Abendbummel online - Große Zylinder rauchen lange Zigarren überall

Abendbummel Animation01Der Junge radelt auf einen Supermarkt zu, wirft sein Rad quer in den Eingang und läuft hinein. Kurz darauf kommt ein Angestellter des Supermarkts nach draußen und stellt das Rad kopfschüttelnd an die Seite. „Keine Manieren!“, wird er gedacht haben.

Über fehlende Manieren sprachen letzten Sonntag die Philosophen Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranski in der ZDF-Sendung „Philosophisches Quartett“ mit dem Essayisten und Kritiker Fritz J. Raddatz sowie dem Unternehmensberater Prinz Asfa-Wossen Asserate. Der Prinz hat ein Buch über Manieren geschrieben, was Fritz J. Raddatz qualifizierte, blieb weitgehend unklar. Dass Manieren das Zusammenleben erleichtern, ist ein Allgemeinplatz. Strittig ist die Frage, was wir darunter zu verstehen haben. Fritz J. Raddatz tadelte den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac, weil er Bundeskanzlerin Angela Merkel unter freiem Himmel die Hand geküsst hat, woran ich nichts Schlimmes erkennen kann, solange ich es nicht machen muss. Ein Mann mit Manieren habe auch kein gebrauchtes Tempo-Taschentuch in der Hosentasche, sagte Raddatz, was mich zweimal nicht juckt, denn ich pflege weder in fremde Hosentaschen zu schauen noch hineinzugreifen. Geradezu körperlich angegriffen fühlt Raddatz sich, wenn ihm auf der Rolltreppe einer entgegenkommt und ihm einfach ins Gesicht gähnt.

Wir halten uns übrigens die Hand vor den Mund, weil wir verhindern wollen, dass uns die Seele entfleucht. Die Angst, die Seele könnte sich beim offenen Gähnen davonmachen, ist jedenfalls der Ursprung dieser Geste. Wenn nun jemand gar nicht glaubt, eine flüchtige Seele zu haben – warum sollte er sich beim Gähnen die Hand vor den Mund halten?

Das Quartett klagte auch über die
Diktatur des Privaten, genauer über die private Okkupation des öffentlichen Raums, die sich zum Beispiel darin zeigt, dass Fritz J. Raddatz im ICE die intimen Telefon-Gespräche seiner Mitmenschen mit anhören muss. Viele werden ihm beipflichten, denn tatsächlich wird das Handy auf diese Weise zur modernen Akustikpest. Fritz J, Raddatz allerdings wehrt sich: Er holt eine lange Zigarre hervor und droht, sie anzuzünden, „im Nichtraucherabteil“, falls man um ihn herum das Telefonieren nicht einstellt. Der Prinz attestierte ihm, diese Maßnahme sei durchaus manierlich, denn Raddatz wehre sich ja gegen eine Zumutung.

Als einfacher Landmann bin ich da ganz anderer Ansicht. Und ob unter freiem Himmel geküsst oder nicht, ich habe schon lange nicht mehr einen derartigen Mist gehört. Leider hat es nichts genutzt, dass ich mir einen langen Joint angesteckt habe, denn Raddatz saß ja geschützt im Fernsehstudio. Und da die beiden moderierenden Philosophen kläglich versagt haben, muss ich hier etwas gerade stellen: Das öffentliche Telefonieren ist nicht verboten, das Rauchen im Nichtraucherabteil sehr wohl. Selbst wenn jemand am Handy einen detaillierten Bericht über seine Sexualpraktiken abgibt, schädigt er nicht die Lungen von Herrn Raddatz.

Natürlich hätte ich mit einem
Tastendruck verhindern können, dass das unphilosophische Gerede des Philosophischen Quartetts in meine Wohnstube schwappte. Doch es war einfach faszinierend zu hören, was man in gewissen Kreisen unter Manieren versteht. Es sind die Manieren der Mächtigen, die ihre Rechte wenn nötig mit Gewalt durchsetzen. Fragt man sich, warum diese Manieren in Verruf gekommen sind, dann muss man sich nur die jüngere deutsche Geschichte anschauen. Herren mit vorzüglichen Manieren haben zwei Weltkriege angezettelt und Millionen Menschen in den Tod geschickt. Heute lassen Herren mit ausgezeichneten Manieren Werbeslogans erdenken wie „Geiz ist geil!“ oder „Saubillige Ostern!“ Der manierliche Ex-Ministerpräsident von Niedersachsen, Ernst Albrecht, fand es einst höchst amüsant, sich für die Zulassung des Privatfernsehens einzusetzen. Die Herren in den Medienkonzernen haben es ihm gewiss artig gedankt. Diese Herren tragen niemals ein gebrauchtes Tempo-Taschentuch in der Hosentasche, doch sie verdienen Millionen, wenn sich hoffnungslos heruntergekommene Menschen in Containern und Nachmittagsshows zum Affen machen.

Auf den Vorstandsetagen wird man die Ansichten von Fritz J. Raddatz und Prinz Asfa-Wossen Asserate teilen. Mir hingegen ist ein offen gähnender Nachtschichtler mit einem Handy am Ohr allemal lieber als das manierliche Pack mit den langen Zigarren.

Guten Abend
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El Loco - 3. Mai, 11:06

Weitestgehend...

...stimme ich zu. Ich weiß nicht, ob die Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn das Telefonieren im Großraumabteil erlauben oder nicht, aber die Zigarre ist hier sicher nicht manierlich: zum einen tatsächlich verboten, zum anderen gesundheitsschädlich (und in dem Fall hätte Fritzjott die Chance auf eine Anzeige wegen versuchter Tötung), zum dritten nicht angemessen. Fritzjott könnte allerdings seinerseits sein Telefon zücken und irgendjemandem ins Ohr brüllen, "ich kann dich gar nicht verstehen, mein Nachbar hat seinem Kumpel grad lautstark die Nacht mit Therese berichtet, und jetzt erzählt er seiner Frau genauso lautstark, wie langweilig die lange Sitzung gewesen sei". Er kann auch den Ghettoblaster herausholen und die ganze Belegschaft mit Musik einhüllen, aber bitte nur aus dem Radio - von der CD müßte er ja GEMA bezahlen.
In den Fernzügen der SNCF ist das Benützen des Mobiltelefons im Großraumabteil übrigens untersagt. Zum Telefonieren muß man in den Vorraum gehen - der allerdings ist bekanntermaßen laut, weil "auf der Achse". Nun, man muß ja auch nicht ständig und überall telefonieren.

Du schreibst:
Wenn nun jemand gar nicht glaubt, eine flüchtige Seele zu haben – warum sollte er sich beim Gähnen die Hand vor den Mund halten?
Darauf allerdings habe ich eine Antwort: weil eigentlich niemand Lust hat, dem Fremden, der ihm begegnet, die Plomben zu kontrollieren oder die Rachenmandeln zu bewundern.

Trithemius - 3. Mai, 23:27

Auch beim lauthalsen Lachen oder beim lauten Singen wird der Mund weit geöffnet, ohne dass man sich die Hand davor hält. Man muss ja nicht unbedingt hineinschaun in den Schlund.
Nanina (Gast) - 3. Mai, 17:51

Handy-Gespräche

Eines meiner Hobbys ist Handy-Gesprächs-Ärgerer auszulachen - die können sich schrecklich ereifern. Meistens sind Gespräche zwischen zwei Leuten doppelt so störend - und man kann sich nicht einmal einen Spass daraus machen das ganze Gespräch zu erraten!

Eine Zeitlang schien mir jede zweite Kolumne damit anzufangen, dass man sich darüber grämt, dass Leute am Handy immer gleich sagen, wo sie sind. Was soll daran falsch sein - in vielen Fällen ist es wichtig, wo man ist.

Was die Manieren betrifft: vollkommen einverstanden! Apropos hast Du Roger Willemsen in dieser Youtube-Sendung gesehen ? .... O mores...

Trithemius - 3. Mai, 23:34

Handy-Gespräche

Ja, über Handy-Telefonate in der Öffentlichkeit haben sich schon viele mokiert. Möcht wissen, wer von denen niemals im öffentlichen Raum telefoniert.

Ich hatte übrigens Roger Willemsen noch nicht bei YouTube gesehen. Vielen Dank für den Hinweis. Hab hier eine wunderbare Rezension gelesen und mir die Clips dann erspart.
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/377186/3/10
graphodino (Gast) - 3. Mai, 18:17

Ich bin ein äußerst unmanierlicher Mensch...

... ich sage auch häufig "Scheiße!" und so was, aber bei der Lektüre dieses Beitrags aus dem erfreulicher Weise wieder geöffnetem Teppichhaus (w a r denn Dr. Bohlen nun schon einmal in d i e s e m Teppichladen?) hat mich so eine Art Juckreiz gekitzelt, den ich nach einiger Zeit und einigen Mühen als Schreibdrang zu identifizieren vermochte, genauer: als Drang zu kommentieren (die Fachliteratur schweigt über dieses Symptom), und zwei Gedanken zu Deinem Postig möchte ich in den Laden tragen (und ich möchte nicht nur, ich tue es auch, und zwar hiermit): mir fiel erstens eine authentische Geschichte ein, die ich aus den Memoiren des Adjutanten von GFM Paulus kannte: während die "Landser" um Stalingrad herum sich buchstäblich Glied und Glieder abfroren, gaben sich Offiziere französischer Konservation hin und spielten Streichquartette: das waren gebildete, manierliche Offiziere(?); zweitens fiel mir, um gewissermaßen beim Thema zu bleiben, zu dem geistigem Bild der Fernsehtalker die NVA ein, im Felde ungeschlagen: desto weniger da eine "Orientierung im Großen" da war, ideologisch, politisch u n d militärstrategisch, desto mehr hat man sich mit so Kinkerlitzchen ergötzt; man kennt das ja: Laub von den Bäumen pflücken, damit der edle Exerzierplatz nicht besudelt würde usw.

Und von Mr. Sloterdijk hatte ich eigentlich bislang den Eindruck, dass er echt was zu sagen hätte...

Na ja. - Entschuldigen Sie den meinerseitigen Betritt Ihrer Teppiche (oder so ähnlich)

Mit vorzüglicher Zerknirschung

Der graphomanische (q.e.d.) Dinosaurier

twoodle (Gast) - 3. Mai, 21:15

Sloterdijk verhält sich zur Philosophie wie Dieter Bohlen zur Musik. Vielleicht demnächst schon "Deutschland sucht den Superphilosophen". Bis dahin erstmal die Sendung: "Kulinarisches Quartett: Kackwurst lecker zubereiten".
Ach ja, nur kurz zu den "Herren mit Zylinder und langer Zigarre". Man lernt ja im Geschichtsunterricht, dass es sich hier um ein antisemitisches Stereotyp handelt. Passt so was denn ins Teppichhaus?
Trithemius - 3. Mai, 23:44

(un)manierlicher Mensch

@ graphodino
Danke für den Besuch und vor allem für die beiden treffenden Beispiele. Sie sind eine gute Ergänzung zum Text. Ich hätte gerne noch einiges angeführt, doch er ist schon jetzt ziemlich lang.

Sloterdijk hat vor lauter Selbstverliebtheit nicht gemerkt, welcher Unsinn da an seinem Tisch verzapft wurde.

Dieter Bohlen war noch nicht in dieser Filiale, doch im Stammhaus kannst du ihn finden:
http://abcypsilon777.blog.de/?tag=5%20minuten%20grammatik

Übrigens sind die Teppiche im Teppichhaus wirklich begehbar und strapazierfähig, wie du nun gemerkt hast. Es gibt also nichts zu entschuldigen. Was wäre das auch für ein Laden, der keine Laufkundschaft möchte.

Beste Grüße
Trithemius
Trithemius - 3. Mai, 23:53

@ twoodle
Sloterdijk, der Dieter Bohlen der Philosophie, das ist hart.
Doch hör mal, lieber twoodle, ich habe in der Überschrift keinesfalls ein antisemitisches Stereotyp benutzt. Bei Georges Grosz und John Heartfield wird der Kapitalist, der Bonze, mit der dicken Zigarre gezeigt. Grosz und Heartfield waren Antifaschisten. Wenn auch die Nazis dieses Motiv für ihre antisemitischen Zwecke umgedeutet haben, ich hatte diese Assoziationen nicht. Die dicke Zigarre ist der langen schlanken gewichen, wie auch die Bonzen nicht mehr dick sind, sondern eher schlank und durchtrainiert. Im Schlusssatz des Textes wird zudem noch einmal deutlich, dass ich just diese Herren meine.
tara-anne (Gast) - 4. Mai, 18:30

Es sind nicht die fehlenden Manieren

die mich nerven, sondern die nahezu grenzenlose Tabulosigkeit unserer Gesellschaft. Ständig werden Grenzen überschritten, ein jeder macht sich jedem zum Kumpan, will dazu gehören. Egal zu wem, Hauptsache dabei.
Ich bin bestimmt nicht obrigkeitshörig oder angepasst. Allerdings danke ich meinen Eltern , dass sie mir etwas Respekt vor der Privatspäre meiner Mitmenschen beigebracht haben. Mich intressiert weder das Paarungsverhalten des gemeinen Mitteleuropäers noch die Verstopfung des Nachbardackels.
Jedes blöde Schweinetier reagiert mindestens mit unwilligem Gegrunze wenn man seine Fluchtdistanz überschreitet und ihm zu sehr auf die Pelle rückt. Übrigens auch bei akustischen Grenzüberschreitungen. Nur Menschen sind wenn man ihre Fluchtdistanz überschreitet meist hilflos- höflich! Ich bin in solchen Fällen schon lange nicht mehr besonders freundlich und frage den Betreffenden laut und liebenswürdig ob er auf ein Spenderorgan wartet oder Feuerwehrmann ist.
Es gab mal den Begriff der Privatsphäre auch im menschlichen Miteinander. Ich bin wohl hoffnungslos altmodisch , wenn ich mir ein wenig von diesem Respekt zurückwünsche,- auch, oder gerade weil ich auch ein Blog führe.
Zum Handyverhalten. Ich war 25 Jahre lang freiberufliche Hebamme , musste ständig und immer erreichbar sein. Viele Jahre hatte ich ständig einen Eurosignalempfänger dabei, denn ein Handy gab es damals noch nicht. Das Handy erweiterte meinen Bewegungsradius und gab mir etwas mehr Privatleben, denn ich konnte mich auch mal ausserhalb der Reichweite eines Telefons aufhalten. Seit ich nicht mehr als Hebamme arbeite habe ich mein Handy höchstselten dabei.
Ich brauche nicht mehr ständig erreichbar zu sein und geniesse das sehr. Wenn ich das Haus verlasse, um z. B spazieren zu gehen, nehme ich kein Handy mit. Ich halte mich weder für so wichtig, noch für so gefährdet dass ich ständig ein Telefon verfügbar haben müsste.
Und wenn mich einer fragt warum ich denn nicht erreichbar gewesen sei, und warum ich kein Handy mitgenommen hätte, pflege ich zu sagen: Ich bin halt manchmal nicht multitasking- fähig. Ich mag nicht gleichzeitig telefonieren und spazierengehn/ Kinoschauen/radfahren /aufs Klo gehn ect. pp . Es gibt Sachen , die mach ich ganz heimlich und privat, und das ist auch gut so.
LG Anne

Trithemius - 4. Mai, 22:44

Deine Ansichten, liebe Anne, teile ich größtenteils. Andererseíts sage ich mir, dass Manieren sich wandeln müssen wie die Sprache. Zum Glück benutzen wir nicht mehr die devoten Unterwerfungsformeln der Barockzeit. Als sie sich damals gewandelt haben, wird mancher die neuen Verhaltensformen als Grenzüberschreitung angesehen haben.
So tröste ich mich also auch über vielen heutigen Tabubrüche hinweg, die mich stören. Die Welt ist unglaublich stark in Bewegung, und ich glaube, dass es innerhalb dieser Turbulenzen einfach viele geschmackliche Verwerfen geben muss. Alles andere wäre ein Wunder. Darum sage ich mir in letzter Zeit: Du musst milder auf die Menschen gucken, die sich in der heutigen Zeit eine Orientierung suchen. Sie habens verflucht schwer.

In diesem Sinne
Lieben Gruß
Jules
immekeppel - 5. Mai, 15:01

sockelbetrag

gute manieren sind meiner erachtens der sockelbetrag einer jedweden moral. ich muss sie nicht immer anwenden, aber ich sollte die regeln kennen. erst dann kann ich mir den souveränen umgang mit verhaltensweisen erlauben. nötigenfalls sollte ich aber in der lage sein, eventuelle konsequenzen dessen auch zu tragen. und genau das unterscheidet uns von denen mit der langen zigarre - sie sind in der lage...

Trithemius - 5. Mai, 18:26

Das "Sockeln" verstehe ich nicht ganz.

Meinst du die Manieren gründen sich auf Moral oder die Moral entsteht aus den Manieren?
Ich weiß nicht, ob es stimmt, dass sich nur der daneben benehmen darf, der die Form beherrscht. Viele unserer Manieren haben ihren Ursprung im Barock und sind nicht mehr zeitgemäß. So unterschreiben wir z.B. einen Brief nicht mehr mit "Hochachtungsvoll".
Knigge hat ja versucht, dem einfachen Volk die höfischen Manieren zugänglich zu machen, damit es sich gegenüber den Höflingen behaupten konnte. In einer demokratischen Gesellschaft gelten jedoch andere Regeln. Man muss nicht mehr in Demutshaltung vorsprechen und untertänigst um Erlaubnis bitten, sprechen zu dürfen usw. Zur Zeit werden viele Defizite in den Umgangsformen beklagt, und es ist gewiss notwendig, dass sich die Gesellschaft neu darüber verständigt, welche Regeln wir für unverzichtbar halten und welche neuen Regeln notwendig sind.
immekeppel - 5. Mai, 19:21

genau das meinte ich, aus gut gelernten manieren, welche sich im bewusstsein manifestieren und aus überzeugung "gelebt" werden, entsteht moral. alles andere wäre scheinheilig.

und wenn ich mich recht entsinne, ist knigge ja auch viel mehr als nur ein benimmpapst - man könnte ihn als einen der ersten modernen verhaltenspsychologen bezeichnen.

und mit den manieren, so glaube (hoffe ich) ist es wie mit dem sprechtraining: ruhig am anfang grimassieren, dann zurückfahren und siehe da - es wird gut

Trithemius - 5. Mai, 20:28

Es ist ja die Moral ...

der Eltern, die sich auch in den vermittelten Manieren zeigt, oder? Und das Weltbild und die Werthaltungen des Menschen wandeln sich. Bei den heidnischen Isländern z.B. war ein Totschlag aus vielen Gründen schicklich. Man musste sich danach allerdings bei einem der drei jährlichen Thinge (Aller guten Dinge sind drei) dafür rechtfertigen und eventuell ein paar Pferde oder Schafe als Sühne zahlen. Je mehr Männer einer mit zum Thing brachte, um so mehr Gewicht hatten seine Argumente. So erschlug der Skalde Egil schon als Kind einen Jungen wegen eines Fouls beim Ballspiel. Dann machte er ein Gedicht darüber. Das alles hatten ihm doch die Eltern und das Umfeld als mögliche Handlung vermittelt. Will sagen, auch Moral wandelt sich, und meiner Ansicht nach sind die Manieren die Ausformungen einer bestimmten Moral.
immekeppel - 5. Mai, 19:23

nachtrag

eben beim spaziergang fiel mir noch eine andere lösung als das rauchen gegen handyverpestung ein, eine legale:

einfach die nichttelefonierenden zu einem wunderbaren kanon-gesang motivieren - vielleicht entsprechend des wunsches "abendstille"?

Trithemius - 6. Mai, 11:59

Nachtrag

Mir scheint auch diese lustige Idee nicht angemessen, liebe Marion, denn der zentrale Denkfehler von Herrn Radddatz ist damit nicht aus der Welt. Angenommen im Abteil sitzen 25 Personen. 2 davon telefonieren ständig, wie ich es auch letztens im ICE erlebt habe. Wenn nun Herr Raddatz dort gesessen hätte und sich zur Strafe für das hemmungslose Telefonieren der beiden eine Zigarre angezündet hätte, dann hätte er 23 Menschen damit belästigt, die sich gar nichts haben zuschulden kommen lassen. Ich wollte z.B. lesen und konnte es nicht, weil mich die Telefongespräche ständig abgelenkt haben. Da hätte es mir nicht geholfen, wenn die Leute im Abteil angefangen hätten, einen Kanon zu singen.

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