Trithemius
Ein schöner Nebel, was Frau Nettesheim? Man sieht ihn kaum, obwohl die Wetteranzeige noch immer FOG verspricht.
Frau Nettesheim
Ja, das ist wieder ein sonniger Frühlingstag. Ich hoffe, Sie begeben sich heute mal nach draußen.
Trithemius
Klar doch, vorgestern bin ich in die Niederlande gefietst, und gestern bin ich durch die halbe Stadt gebummelt. Und weil mich vor lauter Blust ringsum die Gucklust gepackt hatte, bin ich noch zum Königshügel hinauf und habe für eine geplante Reportage das Pataphysische Institut der RWTH fotografiert.
Frau Nettesheim
Haben Sie Professor Coster gesehen?
Trithemius
Coster? Nein, das Portal war zu, Frau Nettesheim. Ich will jetzt auch nicht über Ihren
Verehrer sprechen, sondern über eine Auswirkung der Klimakatastrophe. Wenn nämlich im April der Frühling schon derart nach draußen lockt, mögen die Leute nicht mehr lesen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat schon gegen das gute Wetter protestiert, schreibt Michael Krüger vom Hanser Verlag in der
Süddeutschen. Und tatsächlich sind die Buchhandlungen zur Zeit ziemlich verwaist, denn Bücher brauchen es kalt und nass.
Frau Nettesheim
Teppiche gehen auch schlecht. Die Besucher machen sich rar.
Trithemius
Beunruhigend. Man sollte endlich die Weltmeere mit Tennisbällen zuschütten, damit sie das Zuviel an Sonnenstrahlung reflektieren. Das habe ich schon vor gut anderthalb Jahren propagiert. Die Idee ist freilich nicht von mir, sondern kommt wie alles Gute aus den USA.
Frau Nettesheim
Das meinen Sie nicht ernst, oder?
Trithemius
Doch, Tischtennisbälle auf der Meeresoberfläche sind prima. Dann können wir weitermachen wie bisher, und der Klimawandel ist gelackmeiert. Zudem sieht es bestimmt hübsch aus, wenn bei Flut die Tischtennisbälle heranbranden und auf den Strand rollen. Und stellen Sie sich vor, Sie machen eine Kreuzfahrt und können diese wunderbare Bugwelle aus Tischtennisbällen sehen.
Frau Nettesheim
Gehen Sie mal an die frische Luft, aber passen Sie auf, dass Ihnen dort oben nicht noch mehr verbruzzelt.