Mein surrealer Alltag (13) - Windgeist
von Trithemius - 26. Apr, 23:31
Ich hatte Kerzen angezündet, so dass ich, als beide verloschen, im Dunkeln saß. Die Flämmchen hatten sich zuerst der Tür zugeneigt. Dann rissen sie sich los, um wild zu taumeln. Zuletzt wurden sie niedergedrückt und verrauchten. Von einem Docht stob noch ein kleiner Funke. Das alles rührte von einem deutlichen Luftzug her, als hätte jemand die Tür aufgerissen und wäre durch den Raum geeilt. Zu den Kerzen hin.
Die Hopi-Indianer, habe ich gelernt, kennen für Naturvorgänge keine Substantive, sondern nur verbale Phrasen, sagen nicht „der Regen“, sondern „es regnet“. Das entspricht der Vergänglichkeit solcher Erscheinungen wie Regen und Wind. Deshalb würde ein Hopi-Kind nicht auf die Idee kommen, zu fragen: „Was macht der Wind, wenn er nicht weht?“ In seiner Welt windet und regnet es, und dieses „es“ bleibt ungenannt. Die Substantivierung hingegen macht Wind und Regen zu Personen.
Ich möchte mir den Herrn Wind ungern denken als Kerl im wehenden Mantel, der einfach durch meine Stube eilt und mir die Kerzen auslöscht. Man stelle sich einen anhaltenden Sturmwind aus Westen vor als ein Heer solcher Gestalten. Vom Atlantik her über Belgien und die Niederlande ergießt sich das finstere Heer ins Land, sie kommen die Straße hoch, legen die Stromversorgung lahm und umzingeln dein Haus.
Einer von ihnen dringt durch die Haustür, in deine Wohnung, in dein Zimmer - und erstickt mit seinem Mantel deine einzigen Kerzen, so dass du im Finstern sitzt und dich fragst: Was, zum Teufel, soll das?
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Die Hopi-Indianer, habe ich gelernt, kennen für Naturvorgänge keine Substantive, sondern nur verbale Phrasen, sagen nicht „der Regen“, sondern „es regnet“. Das entspricht der Vergänglichkeit solcher Erscheinungen wie Regen und Wind. Deshalb würde ein Hopi-Kind nicht auf die Idee kommen, zu fragen: „Was macht der Wind, wenn er nicht weht?“ In seiner Welt windet und regnet es, und dieses „es“ bleibt ungenannt. Die Substantivierung hingegen macht Wind und Regen zu Personen.
Ich möchte mir den Herrn Wind ungern denken als Kerl im wehenden Mantel, der einfach durch meine Stube eilt und mir die Kerzen auslöscht. Man stelle sich einen anhaltenden Sturmwind aus Westen vor als ein Heer solcher Gestalten. Vom Atlantik her über Belgien und die Niederlande ergießt sich das finstere Heer ins Land, sie kommen die Straße hoch, legen die Stromversorgung lahm und umzingeln dein Haus.
Einer von ihnen dringt durch die Haustür, in deine Wohnung, in dein Zimmer - und erstickt mit seinem Mantel deine einzigen Kerzen, so dass du im Finstern sitzt und dich fragst: Was, zum Teufel, soll das?
btw hab ich sowas ähnliches grad in einem buch über sprachphilosophie gelesen, ich glaube sogar auch über die hopi. zufälle gibts. :)