlichen Projekten nimmt eine besondere Stellung ein. Das geflügelte Wort "Wer schreibt, der bleibt" erfasst nicht die ganze Bedeutung. Eigentlich sind Projektprotokolle (sogenannte "Meeting minutes") nicht wirklich beliebt. Keiner will sie schreiben. Und oft drückt sich jeder Anwesende erfolgreich um die Aufgabe des Protokollierens. Gerade Projekte, bei denen kaum jemand Protokolle niederschreibt, sind die weniger erfolgreichen Projekte, weil mit Dauer des Projektes immer wieder alte Dinge neu aufgearbeitet werden müssen. Darüber hinaus hat das Schreiben von Gesprächsprotokollen einen ganz entscheidenden Machtfaktor in einem Projekt. Und der liegt darin begründet, dass niemand die Protokolle ließt und sie somit jeder ungelesen akzeptiert, und dann im entscheidenen Fall das Protokoll das Normativ von Entscheidungen wird. Und auch in der Nachverfolgung von Verantwortlichkeiten.
Die Projekt-Kladde mit eigenen Notizen ist darüber hinaus ebenfalls noch ein Faktor mit gewichtiger Bedeutung in einem Projekt. Es gibt den entscheidenen Wissensvorsprung bei politischen Entscheidungen.

Trithemius - 9. Feb, 22:01

Das Protokoll und die Qualen darum - das ist ein interessanter Aspekt, werden wir nächste Woche besprechen.
schreiben wie atmen - 9. Feb, 22:05

Geteilt durch vier?

Edit: ach so, Sie laden ja noch hoch - hatte ich überlesen.
In welchem Verhältnis stehen den Überlesen und Überfressen?

Mimiotschka - 9. Feb, 22:06

Welchen Teil bekomme ich?

Trithemius - 9. Feb, 22:47

Abschnitt 4, OK?
schreiben wie atmen - 9. Feb, 22:20

Ich schaue morgen nochmal rein. Es war ein sehr anregender Abend. Dank an den Gastgeber und Initiator und die Mitschreibenden.
Und nun wünsche ich eine gute Nacht.

Trithemius - 9. Feb, 22:57

Hat mich gefreut, es war sehr anregend. Vielen Dank für die Teilnahme.
Careca - 9. Feb, 22:24

"Von der schuldigen Ehrfurcht bei der Pflege von Büchern"

Die Kurzversion von dem Handgeschriebenen findet sich auch heute noch in einigen Geschäften wieder:
"Erst kaufen, dann lesen"
oder
"Nicht anfassen"

Es gibt zwei Buchladenketten, die mit diesen Vorschriften komplett gebrochen haben: "Mayersche Buchhandlung" und "Hugendubel". Dort können Bücher vor dem Kaufen gelesen werden. Sogar Kaffeetrinken und Buchschmökern ist gleichzeitig möglich, in den zentralen Buchläden vom Hugendubel. Und wer es drauf anlegt, der kann sich das gewünschte Buch einfach im Laden durchlesen. Den Umsatz vom Hugendubel und von der Mayerschen hat es keinen Abbruch getan sondern eher erhöht. Kleinere Buchläden haben mit so etwas aber ihre verständlichen Probleme. Denn diese machen nicht den Umsatz der großen Buchläden.

Trithemius - 10. Feb, 00:01

In der Mayerschen in Aachen habe ich oft gesessen und so manches Buch gelesen, ohne es zu kaufen. Aber ich habe kein Käsebrot drüber gesessen, keinen Pfefferkuchen drauf gebacken, wie Lichtenberg schreibt. Trotzdem hatte ich manchmal ein schlechtes Gewissen.
maranaZ3 (Gast) - 9. Feb, 22:32

So kann's kommen.

Kind und Buch von Wilhelm Hey (1789-1854)

Komm her einmal, du liebes Buch;
Sie sagen immer, du bist so klug.
Mein Vater und Mutter, die wollen gerne,
Dass ich was Gutes von dir lerne;
Drum will ich dich halten an mein Ohr;
Nun sag mir all' deine Sachen vor.

Was ist denn das für ein Eigensinn,
Und siehst du nicht, dass ich eilig bin?
Möchte gern spielen und springen herum,
Und bleibst du immer so stumm und dumm?
Geh, garstiges Buch, du ärgerst mich,
Dort in die Ecke werf' ich dich.

Trithemius - 9. Feb, 22:48

Dankeschön für das treffende Gedicht

Dann passt dir vielleicht Abschnitt 2?
maranaZ3 (Gast) - 9. Feb, 23:11

Einverstanden.

maranaZ3 (Gast) - 10. Feb, 01:00

Abschrifft Abschnitt 2

Abschrifft für Herrn TT
Trithemius - 10. Feb, 06:51

Dankeschön!

Es ist, wie ich sehe, Nachtarbeit. Ich werde die Grafik noch ein bisschen in Photoshop mit Kontrast versehen, wenn du einverstanden bist. Deine Handschrift sieht gut aus.
maranZ3 (Gast) - 10. Feb, 08:32

Machmal, wie du kannst.

Ich habe mich schon elend gemüht, lesbarer zu gestalten mit meinen mikrigen Bordmitteln, vor allem um die beiden Scans zusammenzukopieren, damit das Schrifgrößenverhältnis stimmt- ich brauchte eine zweite Din A4-Seite, und zum anderen, um den Kontrast der Füllfederhalterschrift zu verstärken.
Ich sende dir zum Beaarbeiten mit Photoshop dann mal die Orginalscans.
Übrigens, Abschreiben ist eine elende Arbeit, vor allem, wenn man sich nicht verschreiben will.
:-)
Trithemius - 10. Feb, 10:24

Deinen Text habe ich in Graustufen umgewandelt. Jetzt ist er gut zu lesen, obwohl natürlich die blaue Tinte besser aussieht. Wenn alle Abschnitte vorliegen, setzte ich sie zusammen.
Ja, im Gegensatz zu Careca finde ich das Abschreiben anstrengender als das Tippen. Ich saß auch irgendwie verkrampft und hatte nachher Rückenschmerzen. Das ist einfach ungewohnt, wie überhaupt das Abschreiben viel Konzentration verlangt.
Careca - 9. Feb, 22:43

Ich nehm' dann mal Abschnitt 3. Geht das in Ordnung?

Trithemius - 9. Feb, 22:45

Ist reserviert.
Careca - 9. Feb, 23:11

Abschrift ist in deinem Mail-Postfach.
Trithemius - 9. Feb, 23:12

Das nenne ich prompt. Vielen Dank!

Careca - 10. Feb, 07:41

Ich finde es einfacher, einen Text per Hand abzuschreiben, als das mittels Tastatur umzusetzen. Das liegt vielleicht daran, dass ich "blind" schreiben kann, ansonsten nur das 8-10-Fingersystem leidlich beherrsche, und immer wieder auf die Tastatur schauen muss, wo ich schreibe. beim handschriftlichen Schreiben sind "Tastatur" und "Monitor" eins.
Trithemius - 10. Feb, 10:33

Das ist doch mal ein Wort. Obwohl ich wie du immer auf die Tastatur schaue, komme ich damit besser zurecht als mit Stift und Papier. Mir fehlt inzwischen die Übung, und alles was man nicht ausübt, verkümmert. Schreibst du noch viel mit der Hand?
Careca - 10. Feb, 19:20

Ja, da ich Projektarbeit mache und vom Arbeitgeber trotz meiner vielen Dienstreisen zu Kunden kein Notebook zur Verfügung gestellt bekommen habe. In meiner beruflichen Kladde stehen aber auch Geschichten drin, die ich mir dann und wann mal im Flieger zusammen gesponnen habe ...
Und ich überlege mir jetzt ernsthaft, ob ich 170 Euro für den livescribe übrig habe, denn eigentlich würde er mir manches erleichtern. Andererseits ist das verdammt viel, viel Geld für einen dreifachfunktionalen Kugelschreiber. Einen zweifach-funktionalen Kugelschreiber kostet mich dabei weniger als zwei Euro: Mein smartphone als Aufnahmegerät und ein guter Kugelschreiber plus Papier ... .
Aber das Problem bei mir ist, hören und schreiben gleichzeitig zu verbinden, da ich beim Schreiben mich stärker auf die eigenen Gedanken und das Schreiben konzentriere als auf das Hören und somit manch wichtiges gehörtes nicht niedergeschrieben kriege. Ob mir die behebung meines menschlichen Normalzustandes aber 170 Euro wert sind, daran zweifel ich. Besonders wenn ich dran denke, was ich mir sonst noch für 170 Euro kaufen könnte. ...
Plato (Gast) - 10. Feb, 10:23

Und welchen darf ich abschreiben?? Habe heute Zeit genug!
Herzlich Plato alias Coster ...alias

Trithemius - 10. Feb, 10:25

Hallo, mein Lieber!

Wie wäre es mit Abschnit 5? Freut mich, dass du mitmachst.

Herzlichst
Dein Trithemius alias Jules
schreiben wie atmen - 10. Feb, 13:43

Voila: Abschnitt 6


Trithemius - 10. Feb, 13:47

chapeau!

Das ging schnell. Vielen Dank!
schreiben wie atmen - 10. Feb, 13:48

avec plaisir

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