Zweiweg-TV kann kommen, meint Volontär Schmock

Wenn demnächst endlich jeder Haushalt eine GEZ-Zwangsgebühr entrichten muss, ist es an der Zeit, auch die Zweigwegfernseher einzuführen, mit dem der Verfassungsschutz in die Wohnstuben schauen und kontrollieren kann, ob sich auch alle zu den abendlichen Verlautbarungen der fürsorglichen Bundesregierung vor den Bildschirmen versammeln. ARD-Tagesschau und Tagesthemen wären die besten Sendeformate für die Indoktrination, denn schon immer haben viele Bundesbürger den Tagesschausprecher für den Regierungssprecher gehalten.

Desinformation in 42 Zoll
Schau mir in die Augen, Kleines! Foto: Trithemius


Letzte Woche haben Tagesthemen-Moderator Tom Buhrow und Tagesthemen-Kommentator Rainald Becker sich als hervorragende Propagandisten empfohlen. Der eine heizte mit großem Geschick die Terrorangst an, der andere forderte die notwendige Überwachung aller Bundesbürger, weil sie ja quasi den ärgerlichen Heuhaufen bilden, in dem sich die Nadel Terrorist verstecken kann. Heute habe ich versucht herauszufinden, ob Tom Buhrow und Rainald Becker wirklich geeignete Kandidaten sind, die schwierige Aufgabe der Indoktrination zu übernehmen. Dies wurde allerdings erschwert durch die dürftige Quellenlage.

Die Wikipedia-Einträge sind nichts sagend. Hier sollten beide Kandidaten dringend für eine Vervollständigung sorgen. Da müssen Referenzen hin, mit denen sie sich auch dem Bürger empfehlen. Dass Tom Buhrow ab und zu Marathon läuft, ist nicht wirklich relevant. Schließlich kann auch ein Terrorist Marathonläufer sein. Niemals aber würde ein unsicherer Kantonist zu einem geselligen Abend der Atlantik-Brücke eingeladen, der vom Atlantik-Brücken-Vorsitzenden Friedrich Merz persönlich moderiert wird. Tom Buhrow durfte hier den Impulsvortrag halten. Mit diesem Ritterschlag wurde Buhrow in das machtvollste Netzwerk der westlichen Welt aufgenommen.
Buhrow Atlantikbrücke
Hauptstadt Insider 22.01.2010


Andere können Tom Buhrow bei der Nowak Communikations GmbH mieten. Auch die Econ-Referenten-Agentur bietet seine Dienste an. Schon im Jahr 2009 konnte Tom Buhrow seine Bildschirmpopularität gewinnbringend vermarkten. Für einen Auftritt beim „49. Henkell & Söhnlein Forum" kassierte er etwas mehr als 10.000 Euro. Ein Auftritt beim "Kapitalmarkt Forum" kam leider wegen der Finanzkrise nicht zustande. Hier hätte er von der Deutschen Bank 20.000 Euro Honorar erhalten. Just im Jahr 2009 erhielt Buhrow den Medienpreis der Steuben-Schurz-Gesellschaft. Präsident der Steuben-Schurz-Gesellschaft war von 1975 bis 1980 CDU-Mitglied Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, ebenfalls Mitglied der Atlantik-Brücke und tief verwickelt in die CDU-Spendenaffäre. Sayn-Wittgenstein-Berleburg hatte die kreative Idee zu behaupten, die stattlichen Spenden von Waffenhändler Schreiber und anderen stammten aus "jüdischen Vermächtnissen.“ Eine PR-Meisterleistung.
Zusammenfassend: Als Atlantik-Brücken-Referent, Mietmaul und Träger des Medienpreises der Steuben-Schurz-Gesellschaft hat sich Tom Buhrow überzeugend für die Rolle als Chefpropagandist der Bundesregierung qualifiziert.

Nicht sicher bin ich bei Kandidat Rainald Becker. Über ihn konnte ich bislang nur in Erfahrung bringen, dass er Religion studiert hat und ausgestattet war mit einem Stipendium des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses e.V., einer Journalistenschule in katholischer Trägerschaft. Als Experte für das Kanzleramt dürfte er aber über beste Kontakte zur Bundeskanzlerin verfügen, vielleicht sogar zum Papst. Das allein macht ihn zu einem Kandidaten, gegen den wohl kaum jemand sein volles Kondom in den Ring werfen wird.

Wir haben die geeigneten Prediger -
Der Zweiwegfernseher kann kommen.
2703 mal gelesen
Mimiotschka - 22. Nov, 20:38

Ach du lieber Himmel.
Was ist eigentlich mit Heute Journal und morgen Regierung Steffen Seibert? Der wäre doch sicher auch ein ansprechender Kandidat. Man mag ja gar nicht mehr drüber nachdenken.

Trithemius - 22. Nov, 20:52

Dass Eintauchen in diese Jauche war unglaublich anstrengend, da fehlten mir Zeit und Kraft für Seibert. Er sitzt ja schon an der Schaltstelle, und umgekehrt wurde Merkels Regierungssprecher Wilhelm jüngst Intendant des Bayrischen Rundfunks.
http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/sprachrohr-mit-stil/

Und guck mal hier, wer alles für Geld zu haben ist:
http://www.nowak-communications.de/nowak.php?lang=De
Mimiotschka - 22. Nov, 21:06

Ich dachte schon, dass es ziemlich schlimm gewesen sein muss. Sei mir also bitte nicht böse, wenn ich mir die Liste der Callboys bzw -girls erspare. Psychohygiene und so.
Trithemius - 22. Nov, 21:23

Kann ich gut verstehen. Aber heute dachte ich, ich hab auch die soziale Verpflichtung, mal genauer hinzusehen, wer uns da abendlich für dumm verkauft. Und da tat sich ein großes Fass auf.
AWTchen (Gast) - 22. Nov, 22:24

Es kommt wie es kommt.

Wer ist eigentlich nicht dabei? (Nowak Medienagentur)
(Gegenfrage..;-)
Inhaber und Geschäftsführerin sind praktischerweise
auch noch Juristen. Das passt ja richtig.
Dass sich TV-Moderatoren, Buchautoren und Film/Seriendarsteller
vermarkten (lassen), finde ich eigentlich nicht verwerflich.
Warum auch? Das ist deren Beruf. Legitime Sache.
(Nowak Medienagentur)
Angesehene Journalisten sollten sich eigentlich davor hüten.
(Der Glaubwürdigkeit wegen.) Geld&Gier verbiegen den Geist.

Ich reg mich gar nicht mehr darüber auf, wenn z.B. in Zeitschriften
auf Doppelseiten links der (vermeintlich) redaktionelle Teil ein Thema
aufgreift und rechts die passende Werbung platziert ist. (Kreuzblende)
Ich schmunzle nur noch drüber und denke an all die BILDungsbürger,
denen dafür quasi der Blick fehlt.

(Diesmal hast aber deinen Text nicht gegengelesen.
Da fehlen zwei "er".
;-)

Trithemius - 22. Nov, 22:47

Danke für den Hinweis auf die Tippfehler. Bei der Recherche bin ich wohl kurzzeitig "er"-blindet. ;)

TV-Moderatoren wie Buhrow sind auch Journalisten, also kann es uns nicht egal sein, wenn "Geld&Gier" ihren Geist verbiegen. Wir als GEZ-Gebührenzahler haben ein Recht darauf, dass sie sich nicht in Abhängigkeiten begeben.

Im Printmedium ist die Problematik natürlich größer, weil Zeitungen von Anzeigenkunden abhängig sind und auch noch den privatwirtschaftlichen und politischen Interessen der Verleger unterliegen. Aber diese "Kreuzblende" sollten sie sich eigentlich nicht erlauben, weil's ihre ohnehin angekratzte Glaubwürdigkeit noch mehr herabsetzt.
AWTchen (Gast) - 23. Nov, 00:20

Okay. "TV-Moderatoren" war zu allgemein gehalten.
Ich dachte an all die genormten Morgenmagazin-Lokalzeit-Dubletten. ;-)
(Den Tom Buhrow nicht mit eingeschlossen.)

Es ist schon so...
Man sollte sich mal für ein Jahr ein einsames Plätzchen
ohne "Zivilisationslärm" suchen, und den ganzen Mist hinter sich lassen.
Keine Zeitung - kein Radio - kein TV - kein Internet.
Einfach nur SEIN. Nur - wer kann das schon? :-)
Trithemius - 23. Nov, 09:35

Zeitweilig halte ich mich von Zeitungen/Zeitschriften fern. Hab den Fernseher auch schon lange abgemeldet. Es ist wunderbar, sich abends mit einem guten Buch hinzulegen und ein bisschen Abstand zu nehmen vom aufgeregten Zeitgeschehen. Aber übers Internet erwischt es einen dann doch wieder. Jedenfalls achte ich viel stärker als früher auf meinen Medienkonsum und sehe mich häufig in meiner unmittelbaren Umgebung um. Es ist schon nicht leicht die Dinge des Lebens mit allen Sinnen zu erfassen. Sobald ein Massenmedium dazwischentritt, fällt das Begreifen schwer. Jedenfalls habe ich während meiner pataphysikalischen Forschungs- und Lesereise mich für eine Woche von allen Medien fernhalten können, und ich habe in dieser Zeit mehr über den Zustand unserer Republik gelernt als sonst im ganzen Jahr.
nömix - 23. Nov, 20:39

Ihre Betrachtung im letzten Satz finde ich sehr bemerkenswert.
(überspitzt sagt es auch Lee Iacocca: »Ein Mensch, der gar nichts liest, ist noch besser informiert als derjenige, der nur die Zeitung liest.«)
Trithemius - 23. Nov, 23:16

Hab es leichthin geschrieben, doch indem sie es hervorheben, führen Sie mir die ganze Absurdität des täglichen Zeitungslesens vor Augen. Klar, man möchte vielleicht Veranstaltungshinweise, Todesanzeigen lesen oder den Wetterbericht. Aber was darüber hinausgeht, ist Denken nach Vorgabe. Man ist wie ein Ochse hinter einem Karren angebunden, den Leute fahren, deren Motive man nicht kennt. Warum schreibt Redakteur A solch einen Kommentar, warum interpretiert Redakteur B das Weltgeschehen so? Warum muss ich überhaupt von all dem wissen? Wir haben uns so daran gewöhnt, allmorgendlich ein "laues Zeitungsbad" zu nehmen, wie Fritz Mauthner sagt, dass wir ganz vergessen, selbst zu gucken und selbst zu denken.
Zu ihrem Zitat ein passendes von Ambrose Bierce:
"Erfrischend, adj. – Einen Menschen treffen, der alles glaubt, was in den Zeitungen steht." (Des Teufels Wörterbuch)
AWTchen (Gast) - 24. Nov, 13:02

..."Wer nichts weiß, muss glauben." ;-)
Merzmensch - 23. Nov, 10:14

Ja, es wird dem Staat ein Apparat notwendig sein, das überprüft, ob die lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger noch hinterm Ofen hergekrochen schön brav sitzen bleiben.

Dazu wird man einen Ofentlichen Dienst einführen müssen.

Trithemius - 23. Nov, 10:18

Herrlich!

Dann könnte Rainald Becker der Ofenbeauftragte werden.
Heinrich.Sch - 24. Nov, 06:24

Apropos Staat und Ofen - verbrennen Zeitungen denn nicht bei 451 Fahrenheit? Ich habe das Buch noch nicht gelesen - weil es verbrannt ist. :(
Trithemius - 24. Nov, 18:09

Sie geben den Wörtern "Ofentlicher Dienst" und
"Ofenbeauftragter" einen unheimlichen Sinn, lieber Heinrich.

Wenn ihr Buch schon verbrannt wurde, hier die sehenswerte
Verfilmung dieser durch François Truffaut 1966 verfilmten
Dystopie- mit Oskar Werner und Julie Christie.
Careca - 23. Nov, 10:25

Der Buhrows läuft hier mit nem Riesen Wattestäbchen auf den Werbeplakaten herum. Irgendwie habe ich das Gefühl, der will damit nicht für Leukämie-Prophylaxe, werben sondern mir damit meine Ohren verstopfen, damit ich nicht mehr so genau hinhören kann, wenn mir die nächste Lüge als TINA (there is no alternativ) untergejubelt werden soll ...

Trithemius - 23. Nov, 10:43

Vielen Dank

für die Warnung vor dem Mann mit den großen Q-Tips.
TINA (wieder was gelernt) Die Zeitschrift TINA gibt es ja schon. Die Kombination "Mode, Beauty, Gesundheit, Service sowie Spaß und Entspannung" und Regierungspropaganda käme bestimmt gut an. Denn TINA "steht stets für ein positives Lebensgefühl."
Videbitis (Gast) - 24. Nov, 18:33

Schade, daß in den Agenturlisten keine Preise stehen, hätte mich mal interessiert, wieviel Buhrows einen Wickert ergeben.
Der Buhrow war, glaube ich, schon immer an nichts anderem interessiert als an seiner eigenen Karriere. Ich sah mal ein Feature von ihm, als er noch Amerika-Korrespondent war. Er berichtete unkritisch und affirmativ über das sogenannte Jobwunder unter Bush, filmte und interviewte zwar Arbeitnehmer, die in den Büros schliefen, weil der Hin- und Rückweg von der Wohnung zur Arbeit zuviel Zeit gekostet hätte ("Meine Leute müssen ständig für mich dasein, sonst kann ich sie nicht brauchen", sagte die Chefin), war aber voller Bewunderung dafür, trotz der minimalen Löhne und der offensichtlichen Ausbeutung. Arbeitgeber hätten das als Lehrfilm für deutsche Arbeitnehmer benutzen können.

Trithemius - 24. Nov, 20:51

:)) Den Wickert können sich vermutlich nur wenige leisten. Ich frage mich, ob der Rechtsruck in den Tagesthemen mit Buhrow begann. Ich habe das leider nicht verfolgt, und jetzt habe ich mich doch sehr gewundert über den Niedergang journalistischer Standards und die kaum kaschierte Parteilichkeit.. Ich lese oft bei Tagesschau.de, und da ist es mir eine kleine Genugtuung, wie viele Kommentatoren sich kritisch bis ablehnend zu Beiträgen äußern. Die Redakteure tun mir leid, die müssen sich doch in Grund und Boden schämen.

Was du über Buhrow sagst, bekräftigt das Bild, das er abgibt. Aber seine Wikipediaseite ist schön sauber, selbst die Diskussionsseite ist gelöscht.

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