Die Uhr wird geputzt - Eine Fahrt mit der Line 9 (1)
von Trithemius - 11. Jan, 17:34
„Wer schreibt, der bleibt“, sagt der Mann im Schreibwarengeschäft, als ich bei ihm ein rotes Notizblöckchen kaufe. 14 Uhr Lindener Markt. Die Uhr an der Haltestelle wird gerade geputzt. Welch ein herrliches Land, in dem die Uhren geputzt werden. Andernorts fallen die Vögel vom Himmel, manche sehen schon die Apokalypse heranwabern, und hier werden die Uhren geputzt. Das ist doch eine hoffnungsfrohe Zukunftsgeste, die nicht einmal viel kostet, denn Gebäudereiniger arbeiten im Niedriglohnsektor, verdienen laut Tarif 8,55 Euro die Stunde.
Ich will mit der Straßenbahnlinie 9 bis zum Endhaltepunkt „Fasanenkrug“ fahren. Die Sonne steht schon so tief, dass die Splitkörnchen auf dem Bürgersteig bizarre Schatten werfen. Die Uhren werden geputzt, aber auf den Bürgersteigen knirscht der Split. Eine Frau im dicken Mantel geht vorbei und ruft mir ein freundliches "Hallo" zu. Fast hätte ich sie nicht erkannt. Freilich habe ich die schöne Kurdin noch nie auf freier Wildbahn gesehen, sondern immer nur hinter der Theke im Kioskladen. Der ist so etwas wie der Lindener Supermarkt für Notfälle, hat eigentlich immer auf, und man kann mehr dort kaufen, als man vermisst. Ich kaufe da manchmal Tabak, und die schöne Kurdin greift schon danach, wenn ich reinkomme, kann sich aber partout meine Blättchenmarke nicht merken, fragt jedes Mal nach. Sollte im Dezember 2012 die Welt untergehen, wird sie es immer noch nicht wissen. Aber eins ist sicher, der Kiosk hat beim Weltuntergang auf. Man kann auf der verlinkten Internetseite übrigens abstimmen, ob man den Weltuntergang haben will. Ist doch nett, dass man wenigstens gefragt wird.
Fortsetzung: Rein in die Wassersenke
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Ich will mit der Straßenbahnlinie 9 bis zum Endhaltepunkt „Fasanenkrug“ fahren. Die Sonne steht schon so tief, dass die Splitkörnchen auf dem Bürgersteig bizarre Schatten werfen. Die Uhren werden geputzt, aber auf den Bürgersteigen knirscht der Split. Eine Frau im dicken Mantel geht vorbei und ruft mir ein freundliches "Hallo" zu. Fast hätte ich sie nicht erkannt. Freilich habe ich die schöne Kurdin noch nie auf freier Wildbahn gesehen, sondern immer nur hinter der Theke im Kioskladen. Der ist so etwas wie der Lindener Supermarkt für Notfälle, hat eigentlich immer auf, und man kann mehr dort kaufen, als man vermisst. Ich kaufe da manchmal Tabak, und die schöne Kurdin greift schon danach, wenn ich reinkomme, kann sich aber partout meine Blättchenmarke nicht merken, fragt jedes Mal nach. Sollte im Dezember 2012 die Welt untergehen, wird sie es immer noch nicht wissen. Aber eins ist sicher, der Kiosk hat beim Weltuntergang auf. Man kann auf der verlinkten Internetseite übrigens abstimmen, ob man den Weltuntergang haben will. Ist doch nett, dass man wenigstens gefragt wird.
Fortsetzung: Rein in die Wassersenke
Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung :-)