Hannover

Die Uhr wird geputzt - Eine Fahrt mit der Line 9 (1)

„Wer schreibt, der bleibt“, sagt der Mann im Schreibwarengeschäft, als ich bei ihm ein rotes Notizblöckchen kaufe. 14 Uhr Lindener Markt. Die Uhr an der Haltestelle wird gerade geputzt. Welch ein herrliches Land, in dem die Uhren geputzt werden. Andernorts fallen die Vögel vom Himmel, manche sehen schon die Apokalypse heranwabern, und hier werden die Uhren geputzt. Das ist doch eine hoffnungsfrohe Zukunftsgeste, die nicht einmal viel kostet, denn Gebäudereiniger arbeiten im Niedriglohnsektor, verdienen laut Tarif 8,55 Euro die Stunde.

Uhr-wird-geputztIch will mit der Straßenbahnlinie 9 bis zum Endhaltepunkt „Fasanenkrug“ fahren. Die Sonne steht schon so tief, dass die Splitkörnchen auf dem Bürgersteig bizarre Schatten werfen. Die Uhren werden geputzt, aber auf den Bürgersteigen knirscht der Split. Eine Frau im dicken Mantel geht vorbei und ruft mir ein freundliches "Hallo" zu. Fast hätte ich sie nicht erkannt. Freilich habe ich die schöne Kurdin noch nie auf freier Wildbahn gesehen, sondern immer nur hinter der Theke im Kioskladen. Der ist so etwas wie der Lindener Supermarkt für Notfälle, hat eigentlich immer auf, und man kann mehr dort kaufen, als man vermisst. Ich kaufe da manchmal Tabak, und die schöne Kurdin greift schon danach, wenn ich reinkomme, kann sich aber partout meine Blättchenmarke nicht merken, fragt jedes Mal nach. Sollte im Dezember 2012 die Welt untergehen, wird sie es immer noch nicht wissen. Aber eins ist sicher, der Kiosk hat beim Weltuntergang auf. Man kann auf der verlinkten Internetseite übrigens abstimmen, ob man den Weltuntergang haben will. Ist doch nett, dass man wenigstens gefragt wird.

Fortsetzung:
Rein in die Wassersenke
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Auf der Dornröschenbrücke kann es auch schön sein

Es gibt ein Wort, das mir immer wieder in die Sätze gerät, obwohl es in den wenigsten Fällen seines Auftretens erforderlich ist. Es ist so liebedienerisch, dass ich es nicht etwa rufen müsste und ihm sagen: „Kannst du mal kommen und helfen!“ No Sir, wann immer ich zu schreiben beginne, lehnt es bereits an der Ecke, und hast du nicht gesehen, steht’s auch schon im Satz und versteckt sich zwischen den Wörtern, die ich gerufen habe. Manchmal scheint es sogar über die Fähigkeit zu verfügen, sich unsichtbar zu machen, so dass es mir erst später auffällt, wenn ein Text schon veröffentlicht ist.

Wieso es sich bei mir wohl fühlt, weiß ich … nicht. Es muss einst auch sein Gegenteil bedeutet haben, doch im heutigen Sprachgebrauch bedeutet es nur noch eine Hinzufügung. Wenn es sich aufgedrängt hat und ich bemerke es rechtzeitig, dann ist die Aussage … in der Regel besser, stärker und bestimmter, sobald ich es vor die Tür gesetzt habe. Es scheint mir aus dem Mündlichen zu kommen und ich gebe zu, dass es … schon mal die Sprachmelodie verbessert.

Kürzlich traf ich einen Mann, der sagte unaufgefordert, er habe eine Plage. Das Wörtchen „auch“ rutsche ihm in alle Sätze. Er nahm es gelassen, ja, konnte darüber lachen und ließ es mehrmals hintereinander ertönen. „Auch, auch, auch!“ Wir saßen ans Geländer der Dornröschenbrücke gelehnt, tranken Bier, rauchten und genossen den Sonnenuntergang. Vor uns die Leine, unter uns die Leine, hinter uns die Leine. Ab und zu hörten wir das rhythmische Schlagen der Ruderblätter eines Achters, guckten ihm kurz hinterher, um uns wieder der untergehenden Sonne zuzuwenden.

Wenn die Sonne über dem Leinetal untergeht und nicht vorher hinter einer Wolkenbank verschwindet, setzt sie jedes Mal die Krone eines stattlichen Baumes in Brand. Er steht in der Ferne am rechten Ufer, wo die Leine nach links hinter einer Flussbiegung verschwindet. Ich kann mich aber nicht darauf konzentrieren, denn ich muss mich der Auchplage des Mannes neben mir widmen und gleichzeitig will ich einem jungen Gitarristen zuhören. Er heißt Daniel, und ich habe ihn kennen gelernt, bevor der Auchmann sich zu uns setzte, zusammen mit einem Freund. Der wiederum stützt mir aus unerfindlichen Gründen sein Handy aufs Knie und spielt mir eine Tondatei von Jürgen von der Lippe vor. Ich komme nicht dahinter, was es damit auf sich hat. Irgendetwas habe ich gesagt, das ihn ermuntert hat, diese Tondatei auf seinem Handy zu suchen.

Ich hatte nur erzählt, dass ich gehört hatte, wie eine junge Frau ihrem Freund erklärte, worum die Dornröschenbrücke manchmal unter den Tritten eines Joggers ins Schwingen gerät. Dieser Mensch habe die falsche Lauftechnik. Wenn einer seinen Fuß richtig abrolle, dann wippe die Brücke nicht. Die anderen sind dann wohl Hackenläufer wie übrigens die meisten Menschen. Das weiß jeder, der Obernachbarn hat. Diese hübsche Frau, die von den Armen bis weit auf den Rücken tätowiert ist, gab mir auch ein Beispiel, dass Sprache manchmal klüger ist als der Sprecher, ja, den rechten Sinn erst über den Fehler in eine Aussage legt. Sie sagte über einen unglücklich verliebten Freund: „Der Philipp ist so ein netter, lieber Mann. Kann der nicht einfach sein Gegenteil finden?“

Sie meinte wohl „Gegenstück“ im Sinne der zwei Kugelhälften im Gleichnis von Platon. Aber ihr Versprecher ist näher an der Wirklichkeit. Ein netter, lieber Mann wird in der Regel ganz und gar nicht sein liebes, nettes Gegenstück finden. Es liegt wohl daran, dass die Chance, die 2. Kugelhälfte zu finden, recht gering ist, und daher geben die meisten zu früh auf und bescheiden sich mit ihrem Gegenteil. Nur weiß ich nicht, was von der Lippe damit zu tun hat und bin froh, als die Tondatei zu Ende ist und mich wieder der leisen Gitarrenmusik zuwenden kann. Denn auch Daniel singt vom Schönen Scheitern. Und hier darf das Auch endlich mal stehen bleiben.

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TT-Musik von: The Bear That Wasn't - Your Huckleberry Friend
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Ode an Heinz Rudolf Kunze seine Bank

Heinz Rudolf Kunze seine Bank

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B2-Run - Mit Frau Wulff für Flaschensammler laufen

„Alles, was Spaß macht, fängt mit f an“, sagt der launige Moderator von Radio ffn Niedersachsen beim Warm up zum B2-Lauf um den Maschsee. Dieser bundesweit ausgetragene Firmenlauf fängt aber nicht mit f an, sondern hört damit auf, in Hannover nach sechs Kilometern im AWD-Stadion, „auf dem heiligen Rasen“ (ffn), und auf den wird mancher der gut 3100 Läuferinnen und Läufer in Firmentrikots erleichtert hinsinken und so bald nicht wieder hochkommen. Da sind nicht immer freiwillig angetreten, Dicke und Dünne, Trainierte und Untrainierte, Kurze und Lange, Krumme und Grade und sogar Verletzte mit Bandage um Knie oder Knöchel.

Das größte Kontingent stellt eine Versicherung. Sie bringt 281 Läufer auf die Beine. Aber andere Versicherungen sind auch nicht faul. Da zeigt sich ein dicker Versicherungswasserkopf auf Laufschuhen. Offenbar sind die meisten Deutschen in Versicherungen beschäftigt, drehen sich quasi gegenseitig Verträge an mit hässlichen Klauseln im Kleingedruckten.

Ganz so ist es nicht. Wie der ffn-Moderator versichert, laufen mit: Angestellte von Dax-Unternehmen, Mittelständlern und welche aus Einmannbetrieben. Die von den Einmannbetrieben gehen aber in der Masse beinah unter, soweit sie nicht Flaschen sammeln aus den Abfalltonnen der Uferpromenade und wirklich keine Zeit für den B2-Lauf haben. Denen wird aber demnächst das einfach so durch die Gegend laufen auch möglich sein, wenn nämlich Bettina Wulffs Armeleutestiftung sich ihrer annimmt. Die bekommt von jedem Läufer einen Euro. Da ist auch der Moderator von ffn beruhigt, dass "etwas für Armen in unserem Land getan wird."

Frau Bettina Wulff soll den Startschuss abfeuern. Sie steht auf einer Hebebühne mit einer Handvoll Fotografen und Kameraleute und wird vom ffn-Moderator ein bisschen interviewt. Er nennt sie „die Revolverlady“, die „Firstlady von Niedersachsen und vielleicht auch demnächst die Firstlady von ganz Deutschland“, man wisse es nicht, es stehe ja jeden Tag was anderes in der Zeitung. Ihre Stimme ist ein bisschen fipsig, denn sie hat keinen Resonanzkörper, vielmehr kein Gramm Fett am Leib, wie es sich für die Schirmherrin einer Armeleutestiftung gehört. Sie ist im Laufdress gekommen und wird mitlaufen, nachdem sie den Revolver abgefeuert hat, nicht für ihre Armeleutestiftung, sondern für die Drogeriekette Rossmann.

Rossmann wird wohl zukünftig auch die Feste im Schloss Bellevue sponsern, sollte Christian Wulff zum Bundespräsidenten gewählt werden. Falls er es nicht wird und schon Verträge unterschrieben sind, könnte sie zur Not den Gauck heiraten. Oder ist der schon? (Bin gerade zu faul nachzuschauen. Eigentlich will ich aber gar nichts von ihm wissen. Ein Pastor als Bundespräsident, der nicht mal eine Armeleutestiftung hat? Das ist ja glatt, um Atheist zu werden. Ach, das bin ich ja längst.) Entschuldigung, weiter im Text:

Pünktlich um 19:30 Uhr feuert Frau Wulff den Revolver ab, verfehlt aber den ffn-Moderator. Trotzdem drängeln sich die Fotografen heran, und sie muss noch eine halbe Minute den Revolver in den Himmel halten, als hätte sie grad den lieben Gott erschossen. Das wird wohl nichts mit dem Gauck. Dann hilft man ihr von der Hebebühne, sie schlängelt sich durch die Absperrung und reiht sich ein in den hinteren Teil der Läuferschar. Natürlich wird sie den Pulk der Fußlahmen bald hinter sich lassen, schon wegen Rossmann.

Alle Läufer tragen übrigens einen RFID-Chip am Schnürsenkel. Der registriert sie, wenn sie am Start vorbeilaufen und wenn sie im Ziel ankommen. Morgen können sie im Internet nachlesen, welche Zeit sie gelaufen sind, wer vor ihnen war und wen sie hinter sich gelassen haben. Die Personalchefs können das natürlich auch nachlesen. Und dann den einen oder die andere zu sich zitieren und den desolaten Fitnesszustand bemängeln, an dem dringend was getan werden muss, wenn man im Unternehmen noch was werden will. Den hübschesten Slogan sah ich auf den T-Shirts eines Mittelständlers: „Wir überholen auch die dicksten Maschinen.“ Das ist freilich keine Kunst.

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Stimme aus einer neuerdings geschätzten Stadt

Manchmal ist es recht hübsch, sich in einigen Dingen ein bisschen vom üblichen Denken, Machen und Tun zu unterscheiden. Da bedient beispielsweise jemand in der Sparkasse die Laufkundschaft, und jeder denkt, ach, der smarte Herr Mobenbach ist immer angemessen gekleidet, hat einen ausgezeichneten Krawattengeschmack und vorzügliche Manieren. Würde man die Kunden fragen, welches wohl Mobenbachs Lieblingstier ist, käme niemand auf die Idee, dass dieser geschniegelte Mann sich privat mit der Erforschung des Nacktmulls beschäftigt, was so ziemlich das hässlichste Tier ist, das die Natur hervorgebracht hat, viel mehr nicht hervorgebracht, sondern glücklicherweise unter der Erde belassen hat.

Ähnlich ging es mir mit Hannover. Alle Welt hat mich gefragt, warum ich aus dem schönen Aachen ausgerechnet nach Hannover gezogen bin, denn diese Stadt wäre doch wohl der Nacktmull unter den Großstädten. Nein, ganz und gar nicht, habe ich immer gesagt, die Stadt hat viele Reize. Dann habe ich mehrmals tief Luft geholt und ausführlich dargelegt, was mir alles an Hannover gefällt. Man hat mir höflich zugehört, aber nichts von allem geglaubt, sondern innerlich den Kopf geschüttelt oder sich überhaupt geschüttelt und mich mit der Schläfenschraube bedacht.

Dem Nacktmull wird das System seiner Gänge und Höhlen wie die beste aller Welten vorkommen. So könnte man doch meinen, dass wenigstens der Hannoveraner seine Stadt für die schönste aller Städte hält. Als etwa Frau Angela Merkel in Aachen den Karlpreis an den Hals bekam und es plötzlich schrecklich zu regnen begann, da rief der damalige Oberbürgermeister Jürgen Linden ins Mikrophon: "Werte gekrönte Häupter, Staatspräsidenten, Wirtschaftskapitäne und geehelichte Büromiezen, wenn es in Aachen regnet, dann ist es der schönste Regen überhaupt!" Es war Hagel.

Ganz anders der typische Hannoveraner. Bei einem Poetry-Slam im hannöverschen "Faust" zum Thema "Hannover" war kein gutes Wort über die Stadt zu hören, wohl aber Hohn und Spott satt, so dass der Moderator Henning Chadde flehentlich an die Vorzüge Hannovers erinnern musste und das Publikum bat, das Hannover-Bashing nicht ganz ernst zu nehmen. Da hätte ich vorgewarnt sein können. Die Beiträge des Teppichhauses erscheinen auch auf dem Sammelblog: Das bloggende Hannover. Stimmen aus einer unterschätzten Stadt. Kürzlich schrieb ich dem Blogbetreiber, Elias Schwerdtfeger, mich störe der Untertitel: "Stimmen aus einer unterschätzten Stadt":

"Für mich ist das kein guter Slogan, da er etwas Negatives herausstellt und auch nicht vom dem Selbstbewusstsein zeugt, das Hannover gut zu Gesicht stehen würde. Man muss unbefangene Leser nicht darauf aufmerksam machen, welchen Makel man empfindet. Das führt nur dazu, dass dieser angebliche Makel immer wieder neue Beachtung findet. (…) Hannover hat viel vorzuweisen. (...) Ich würde mich wesentlich wohler fühlen in einer Stadt, die eben nicht schwer an dem Makel 'unterschätzt' zu tragen hat."

Elias Schwerdtfeger stellte meine Anregung, einen besseren Slogan zu finden, zur Diskussion, aber sie wurde sogleich vom Kollegen Frontbumpersticker (FS) abgewürgt u.a. damit:

"Unsere Elite sind Margot Käßmann, Oliver Pocher, Mousse T., Götz von Fromberg und die Scorpions - bonjour Mittelmaß. Hannover ist grün ohne bäuerlich zu sein, mondän ohne zum Großstadtdschungel zu werden, entspannt ohne abzuschlaffen, bescheiden ohne kleingeistig zu sein, zielstrebig ohne zum Streber zu werden. Hannover ist Durchschnitt - und genau deshalb unterschätzt."

Da half auch nicht mein Einwand:

@ FS "Ja, aber, Hannover hat Kurt Schwitters, das allein reicht mir schon. Wenn nicht, dann nenne ich eben noch den Serienmörder Fritz Haarmann. Ich glaube allmählich, Hannover ist eine unterschätzte Stadt, weil ihr es so wollt. Naja, wer sich unterm Schwanz vom Pferd des Königs Ernst August zu verabreden pflegt …"


Beim Mittelmaß vergessen: Heinz Rudolf Kunze, dem ich mal ein Gedicht gewidmet habe, aber nur wegen seiner Sitzbank gegenüber dem Leineschloss. Dagegen kann Hannover noch stolz sein auf Hannah Arendt, die sogar in Hannover-Linden geboren ist, wo auch ich jetzt lebe. Inzwischen aber ist Hannover aus anderen Gründen ganz oben auf, wegen Lena, die nicht besser singen kann als beinah jede Frau, die ich kenne, und Christian Wulff, den das Merkel unglücklicherweise zum Bundespräsidenten gekürt hat. Da hat auch FS offenbar umgedacht, vielmehr ist er von der geballten Hannover-Begeisterung in der Presse umgestimmt worden und listet auf:

Bild: Was ist das Erfolgsgeheimnis von Hannover?
Süddeutsche: Phänomen an der Leine
HAZ: Das "It-Girl" unter den deutschen Städten
FAZ: Der Bär steppt an der Leine
B.Z.: Aufstieg einer Provinzstadt
DPA: Theorie der Woche - "Heimliche Hauptstadt" Hannover
Welt: Interview mit dem Geist von Hannover
Von Twitter trägt er noch Fritz Haarmann nach, weil BILD den Serienmörder in der Liste der Berühmtheiten vergessen hat. Na, denke ich mir, wenn alle jubeln, ist’s keine Kunst. Man muss den Nacktmull schon lieben, bevor ihn jeder als Kuscheltier haben will.

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Schlangenlinien auf der Gegenspur

Am Sonntag bin ich mit dem Fahrrad mitten auf der Straße gefahren und bei Rot über die Ampel, unter den Augen der hannöverschen Polizei. Anschließend, weil’s so schön war: Schlangenlinien auf der Gegenspur, und zwar ungefähr da, wo sie Frau Käßmann aus dem Phaeton gezerrt haben. Die Polizei ließ mich gewähren, nicht etwa, weil ich keine Bischöfin bin und man mich aus meinem Fahrrad nicht herauszerren könnte, sondern weil in Hannover autofreier Sonntag war – mit Spektakel in der gesamten Innenstadt und rundum. Plötzlich schien es, als wären fast alle Hannoveraner Bummler, Radfahrer oder Mitglieder von Vereinigungen, die nichts Besseres zu tun haben, als Stände mit alternativen Fortbewegungs- und Energiekonzepten zu errichten, Kunstrad zu fahren, um aufgestellte Hütchen zu skaten oder auf Stelzen zu laufen.

Anders die manischen Autofahrer, die in den Außenbezirken auf die Aufhebung der Sperrungen gewartet haben, um endlich wieder in die Innenstadt zu brausen und dem Wahnsinn zu frönen, den man Autoverkehr nennt.

Gewiss war am Abend der Teufel los auf den Straßen Hannovers, denn der Triebstau der Autofahrer wird gewaltig gewesen sein. Endlich mal wieder jemand totfahren können, wenigstens ein bisschen verletzten, erschrecken, anmaulen, anhupen oder immerhin das Autofahrermantra „Arschloch!“ murmeln. Natürlich haben Autofahrer auch Rechte. Aber sie werden nicht gern hören, was am Sonntag allenthalben gedacht wurde, als sie nicht da waren, wie wunderschön nämlich die Welt wäre, wenn der Mensch nicht zwanghaft Autofahren müsste. Dieser unbändige Zwang hat wahrscheinlich etwas mit frühkindlicher Konditionierung zu tun, beispielsweise durch Bobbycars, auf die man seit Jahrzehnten unschuldige Kinder setzt, damit sie lernen, dass nur der Mensch mit vier lärmenden Rädern unterm Arsch ein angesehenes und vollwertiges Mitglied der Gesellschaft ist.

Rund 4000 Verkehrstote jährlich sind keine Kleinigkeit. Wir müssten mindestens eine Kompanie Selbstmordattentäter ins Land holen, um das zu toppen. Aber warum ausländische Arbeitskräfte für eine Sache anwerben, die wir selber viel besser können, zumal ein paar verstreute Sprengsätze zwar saftige Kollateralschäden anrichten, aber nicht geeignet sind, eine Dunstglocke aus Abgasen über die Stadt zu stülpen. Bei ausgedehnten Wanderungen oder Radtouren durch den Wald bekomme ich häufig Kopfschmerzen. Da sind einfach nicht genug Abgase in der Luft, weshalb Selbstmordattentäter für mich keine Alternative sind. ADAC-Mitglieder sind zuverlässiger. Das ist noch gute deutsche Wertarbeit. Und so gesehen, bin ich doch ziemlich froh, dass der autofreie Quatsch nur einmal im Jahr stattfindet.
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Sattelnotstand in Hannover - Felgenschlag in Aachen

Man hat mich beklaut, mich bestohlen, mir die Lampe vom Fahrrad abgezogen. Wer war das? Fluch über dich, du elender Mensch. Du sollst am eigenen Leibe fühlen, wie unangenehm es berührt, wenn man beklaut worden ist. Man klaue dir die Satellitenschüssel! Es ist nicht nur der Verlust von Licht, Bild und Ton, nein, es ist auch die ärgerliche Aussicht auf den Aufwand der Wiederbeschaffung und Montage, mal abgesehen davon, dass es auch noch Geld zu kosten beliebt.

Beim Discounter gab es heute preiswerte Fahrradsättel. Vielmehr waren schon alle weg, als ich gegen Mittag dort ankam. Nur noch das Schild war da, und das leere Korbfach gähnte mich an und sagte: „Ich habe meine Arbeit schon in aller Früh getan, als du noch faul in den Morgen gegammelt hast.“ Das fand ich ziemlich unverschämt, denn woher sollte ich wissen, dass in Hannover ein derart großer Notstand an Fahrradsätteln herrscht, dass man sich im Morgengrauen vor dem Laden anstellen muss und womöglich noch in Nahkämpfe verstrickt wird. Was ist denn bloß los in Hannover? Wo sind eure Sättel hin?

Mann - sein Fahrrad und Wolke
Vermutlich sind sie durchgescheuert oder mürbe geworden vom vielen Besessensein. Denn in Hannover fährt man gut und gerne Rad. Bisher sah ich keine Stadt, die ein solch ausgedehntes und gut angelegtes Radwegenetz hat. Jede Straße, die breiter ist als ein Eselspfad, hat mindestens auf einer Seite einen Radfahrweg, und manche Gassen sind überhaupt nur Fahrradstraßen, weil sie links und rechts Radwege haben, weshalb dann gar kein Platz mehr für die Autofahrbahn ist. Nahezu wunderbar ist die Absenkung der Bordsteine an Straßeneinmündungen. Sie sind derart sanft, dass man am liebsten nur auf und ab fahren würde. In Aachen hingegen sind die Absenkungen so ruppig steil, dass man sich einen Schlag in die Felge holen kann, weshalb man in Aachen auch mehr Fahrräder sehen kann, die einen Schlag im Reifen haben. Eigentlich hat jedes Rad in Aachen mindestens einen Schlag in der Felge. Man kauft sie schon so. Inzwischen muss ich zugeben, dass Aachen, an Hannover gemessen, eine Radfahrerdiaspora ist. Das liegt natürlich auch an den vielen Hügeln in und um Aachen, die ein Radfahrer ständig vor den Bauch bekommt. Da zweifeln die Stadtväter vermutlich daran, ob sie die Extremsportart Radfahren überhaupt fördern sollen.

Das Stadtgebiet von
Hannover dagegen ist flach, abgesehen vom Lindener Berg, von den Brücken über die Leine, die Ihme, den Mittellandkanal und über diverse Eisenbahnlinien und Autobahnen. Ziemlich abenteuerlich sind die Brücken über die Schnellwege im ausgedehnten Stadtwald, der Eilenriede. Manche führen in einer Art Parabel hinüber, die an ihrer steilsten Stelle gut 20 Prozent Steigung hat. Da hoch zu fahren, das ist ein bisschen wie Achterbahn. Die Kuppe ist so spitz, dass man zweifelt, ob man hoch über dem brandenden Autoverkehr überhaupt stehen kann. Auch hat man am Fuß der Parabel nicht die Gewissheit, dass sie auch eine andere Seite hat, so dass man mit leiser Sorge gen Himmel fährt. Die Erbauer dieser Kunstwerke haben vorsorglich an beiden Enden der Brücken rotweiß markierte Sperren angebracht. Daher kann man weder mit Schwung hinauffahren, noch vollstoff hinabsausen. Natürlich dient diese Vorsichtsmaßnahme auch der Sicherheit der Fußgänger.

Man hat ja schon von den wunderlichen Fällen gehört, dass sich Hund und Katze vertragen, sogar aus einem Napf fressen. So ähnlich wunderbar ist die friedliche Koexistenz der Hannöverschen Fußgänger und Radfahrer. Selbst wo sie sich den Weg teilen, geht alles gemessen, ruhig und höflich zu. Fußgänger lassen sich gelassen umkurven, Radfahrer fahren den Fußgängern kaum in die Hacken, man macht sich ohne viel Gewese Platz – ach, wäre die Welt überall so harmonisch. Ist sie aber nicht. Meine Fahrradlampe wurde gestohlen. Und ich bekam keinen neuen Fahrradsattel. Aber Lampen gab’s noch beim Discounter. Fahrradlampen gehen in Hannover nicht. Wenn der Hannoveraner eine Lampe braucht, dann klaut er eine.
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Effizientes Flippern im schwarzen Dress

Schon im Jahr 1922 wünschte sich der Schriftsteller Alfred Polgar von der Schreibmaschine: „Die Entwicklung muss hier, wie bei jeder Maschine, dahin streben, die notwendige menschliche Mitarbeit immer mehr und mehr einzuschränken. Der Tag, an dem es gelungen sein wird, den Schriftsteller ganz auszuschalten und die Schreibmaschine unmittelbar in Tätigkeit zu setzen, wird das große Zeitalter menschlicher Dichtkunst einleiten.“

Dieses große Zeitalter ist ja längst angebrochen, seitdem wir über den Computer verfügen, den Umberto Eco schon in den 80ern zur "spirituellen Maschine" erklärt hat. Also lasse ich die Finger über die Tasten eilen, ohne sie von kruden Gedanken stören zu lassen, und berichte über die weltweit größte Demonstration mannigfaltiger Bestrebungen, den menschlichen Geist weitgehend überflüssig zu machen und den Rest zu steuern. Wie sich jeder ohne Anstrengung denken kann, geht's um die CeBIT 2010. Hier zeigen sich zwei große Tendenzen, beide nicht neu, aber immer ausgefeilter:

Erstens sollen Hard- und Software zunehmend übernehmen, was der Mensch früher mit seinem Kopf bewerkstelligen musste, sogar als intelligentes Verhalten angesehen wurde, und weil die Maschinen inzwischen so ungleich schneller und genauer sind als er, kann er am Ende nicht mehr sicher sein, ob er wenigstens noch zum Kaffeeholen taugt, ohne zu schlabbern. Was Programme so alles können und wie sie zu bedienen sind, erfährt der geneigte Fachbesucher in diversen Auditorien. Da agieren Moderatoren mit Mikrophonen vorm Maul, von Kameras abgefilmt und überhöht, vor und auf Displays groß wie Hauswände, und man sieht wie hie angeklickt, da etwas eingeben wird oder wie ganze Elemente von einer Ecke der Bedieneroberfläche in die andere gezogen werden, worauf weitere Pop-Up-Fenster aufspringen und damit vor allem eines zeigen: Die Software ist ein nicht auszulotendes Universum. Glücklich, wer sich nicht darin verrennt, sondern eine Weile zu tun imstande ist, was das Programm von ihm verlangt.

Um was es geht, das tönt aus allen Lautsprecherboxen: „Effizienz“. Das Wort bedeutet etwa „bestmöglicher Wirkungsgrad“, „besonders wirtschaftlich“. Man ahnt, wie sich die Leute fühlen, die vor dem Geflimmer der Riesendisplays sitzen wie Ochsen vorm Berg, mal aufs Klo müssten oder Hunger haben, schon eine Weile nicht mehr mitkommen, weil ihnen neue Fachtermini nur so um die Ohren fliegen und alles viel zu rasch aufeinander folgt. Die überwiegend männlichen Zuschauer lernen hier vor allem eines: Besonders wirtschaftlich sind sie nicht, wenn sie kaum die Hälfte mitkriegen und den Rest auch noch vergessen, sobald eine der aufgezäumten Messehostessen vorbeistöckelt. Effizienz ist das dem Menschen unerreichbare Ziel, denn egal, welche Bedienungsvorschriften er sich auf die unzulängliche menschliche Festplatte schafft - schon im nächsten Jahr wird man ihm zeigen, dass alles noch viel effizienter geht.

cebit2010

Immerzu hinterher zu hecheln und ständig in Gefahr, abgehängt zu werden, das deprimiert, und so erklärt sich der allgemeine Dresscode: Schwarzer Anzug. Die langhaarigen Garagentüftler sind Technikgeschichte, und die digitalen Bohemiens sind längst in einer ineffizienten Zeitblase gestrandet, wo sie ein bisschen an sich und ihren digitalen Gimmicks herumspielen dürfen. Den Ton geben die Technokraten und Ingenieure an, und die servilen Maschinendiener geben auch das Tempo vor. Im Gewusel der Messebesucher überwiegt schwarz, und hier unterscheidet sich der Inder nicht vom Japaner, der Turkmene nicht vom Spanier oder Brandenburger. Aber was man ganz und gar nicht sieht, sind Schwarzafrikaner. An Computertechnologien haben sie offenbar keinen Anteil. Der schwarze Kontinent ist ein weißer Flecken auf der digitalen Landkarte, ein ganzer Kontinent ist längst abgehängt und folglich hoffnungslos ineffizient, nicht mehr zu retten.

Der zweite Anschlag auf den menschlichen Geist ist weit radikaler. Es geht um die totale Vereinnahmung des Menschen, um die Anpassung des Menschen an die Maschine. Sie beginnt schon mit dem Einlass. Du kannst nicht einfach eine Eintrittskarte kaufen und durch eines der Drehkreuze spazieren. Du musst dich zuerst über ein Terminal registrieren, deinen Wohnort und die E-Mail-Adresse preisgeben, das Unternehmen benennen, von dem du geschickt worden bist, und hinsichtlich seiner Größe klassifizieren, deine Funktion angeben. Irgendwo wird dein Name auf ein Kärtchen gedruckt, und danach tritt eine freundliche Hostess an dich heran und händigt dir einen Anhänger mit Hosenträgerklammer aus, den du tragen musst, als wärst du ein wandernder Kartoffelsack. Seitlich befindet sich ein Scan-Code, und wo du überall gescannt wirst, weißt du nicht. Offenbar will man jederzeit wissen, wo der Kartoffelsack unterwegs ist. Ein Wunder, dass dem Messebesucher noch kein RFID-Chip untergejubelt wird, mit dessen Hilfe sich ein komplettes Bewegungsbild erstellen lässt.

Am Stand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung setze ich mich an einen Flipper. Und wie ich noch nach den Bedienknöpfen taste, tritt eine Dame hinzu und erklärt, dass man diesen Flipper nur mit Gedanken steuern könne. Tags zuvor habe ein junger Mann auf meinem Platz gesessen, etwa eine Dreiviertelstunde sein Gehirn trainiert, und dann habe er flippern können, ohne seine Hände zu benutzen. Nur etwa 70 Prozent der Menschen seien in der Lage, gedanklich zu flippern; - wer hätte das gedacht. Das wirft die Frage auf, was werden soll mit den 30 Prozent mentaler Flipper-Analphabeten. Kann sich die digitale Gesellschaft auf Dauer leisten, diese Versager durchzufüttern? Wer seine gedanklichen Abläufe nicht auf einfaches Links-Rechts und Ja-Nein konditionieren kann, wozu soll der noch gut sein?

Die gedankliche Steuerung von Flippern, Computern, Flugzeugen oder Waffensystemen funktioniert nur ohne Wenn und Aber. Wer zweifelt, wer sich ein Vielleicht vorbehalten möchte oder noch mal in Ruhe drüber nachdenken, ist nicht maschinenkompatibel. Unsere Schulen werden ein neues Denken lehren müssen, das Denken der reinen Zweckbestimmung. Dann, und das ist ein Grund zum Jubeln, dann erklärt sich alles zum gedanklichen Ballast, was Sand ins Getriebe der Mensch-Maschinen-Interaktion streuen könnte: Das üble Zweifeln, die quälerischen Sinnfragen und das ganze Gedöns können wir getrost vergessen. 70 Prozent der Menschheit geht herrlich effizienten Zeiten entgegen. Und der Rest hat frei.
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Vor einem Jahr - Mit dEUS in den Vorfrühling



Hannover zwischen Leine und Maschsee, vom Fahrrad aus gesehen.
Viel Vergnügen! (Nach Start bitte 480p anklicken, sieht besser aus)
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Ein Rheinländer in Hannover (1) – "Da nicht für!"

Hannoveraner sind höfliche Leute. Wenn dir in der Dunkelheit auf dem Bürgersteig eine Rotte Halbwüchsiger entgegenkommt, selbst dann musst du nicht vorsorglich die Straßenseite wechseln; sie stoppen ihre wüsten Gesten, belästigen dich nicht mit harten Worten, sondern verstummen, indem sie dir artig Platz machen. Eines Abends wollte ich verschneite Autos fotografieren. Auf dem Gehweg war nur ein schmaler Streifen geräumt. Da kam eine dunkle Gestalt mir entgegen und verharrte geduldig in der Kälte, bis ich mein Foto geknipst hatte. Ich sagte: „Dankeschön!“, aber die Gestalt sagte wegwerfend: „Ach! Da nicht für!“

Hannoveraner sind
freundlich, aber man kann es ihnen nicht wirklich recht machen. Du bist eingeladen, bedankst dich geflissentlich, und was kriegst du zu hören? „Da nicht für!“ Sofort hast du ein schlechtes Gewissen. Hätte man sich für etwas anderes bedanken müssen, für eine riesige, weltbewegende Sache, die einem zuteil wurde, aber man hat’s nicht gemerkt, ist einfach zu blöd?

„Da nicht für!“, nuschelte gestern einer der Moderatoren beim Poetry-Slam im Hannöverschen Kulturzentrum Faust in sein Mikrophon. Es hat mich beruhigt, dass auch Hannoveraner sich gegenseitig keinen Dank gönnen. Leider weiß ich nicht, was der Anlass für „Da nicht für!“ war, denn die Moderatoren Jan Egge Sedelies und Henning Chadde redeten unentwegt durcheinander. „Dankeschön, dass ich nix verstanden habe.“ „Ach, da nicht für!“ Thema des Slams war an diesem Abend was? „Hannover“. Neun Slammer traten an, und die meisten gaben sich redliche Mühe, die Stadt in den Dreck zu ziehen, was mich als Neubürger ziemlich verunsicherte. Sollte ich am Ende einen Knick in der Optik haben und Schönheit sehen, wo nur Beton ist? Schließlich befleißige ich mich, die Stadt in den höchsten Tönen zu loben, wann immer einer wissen will, warum ich ausgerechnet von Aachen nach Hannover und so.

Rathaus Hannover

Ja, Hannover hat auch Beton. In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts liebte man den architektonischen Stil des Brutalismus. Inzwischen wollen die Stadtväter den Beton aber loswerden, weshalb es in Hannover viele hartnäckige Baustellen gibt. An Beton hat sich eben schon mancher Bagger die Zähne ausgebissen. Bevor man mich rügt: Ich weiß, es gibt auch Stadtmütter, aber das zarte Geschlecht hatte es nie mit Beton, ausgenommen vielleicht Ursula von der Leyen. An ihre brutalistische Betonfrisur lässt sie keinen Abrissbagger, was wiederum beweist, wie sehr die Architektur die Menschen prägt und manchmal sogar härtet.

Zugegeben, das alles ist abschreckend, aber was hat beispielsweise Wanne-Eickel zu bieten? Doch offenbar nicht viel, aber hätte jemals einer aus Wanne den Beton seiner Stadt verflucht? Nein, der guckt einfach in den Himmel und besingt den Mond. Und sag mal leichthin, in Bielefeld wäre das Wegfahren am schönsten, dann kannst du dich aber warm anziehen. Monatelang haben mich Bielefelder deswegen beschimpft, und manche konnten sogar beinahe Hochdeutsch.

Es war voll im Faust, und wer zu spät kam, musste am Rand stehen. Zuletzt kam eine Blondine, verschmähte den Rand, platzierte sich gut gelaunt mitten im Raum und verstellte etwa 25 Leuten die Sicht auf die Bühne. Immerhin, wenn sie eitel mit dem Kopf wackelte, konnte ich durch ihre Haare gucken. In der Pause stand ich draußen bei den Rauchern. Da sagte einer: „Ich sehe nur den Rücken von so einer blöden Blondine im weißen T-Shirt.“ Darüber habe ich mich doch gewundert. Wenn er gleich hinter ihr saß, warum hat er sie nicht ermahnt? Das ist typisch für Hannoveraner; sie ertragen selbst Unverschämtheiten geduldig und murren nur, wenn sie glauben, unter sich zu sein.

Sinnbildhaft für diesen Untertanengeist ist eine wunderliche Sitte. Auf dem Bahnhofplatz steht das Reiterstandbild von König Ernst August I. Wenn sich Hannoveraner verabreden, dann am liebsten „Unter dem Schwanz“ seines Pferdes. Offenbar gefällt ihnen die Vorstellung, sich vom königlichen Ross bekötteln zu lassen. Als Ernst August noch lebte, hat man die Köttel nämlich gesammelt, um sich im Winter die Hände daran zu wärmen. Wenn der König durch die Stadt ritt und sein Pferd kötteln ließ, dann jubelten seine Untertanen: „Gott schütze den König!“ Und Ernst August I. antwortete generös: „Ach, da nich für!“
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Lo - 25. Feb, 17:03
An einem Sonntagmorgen...
Allmorgendlich klappe ich den Tagesschau-Feadreader...
Trithemius - 25. Feb, 10:45
Teestübchen Humorkritik...
Morgens werde ich wach, ist mein Humor weg, die heitere...
Trithemius - 13. Feb, 17:30
Hallo Melanie,
welch eine Überraschung. Du bist mir offenbar nicht...
Trithemius - 3. Jan, 17:02

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