Hand an Auge ins Herz - Aspekte der Handschrift

1) In der handschriftlich veröffentlichten Glosse "Stuk" beschreibt der niederländische Kabarettist Wim de Bie, was geschah, als sein Computer ausfiel. Er hatte keinen einzigen Stift mehr im Haus, und nachdem er sich einen beim Nachbarn geliehen hatte, musste er feststellen, seine schöne, männliche Handschrift, mit dem er früher so manchem Mädchen den Kopf verdreht hatte, war verschwunden. Der Text stammt aus den 80ern des letzten Jahrhunderts.

Der sich schon damals abzeichnende Niedergang der Handschriftkultur, hervorgerufen durch den Gebrauch der digital erzeugten technischen Schrift, ist nicht mehr aufzuhalten. Buchstaben werden immer seltener geformt, sondern durch Tastendruck hervorgerufen. Für diese Bequemlichkeit muss ein Preis bezahlt werden, weil eben die handschriftliche Äußerung eine Qualität hat, die der Druckschrift fehlt. Diese Qualität vermittelt sich in jedem handgeschriebenen Brief, aber auch Tony Blair nutzte sie, als er sich vor seinem an die Wand projizierten handschriftlichen Versprechen fotografieren ließ.

Blair

Ähnlich der launige Eintrag, den ich einmal im alten Teppichhaus veröffentlicht habe:

Hand an Auge

Wir sehen, dass es nicht um die Perfektion oder Schönheit der Handschriften geht. Doch worin besteht dann die Qualität? Und worin unterscheiden sich die beiden Beispiele?


2) Materialwert der Handschrift


Bei den ersten beiden Beispielen spielt der Materialwert der Handschrift eine geringe Rolle, denn beide Texte werden ohne Material übermittelt, Blairs Versprechen mit Licht, mein Brief mit digitalen Pixeln.

Die folgenden Beispiele zeigen aber, dass das verwendete Schreibmaterial einen Text mit Bedeutung aufladen kann, der weit über die inhaltliche Botschaft hinausgeht. Wie wirken diese Texte auf Sie? Welche Gefühlswerte vermitteln sich?

Beschreibstoff

3) Spiel mit Handschrift - praktische Übung
Spiel-mit-Handschrift

4) Handschrift im Alltag
Zum Abschluss die Anregung zu einem Fotoprojekt:

Handschrift-im-Alltag

Schöne Beispiele auch hier, vom entschuldigten Videbitis. Die Ergebnisse aller Übungen würde ich gerne am kommenden Sonntag zeigen. Selbstverständlich kann auch etwas einsenden, wer gestern abend verhindert war. Ich danke allen fürs Mitmachen!

(Fotos und Grafiken, wenn nicht anders genannt: Trithemius)
5364 mal gelesen
schreiben wie atmen - 16. Feb, 20:27

Das Beispiel Tony Blair zeigt, wie persönlich die Handschrift ist. Sie steht in einem Maße für die Person, das fast an den Eid heranreicht.
Das andere Beispiel zeigt eine Vielzahl von Bedeutungsebenen die die Handschrift hat: Offenlegung der Gemütsverfassung, der Unzulänglichkeiten des Schreibers z.B.

Careca - 16. Feb, 20:40

Ehrlich gesagt, obwohl ich sehr gut englisch labern kann, ich kann nur die ersten beiden Zeilen fehlerfrei lesen. Den Rest verschlingt die Auflösung und allein "Northern ireland" ist deutlich lesbar ...
Trithemius - 16. Feb, 20:43

Blairs Beispiel scheint mir nahe an der Urkunde, im Sinne des gegebenen Versprechens. Und die Handschrift erinnert mich an den Handschlag.
Trithemius - 16. Feb, 20:44

Tut mir Leid, dass die Auflösung so schlecht ist, aber das Originalbild zeigt auch nicht viel mehr als die damit verbundene Geste.
Careca - 16. Feb, 20:51

Ich erinnere mich nicht an das Foto und auch nicht an die Szene. Heute ist meine Meinung von Blair die selbe wie über GW Bush. Mit beiden verbinde ich nichts gutes. Eher das Gegenteil. Tod und Verderben. Ich wüßte gerne welche Erinnerung ich damals bei dem Foto gehabt hätte, jetzt kann ich es nicht vorurteilsfrei anschauen. Meine negative Konnotation bei dem Wort ist zu stark. Seine Gestenführung der geschlossenen sich selbst zugewendeten Hand und sein Gesichtsausdruck heben sich ab von der Handschrift im Hintergrund. Beide harmonieren für mich nicht. Aber eines ist wohl unbestritten, ein Text im Hintergrund geschrieben mit Sans Serif 12 pt würde stark unpersönlich wirken. Insofern strahlt das Bild schon eine gewisse Authentizität aus, dass beide (Schrift und Person) emotional sind.
Careca - 16. Feb, 20:28

Nicht Qualität sondern Einhämmern

Ganz einfach: Schaue ich mir Blaire an, dann fallen mir direkt viermal die Worte "Northern Ireland" auf, fast exakt gleich geschrieben, immer mit dem gleichen Abstand. Bei deinem Text gibt es keine solche einprägsame Wiederholung. Ganz im Gegentum, der Text gerät aus den Fugen, je mehr er sich dem Ende nähert.

Trithemius - 16. Feb, 20:51

Mein Text ist auch kein Versprechen, sondern thematisiert das Schreiben, Blair benutzt seine Handschrft als Propaganda, wie du auch schon sagst.
Careca - 16. Feb, 20:53

Stimmt nicht so ganz. Dein Text ist auch ein Versprechen und zwar, dass es authentische Gedanken sind, die der Lesende vor sich hat.
Mimiotschka - 16. Feb, 20:29

Tony Blair hat seinen Text sicherlich nicht frei von der Leber weg geschrieben. Da wurde solange neu angefangen, bis alles hübsch fehlerfrei war. Erinnert mich an meine Zeit als ich Schreiben lernte.

Careca - 16. Feb, 20:43

Denke ich auch. Die so oftmals niedergeschriebenen Worte "Northern Ireland" haben die Nord-Iren mit Stolz auf ihre Region erfüllt und gingen runter wie Honig um ein üppig beschmiertes Maul. "Northern Ireland" diente dabei als ein Mantra für Nord-Iren, um bei denen eine positive Grundstimmung hervor zu rufen für das, was der Blaire dann noch zu sagen hatte. So denke ich mir.
Trithemius - 16. Feb, 20:45

Ist es nicht eine Mitschrift aus den Verhandlungen? So soll es doch wirken, oder?
Mimiotschka - 16. Feb, 20:49

Wie man es auch dreht und wendet, es wirkt nicht echt, nicht authentisch. Anders dein Text, gerade die kleinen Fehler machen den Charme und lassen alles echt wirken. Außerdem wirkt die Verwendung der Handschrift im Fall Blair irgendwie manipulativ..
Trithemius - 16. Feb, 20:56

Hätte ich nicht gedacht, und Blair hat das bestimmt auch nicht vermutet, sondern gerade die Nähe zu seiner Hand, pars pro toto gemeint.
Mimiotschka - 16. Feb, 21:04

Ich will ja niemandem was unterstellen. Aber wenn Politiker was handschriftlich veröffentlichen, dann hat das einen komischen Beigeschmack.
Careca - 16. Feb, 21:11

Ich denke gerade daran, dass alles was der US-Präsident schreibt (insbesondere handschriftlich) ein Dokument der Zeitgeschichte ist und archiviert wird. Und das unabhängig davon, ob der auf einem Zettel versteckt seiner Nachbarin zugeschoben ein "Angela, gleich massiere ich Dir den Nacken, du olle Craut" geschrieben steht ...
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:17

*Gacker*
Diese Zettelidee ist köstlich.
Trithemius - 16. Feb, 23:02

@ Mimiotschka

Kürzlich sagte Gregor Gysi über das Geschacher um die Hartz-IV-Erhöhung, dass solche Sachen immer auf alle Politiker negativ ausstrahlen, auch auf die Unbeteiligten. Mir scheint, die politische Kaste hat überall verspielt, und man glaubt ihnen nichts, selbst wenn sie etwas gut machen wollen und mit ihrer Hand dafür einstehen.

Schön, dass du beim Seminar mitgemacht hast.
Careca - 16. Feb, 23:39

Wenn du meine Ansicht wissen möchtest:
Jene Kaste lebt aus einem Eigennutz heraus. Sie ist inzestuös in Gedanken, Worten und Werken. Und wir werden permanent verarscht. Oder warum meinst du, dass z.B. alle Brderles Canon vom XXL-Aufschwung nachplappern? Bei mehr als 8 Millionen SGB-II-Berechtigten ...
Trithemius - 16. Feb, 23:48

Du hast Recht, wir sind noch gar nicht skeptisch genug. Andererseits wundere ich mich manchmal, wieviel doch trotzdem funktioniert, obwohl wir solche Pfeifen in der Regierung haben und so eine Schmockpresse, die deren Quark nachbetet.

Hat mich gefreut, dass du wieder dabei warst.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 20:31

Die Unterscheidung liegt in der Bewegung des Textes. Der sichtbaren und der hervorgerufenen.

Trithemius - 16. Feb, 20:46

Können Sie mir das mal aufdröseln?
schreiben wie atmen - 16. Feb, 20:53

Ja, klar, die sichtbaren Bewegungen in der Schrift sind z.B. die kleinen Ärgernisse am Rande (abgebrochene Spitze z.B.), die flapsiger, schnoddriger und größer werdende Schrift, die mir zunehmende Vertrautheit mit dem ungewohnten Schreibgerät zeigt und eine entspanntere Haltung gegenüber der Frage, wie das jetzt aussieht.
Die ausgelöste Bewegung ist das was beim Lesen dieser Schrift in mir entsteht. Wahlweise könnte das sein: och nöö, der schreibt ja eine Klaue, dem ist ganz egal wie ich das finde, hätte er die Irrtümer nicht rausradieren können? Oder: scheint ja ein ganz lockerer Typ zu sein, der sich von ungewohnten Situationen nicht leicht beirren lässt.
diese Bewegung des Lesers kann natürlich auch sorgfältig geplant und durch die Schreibart gefördert worden sein.
Ich schrieb früher Liebesbriefe an unterschiedliche Männer in sehr unterschiedlichen Schriften und Schreibarten, je nachdem was ich versuchte, diese Männer glauben zu machen.
Trithemius - 16. Feb, 20:57

Uff, welche Tricks enthüllen Sie denn da?
schreiben wie atmen - 16. Feb, 20:59

Abra makabra!
Careca - 16. Feb, 21:08

Wow. Diese Kunst des adaptiven Schreibens hatte ich mir nie beigebracht. Oder doch. Ich hatte mal einer Firma ein Reklamationsschreiben geschickt. Ich war 25 und zwang mich zur I-Dötzchen-Handschrift und sie glaubten mir. Sie ermahnten mich, nicht solche Briefe zu schreiben und vorher meine Eltern zu fragen. Ehrlich, ich fand das ganze zu komisch und hatte mich total beömmelt vor lachen ... :)
Trithemius - 16. Feb, 23:52

Gute Idee, über so eine I-Dötzchenschrift verfüge ich auch noch.
Careca - 16. Feb, 20:36

In der Schule

wurde von mir verlangt, dass meine Schrift leserlich sei. Logisch, denn ansonsten hätten die Lehrer meine Klassenarbeiten und Tests nicht lesen können. Die Schreibschrift wurde zwar nicht direkt bewertet, aber Unleserlichkeiten konnten als Rechtschreibfehler gelesen werden und je mehr davon, desto mehr Punktabzüge. Also war ich gezwungen leserlich zu schreiben.
Im Studium dann kam ich mit meiner langsamen Schreibe nicht mehr zurecht. Schrieb ich zu langsam, dann war der Professor zu schnell und ich kam nicht mehr mit und verpasste wichtige Gedankensprünge zum Nachvollziehen. Also schrieb ich schnell. Und unleserlicher. Die Grenze der Unleserlichkeit war mein Vermögen meine Handschrift zu identifizieren und schnell zu schreiben. Und bei manchen Worten habe ich später Buchstabenvergleich betreiben müssen, um heraus zu finden, was ich protokolliert hatte. Wenn es ganz übel kam.
Als ich dann meine erste Bewerbung schrieb, wurde diese von einem Bekannten recht schlicht kommentiert: Deine Unterschrift ist unleserlich und wirkt hingeschmiert, du interessierst dich nicht wirklich für den Job.
So fing ich wieder an, meine Unterschrift langsamer und deutlicher zu schreiben. Was vorher wie Bogen-Bogen-Strich aussah, war nachher als mein Nachname zu lesen. Meine Handschrift ist heute nicht die beste, aber damals war sie zum Grausen ... der Computer hatte daran keinen Anteil. Er verhindert vielleicht nur die Re-Entwicklung hin zu einer Schönschreibhandschrift.

schreiben wie atmen - 16. Feb, 20:43

Für mich ist die Mindestanforderung, die ich an Schrift, also auch an Handschrift, habe, die der Leserlichkeit. Sobald sie nicht mehr gegeben ist, empfinde ich das aufs Blatt Gebrachte bestenfalls als die Manifestierung eines grundlegenden Ausdruckswillens, der sich jedoch nicht an übergreifende Vereinbarungen halten mag. Daraus ziehe ich die Erlaubnis, die Zeichen entweder zu deuten oder eben nicht. Freiheit gegen Freiheit. Schrift aber ist in welcher Form auch immer, Verständigungsmittel. Freilich gebunden an eine Sprache, ein vereinbartes Symbolsystem und ein gemeinsames Wissen darum.
Careca - 16. Feb, 20:44

Courier 10 pt
schreiben wie atmen - 16. Feb, 20:47

Wusste nicht, dass es das auch in Hinsicht auf Handschrift als Vereinbarung gibt.
Trithemius - 16. Feb, 20:48

Zumindest bei Blair scheint mir: Das Medium ist die Botschaft.

Ich glaube auch daran, dass eine leserliche Handschrift zunächst dem Schreiber zu Gute kommt, aber insgesamt gilt, man liest es einfach lieber.
Careca - 16. Feb, 20:58

@swa: Müsste es nicht "Wüsste nicht," heissen, denn "Wusste nicht," unterstellt , dass etwas so ist, was nie war.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:01

@ Careca: Dies sollte eine scherzhafte Unterstellung sein, dergestalt, dass Sie eine solche Vereinbarung mit Ihrer Anmerkung vortrügen (wobei mir natürlich klar war, dass das nicht der Fall ist).
maranaZ3 (Gast) - 16. Feb, 20:47

Hmm ...

... 1.die moderne Chancery
... 2.Isländische Ausgangsschrift von C.S. Briem

(copy und paste.)

1.angelsächsische Schreibweise
2.und zurückeroberte Handschrift des Herrn TT

Trithemius - 16. Feb, 20:49

Ja, aber sie ist offenbar wieder ein wenig verkommen. Mangelnde Übung.
Blairs Handschrift ist auch nicht wirklich schön, aber du hast Recht, sie hat keinen barocken Ballast.
maranaZ3 (Gast) - 16. Feb, 21:11

Geschrieben, ...

... wie das Schriftstück eingesetzt werden soll.
Herr Blair will seine tiefschürfenden selbstentworfenen Gedanken demonstrieren,
das Schrifftstück des Herrn TT demonstriert , wie er seine eigene Schrift demontiert,
Beide liefern das Schriftstück absichtsvoll.
:-)
Careca - 16. Feb, 20:56

Zu Wim de Bie

Die nächst brutale Energiekrise, die uns den Strom kappt, droht auch zu einem Verlust an Literatur und Gedanken zu werden. Wie der Brand in Alexandria? ...

Trithemius - 16. Feb, 21:00

Ja, wenn der Strom ausfällt, ist alles futsch. Ich habe sowieso einen Horror vor einem möglichen Datenverlust, der ja viel wahrscheinlicher ist als bei den Papyrusrollen der Bibliothek von Alexandria.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:04

Deswegen bekomme ich 1.) zwischendurch immer wieder Anfälle von Ausdruckzwang (Entwurfmodus auf vorgenutztem Papier), bzw. pflege 2.) jeweils grundlegende Dinge wie Basisideen, Plots, Pitches, Exposés und Story outlines per Hand in die altehrwürdige Kladde zu kritzeln.
Careca - 16. Feb, 21:05

Also Ausdrucke machen. Tintenkartuschen horten und Drucken bis zum nächsten Stromausfall.
Papierloses Büro adé.
Wohl dem, der dann noch Papier und Kugelschreiber aus den letzten Werbegeschenkschwall übrig behalten hat.

Und wohl dem, der noch nen Bleistift sein eigen nennt ...
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:09

Zum Glück habe ich meine fast närrische Anhänglichkeit an schönes und praktisches Schreibgerät nie aufgegeben.
Careca - 16. Feb, 21:29

Besser ist das auf alle Fälle. Eindeutig. Das Schreibgerät ehrt die Liebe des Schreibenden zum Geschriebenen.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:08

Zur Erweiterung obigen Artikels:
Ich darf in diesem Zusammenhang auf Frau rinpotsches aktuellen Eintrag verlinken.

Trithemius - 16. Feb, 21:11

Vielen Dank, das passt.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:14

Einmal, in grauer Vorzeit, habe ich einem Geliebten ein von mir für ihn verfasstes Liebesgedicht auf den Rücken geschrieben, in Spiegelschrift. Er kannte das Gedicht nicht und las es zum ersten Mal vor seinem Ankleidespiegel, indem er sich elegant über die linke Schulter schaute. Das war was -
Trithemius - 16. Feb, 21:17

In Tunesien schrieben sich die Verliebten einander in die Hand, habe ich mal gelesen, aber ihr Beispiel übertrifft das.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:21

Es gab doch früher auch dieses Kinderspiel: man schrieb sich gegenseitig mit dem Finger Botschaften auf den Rücken und der "Beschriebene" musste erkennen was man ihm geschrieben hatte und dann genau das tun was von ihm verlangt wurde. Die Aufgaben kamen von den anderen Mitspielern. Geredet durfte nicht werden. Wenn die Botschaft nicht entziffert wurde, bekamen der Schreiber und der Leser einen Minuspunkt. Gab's das bei Ihnen auch?
Careca - 16. Feb, 21:57

Ja, das habe ich auch kennengelernt. Hält man sich einen Zettel an der Stirn und schreibt auf dem Zettel ein Wort, es wird meistzeit (heisst: von mir garantiert und bei anderen passierte das auch und ich weiss nicht, ob das bei anderen Menschen auch os ist, die ich nicht kenne) in Spiegelschrift geschrieben
Careca - 16. Feb, 21:18

Und noch etwas zu Blair und seiner Handschrift fiel mir ein. Es hat eigentlich nicht das geringste damit zu tun. Es ist die Werbung einer Privatbank, für welche der Basketballer Dirk Nowitzki wirbt. Da tritt ein Junge auf Dirk zu und bittet um ein Autogramm und hält ihm Schreibblock und Schreiber hin. Dirk Nowitzki schreibt sein Autogramm, der Junge schaut es sich an und gibt ihm maulend den Schreibblock zurück und sagt: "Das kann doch keiner lesen!" Dirk Nowitzki nimmt sich zeit und schreibt nochmal, deutlicher seinen Namen. Der Junge schaut sich das erneute Autogramm an und raunzt zufrieden: "Na, geht doch!" ...
Und dann sehe ich wieder die recht leserliche Handschrift Blairs und denke, der wurde zuvor auch von nem Jungen gegängelt ...

Trithemius - 16. Feb, 21:23

Oder er hat eine bessere Ausgangsschrift gelernt.

Wenn du mal mehr Zeit hast, von mir über Schulausgangsschriften:
http://www.grundschulverband.de/fileadmin/aktuell/Grundschrift/GSa110_Mai10_Handschrift-Kulturgeschichte_S31-35.pdf

Danke für das Beispiel.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:24

@ Careca: :o)
Careca - 16. Feb, 21:27

Schulhandschriften haben sich gewandelt. Früher wurde das "z" mit jenem Unterbogen (richtig beschrieben? ich weiss es jetzt nicht) geschrieben. In meiner Zeit hatte das "z" das Aussehen des Druckschrift-"z"s. Die Handschrift einer südamerikanischen Person brachte mich darauf, es ihr gleich zu tun und das "z" mit dem Unterbogen zu schreiben. Inzwischen wird es so wieder in der Schule gelehrt, so wie es mein Vater und meine Mutter auch gelehrt bekam (zusätzlich zum Sütterlin).
ich muss mir deinen Link noch durchlesen, nur das Wort "Schulhandschrift" erinnerte mich an etwas, was ich niederschrieb.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:44

Zum z mit Unterbogen: wir lernten als Kinder mit diesem z den zunehmenden vom abnehmenden Mond zu unterscheiden. Trug der Mond den Bauch wie ein a, war er abnehmend, trug er ihn wie ein z, war er zunehmend. Das ging mit dem spitzigen unfreundlichen z dann nicht mehr so recht.
Trithemius - 16. Feb, 21:52

Kenne ich auch. Es ist das Z der Kurrent, meistens bekannt in der Sütterlin-Variante.
Careca - 16. Feb, 21:55

@swa: Das ist genau meine Eselsbrücke, um den Zustand des Mondes zu bewerten! Anders schaffe ich es nicht. Es geht bei mir nur mit dem Bogen. Ohne diese Hilfe bräucht ich nen Kalender.
Mr. Spott - 21. Feb, 19:08

Zur a-z Eselsbrücke beim Mond.
Ein "a" reicht vollkommen. Wenn der Mond nicht abnehmend ist, was kann er dann nur sein? . . . Richtig!
"Was aber, wenn Vollmond ist?", bekam ich bei dieser Argumentation immer zu hören.
Na gut, wer den Vollmond nicht erkennt, dem ist auch mit "a" und "z" nicht zu helfen.
Über die a-Erkenntnis war sogar mein Lehrer in der Grundschulzeit verblüfft, der uns noch umständlich das alte "z" an die Tafel malte.
Trithemius - 21. Feb, 19:15

Das klingt plausibel

Danke für den Hinweis, darauf bin ich auch noch gar nicht gekommen. Typischer Fall von Redundanz in der menschlichen Kommunikation. Als ich noch programmierte, in der Steinzeit der Computer, man musste noch Speicherplatz sparen, habe ich mich immer gefragt, welche Information liegt im Programm schon vor und muss nicht noch einmal gegeben werden? In Gesprächen etwa achtet man auf solche überflüssigen Informationen nicht, im Gegenteil, je höher die Redundanz, desto leichter ist eine Sache zu verstehen.
Careca - 16. Feb, 21:24

Wie wirken diese Texte auf Sie? Welche Gefühlswerte vermitteln sich?

Sie entwerten das beschriebene für mich, weil für die bildliche Darstellung der Buchstaben und Zahlen der Wert der Schreibfläche unerheblich wurde.

Trithemius - 16. Feb, 21:44

Geht mir auch so, besonders beim Bild mit der armen Kuh.
Careca - 16. Feb, 21:54

Damals war die MILKA-Kuh wirklich noch violett gefärbt. Oder doch nicht?
Die Kuh als Werbefläche. ...
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:55

Dochdoch, und innen war sie aus Schokolade!
;o)
maranaZ3 (Gast) - 16. Feb, 21:38

Na denn.

Wo bleibt der Gefühlswert

Schau'n wir mal, ob es klappt.
:-)

Trithemius - 16. Feb, 21:40

Herzlichen Dank für diesen Einblick in dein Schaffen. Für mich ist es ganz wunderbar aber auch befremdlich, das ganze mal aus einer anderen Perspektive zu sehen, nämlich deiner.

Edit: Hab jetzt erst gelesen, was da steht: "So ein Jummelkram"! "Und dann auch noch Gefühlswerte, das ist doch ein bisschen viel verlangt."
Ich machs nicht mehr, nie mehr jummelige Gefühlswerte.
maranaZ3 (Gast) - 16. Feb, 21:57

War es so gemeint?

Geheimes Frustschreiben in Form gebracht.

:-)
Trithemius - 16. Feb, 22:00

Genau

Ein hübscher Baum. Man merkt deine Naturverbundenheit.
Ach, käme doch der Frühling.
maranaZ3 (Gast) - 16. Feb, 22:11

Der Baum ...

... ist ein Pik- Ass, weil du uns piesackst.
:-)
Trithemius - 16. Feb, 22:13

Ach. Jetzt sehe ich das auch ein.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 22:14

Der reinste Pik-Asso!
maranaZ3 (Gast) - 16. Feb, 23:35

So ist es mit den Handschriften.

Der Jummelkram soll Fummelkram sein, von Fummeln, gemeint sind viele kleine Arbeitsschritte. Aus dem Druckschrift-F, wurde ein Schreibschrift-F, weil ich zwischendurch zur Schul-Schönschrift gedanklich abdriftete.
Und " bisschen" ist ein norddeutsches "büschen", das klingt nicht so krass.
'N büschen jummelige Gefühlswerte sind aber doch eine lustvolle Ausbeute eines unterhaltsamen Abends.
Vielen Dank und gute Nacht.
:-)
Trithemius - 16. Feb, 23:44

Ja, natürlich "Fummelkram"! Da hätte ich auch drauf kommen können. Danke für die Aufhellung. Es freut mich, dass es unterhaltsam war. Ich neige dazu, die Seminare zu überfrachten, aber da sind so viele Aspekte, und das meiste können wir nur streifen.

Danke für dein engagagiertes Mitmachen.

Gute Nacht,
Jules
maranaZ3 (Gast) - 17. Feb, 09:00

Einen schönen Guten Morgen.

Da sind die Gedanken beim Schreiben wohl auch abgedriftet.
Duden: gaga (ugs. für nicht recht bei Verstand)
Na denn, einen schönen Tag noch, die Sonne scheint.
:-)
Trithemius - 17. Feb, 10:16

Guten Morgen!

Selbstverständlich gaga, sonst würde ich so eine anstrengende Aktion nicht machen.

Hier scheint die Sonnne leider nicht, aber es ist heller als gestern.

Liebe Grüße!
schreiben wie atmen - 16. Feb, 21:39

Mein sprachloser Körper


Trithemius - 16. Feb, 21:41

Das hat Qualität, auch eine hübsche Leichtigkeit.
Careca - 16. Feb, 21:40

3) Spiel mit Handschrift - praktische Übung

Das hinterläst mich jetzt ein wenig ratlos. Willste genauso ein Quadrat geschriebener Worte? Eine Wutschrift computerüberlagert mit einer anderen Wutschrift? Das könnte ich hinkriegen. Aber wird dein Beitrag noch im Laufe des Abends erweitert und ich verpasse dann etwas?

Trithemius - 16. Feb, 21:43

Das geht mit der Hand, einfach das Blatt mehrmals um 45 Grad drehen und den Text überschreiben. Wenn es heute nicht mehr klappt, dann vielleicht morgen?
Careca - 16. Feb, 21:52

Dem Beispiele anderer und deiner Ratschläge gefolgt:

Image and video hosting by TinyPic
Trithemius - 16. Feb, 21:56

Klasse,

ging doch! So einen Brief, aber noch mehr verdichtet, kannste mal deinem Chef schreiben und alle Flüche loswerden, die du hast.
Careca - 16. Feb, 21:58

Klappt nicht. Der kann nicht lesen ... *duckundweg*
Trithemius - 16. Feb, 22:01

Noch besser, dann hängt er sich dein Bild in den Rahmen.
Careca - 16. Feb, 22:08

Dazu fällt mir nur folgender Kalauer ein:
Händel war am Ende seines Lebens so blind, eigentlich war er der festen Überzeugung, er malte ...
Trithemius - 16. Feb, 22:57

Für einen Kalauer ist's aber ziemlich witzig.
schreiben wie atmen - 16. Feb, 22:04


Trithemius - 16. Feb, 22:58

Ich krieg nen Drehwurm. Gute Nacht!
schreiben wie atmen - 16. Feb, 22:07

HA! Da habe ich zum Glück ja gleich noch die "Hausaufgaben" mitgekriegt! Feine Idee, macht mir jetzt schon Spaß.

Trithemius - 16. Feb, 23:45

Das freut mich

Und ich harre ob weiterer Ergebnisse.
Careca - 16. Feb, 22:17

Handschrift im Alltag

Ich verweise mal auf eine Fotoserie bei Flickr "Verlassenes Krankenhaus":
http://www.flickr.com/photos/andreas-markus/3607293538/in/set-72157619432036796/
Die Fotos gehören dem Fotografen. Daher einfach mal hin klicken und sich die Fotoserie anschauen.
Die Fotoserie wurde in einem Berliner Krankenhaus ("Königin Elisabeth Hospital") für psychisch Kranke gemacht, bevor es abgerissen wurde. Die Serie ist nicht nur photographisch eine Augenweide sondern insbesondere durch die vier Fotos von Handschriften an den Wänden kriegt die Fotoserie etwas sehr mystisches (PentAgrion?).

Trithemius - 16. Feb, 22:21

Prima, vielen Dank!
Eugene Faust - 17. Feb, 13:43

Zu Aufgabe 3)

fallen mir die Briefe von Emma Hauck ein: Herzensschatzi komm.
#

Trithemius - 17. Feb, 13:45

Vielen Dank für diese Links. Besonders der zweite zeigt eindrucksvoll, was wir hier spielerisch erprobt haben.
Eugene Faust - 17. Feb, 17:30

Und zu Aufgabe 2)

fällt mir noch die Jacke von Agnes Richter ein.

Detail
Trithemius - 17. Feb, 17:40

Sie fördern wundersame Beispiele zutage! Vielen Dank. Am Sonntag werde ich sie prominenter präsentieren.
Videbitis (Gast) - 17. Feb, 15:24

Handschrift im Alltag


Trithemius - 17. Feb, 15:29

Phänomenal

Vielen Dank, mein Lieber! Das ist wahrlich ein tolles Album zur "Handschrift im Alltag".
Trithemius - 17. Feb, 15:51

Ich habe den Link jetzt in den Basistext eingefügt.

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